Trotz rückläufiger Zahlen: Bargeld noch beliebtestes Zahlungsmittel in Deutschland

Deutsche Konsumenten halten weiterhin an ihrem Bargeld fest. Allerdings konnten digitale Zahlungsmittel in den vergangenen Jahren deutlich zulegen. Die Deutsche Bundesbank präsentiert ihre neuesten Zahlen.
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Noch gut die Hälfte aller Transaktionen werden mit Bargeld beglichen.Foto: derketta/iStock
Von 8. Juli 2024

„Nur Bares ist Wahres“ – das dachten sich im vergangenen Jahr noch viele Menschen in Deutschland. Bei Einkäufen zogen sie das Bezahlen mit Münzen und Scheinen der einem Zahlvorgang mit Karte oder dem Mobiltelefon vor.

Allerdings nahm der Anteil an allen Transaktionen wie bereits in den Vorjahren ab. Zuletzt lag dieser bei 51 Prozent. Das geht aus einer am 1. Juli veröffentlichten Untersuchung der Deutschen Bundesbank hervor. Zahlungen mit Debitkarte oder mit dem Handy werden demnach immer beliebter.

Digitales Bezahlen holt auf

Klar auf Platz zwei der beliebtesten Zahlungsmethoden in Deutschland war 2023 die Kartenzahlung mit der Debitkarte. Die Verbraucher haben sie bei 27 Prozent aller Transaktionen verwendet. Mit 97 Prozent besaß 2023 fast jeder Einwohner mindestens eine solche Bezahlkarte.

Alle übrigen Zahlungsmethoden wurden deutlich seltener verwendet. Die Kreditkarte schaffte es auf einen Anteil von 6 Prozent, ebenso wie das mobile Bezahlen. Überweisungen kamen in 4 Prozent aller Bezahlvorgänge zum Einsatz, und in 3 Prozent der Fälle ein Internetbezahlverfahren wie beispielsweise digitale Geldbörsen (E-Wallets).

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Verwendung von Zahlungsmitteln 2023 in Deutschland, gemessen an der Anzahl der Transaktionen. Foto: mf/Epoch Times, Daten: Bundesbank

Vorteile von Bar- und Kartenzahlung

Verglichen mit der vorangegangenen Studie des Jahres 2021 legte der Anteil der Bezahlung mit Debitkarte um fünf Prozentpunkte zu. Gleichzeitig nahm der Anteil der Bargeldzahlungen um sieben Prozentpunkte ab. 2017 lag der Anteil von Scheinen und Münzen noch bei 74 Prozent.

„Dieser Rückgang ist zwar nicht mehr so ausgeprägt wie während der Corona-Pandemie. Dennoch sinkt der Barzahlungsanteil schneller als in den Jahren davor“, erklärte Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der deutschen Notenbank. Stark gewachsen ist indes das mobile Bezahlen, der Anteil verdreifachte sich in den vergangenen zwei Jahren von zwei auf sechs Prozent.

Auch die persönlichen Vorlieben der Menschen verschoben sich in den vergangenen Jahren weiter. Demnach würden 44 Prozent der Befragten bei freier Auswahl am liebsten nicht in bar bezahlen, das waren drei Prozentpunkte mehr als zwei Jahre zuvor. 28 Prozent der Befragten nannten indes das Bargeld als bevorzugte Zahlungsmethode – ähnlich viele wie im Jahr 2021. Weiteren 28 Prozent war es egal, wie sie bezahlen.

Auf die Frage nach den Vorteilen vom Bargeld [Seite 29] war die häufigste Antwort der Befragten, dass es anonym ist und die Privatsphäre besser schützt. Viele schätzten zudem, dass der Bezahlvorgang damit gleich erledigt ist und keiner weiteren Prüfung bedarf.

Als Vorteile der Kartenzahlung nannten die Teilnehmer das ausreichende Volumen. Sie müssten keine Sorge haben, dass das Geld nicht reicht. Der Bargeldbestand im Geldbeutel liegt, wie in den Vorjahren, bei rund 100 Euro [Seite 5]. Kommt ein spontaner größerer Einkauf dazwischen, kann der Geldbeutel an seine Grenzen stoßen. Zudem sind die Befragten der Ansicht, dass es mit der Debitkarte schneller und einfacher geht.

