Stimmung im Land: Vielzahl der Krisen raubt Optimismus
Die aktuelle Krisenlage lässt die Deutschen pessimistisch auf das Jahr 2023 blicken. Das zeigt eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft EY zum Verbrauchervertrauen, über die die „Welt“ berichtet. Zum einen bewerten die Bundesbürger ihre aktuelle finanzielle Lage demnach so negativ wie selten zuvor. Zum anderen machen sich Zukunftsängste breit.
Schon fast jeder vierte der gut 1.000 Befragten gibt an, dass seine aktuelle wirtschaftliche Situation nicht gut ist. Von einer Verschlechterung der Wirtschaftslage gehen hierzulande zwei Drittel der Bundesbürger aus.
Schlimmer als bei Krise von 2008
Das ist ein noch höherer Wert und eine schlechtere Stimmung als zur Finanzkrise in den Jahren 2008/2009. „Inflation und die damit steigenden Lebenshaltungskosten belasten die Menschen derzeit enorm“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von EY Deutschland, Henrik Ahlers gegenüber der „Welt“. Pessimistisch in die Zukunft blicken 56 Prozent der Deutschen. Im