Bargeld in 15 Jahren fast verschwunden?

Deutlich zugenommen habe die Zahl der Händler, die Kartenzahlungen akzeptieren, hieß es weiter. Bei 80 Prozent aller Zahlungen vor Ort wäre eine Bezahlung per Karte oder mit dem Smartphone möglich gewesen, 20 Prozentpunkte mehr als 2021. Die Akzeptanz von Bargeld indes ist leicht gesunken, von 97 Prozent auf inzwischen noch 94 Prozent.

Zwei Drittel der Befragten möchte den Angaben zufolge auch in 15 Jahren noch genauso wie jetzt Bargeld nutzen, fast die Hälfte erwartet jedoch, dass Bargeld dann nahezu aus dem Alltag verschwunden sein wird. Sieben Prozent erwarteten sogar die komplette Abschaffung.

Im vergangenen Jahr empfanden die Befragten den Zugang zu Bargeld als zunehmend schwieriger. Der Anteil der Befragten, die es als „ziemlich schwierig“ oder „sehr schwierig“ erachteten, zu einem Geldautomaten oder Bankschalter zu gelangen, stieg gegenüber 2021 von sechs Prozent auf 15 Prozent. Dabei kam es nicht darauf an, ob sie sich in der Stadt oder auf dem Land befunden haben.

Schwerer an Bargeld zu gelangen

Die Bundesbank vermutet als Ursache dieser Entwicklung den Rückbau von Geldautomaten und die Schließung von Bankschaltern [Seite 17]. Ende 2020 gab es in Deutschland noch rund 57.000 Geldautomaten. Zwei Jahre später lag diese Anzahl bei unter 53.000 Automaten. Ebenso reduzierte sich die Anzahl der Bankstellen. Diese fiel im selben Zeitraum von knapp 26.000 auf rund 22.000.

Laut der Untersuchung hing das aber auch davon ab, bei welchem Bankinstitut die Befragten sind. Am zufriedensten waren Kunden der Sparkassen oder Landesbanken sowie der Volks- und Raiffeisenbanken. Der Zugang zu Abhebemöglichkeiten verschlechterte sich insbesondere bei den Direktbanken. Darunter fallen beispielsweise die ING oder die Comdirect. Auch die Kunden von Cash-Pool- und Cash-Group-Banken berichteten vermehrt von Schwierigkeiten bei dieser Frage.

Für die aktuelle Umfrage wurden von September bis November im vergangenen Jahr rund 5.700 zufällig ausgewählte, in Deutschland lebende Bürger per Telefon befragt. Sie führten zudem drei Tage lang ein Tagebuch über ihr Zahlungsverhalten. In den Zahlungstagebüchern wurden mehr als 15.000 Transaktionen mit einem Umsatz von mehr als 660.000 Euro aufgezeichnet.

Neue digitale Bezahlmethode initiiert

Erst kürzlich startete die sogenannte European Payments Initiative (EPI, europäische Bezahlinitiative) mit dem neuen europäischen Bezahlsystem Wero. Zu Beginn beteiligen sich daran Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland. Damit sollen die Nutzer mobile Überweisungen von einem Handy auf ein anderes tätigen können.

Für die Transaktion in Echtzeit soll dann nur noch eine Mobiltelefonnummer oder eine E-Mail-Adresse nötig sein. Ab kommendem Jahr soll es möglich sein, mit Wero online einzukaufen. Ab 2026 soll das europäische Bezahlsystem dann auch den Weg in den Einzelhandel finden.

Die EPI ist ein Gemeinschaftsunternehmen, bestehend aus 14 Banken und zwei Zahlungsfirmen. Sie treten mit Wero in den Wettbewerb mit großen US-Finanzkonzernen wie Mastercard, Visa und Paypal. Zudem wollen sie Apple Pay und Google Pay Anteile wegnehmen.

„Wero wird die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr stärken“, sagte Joachim Schmalzl, Vorstand im Sparkassenverband DSGV und Aufsichtsratsvorsitzender von EPI. Ob das neue europäische Bezahlsystem eine ernsthafte Konkurrenz zu den Marktriesen unter den momentanen Bezahlsystemen werden kann, wird sich zeigen.

(Mit Material von AFP)

 



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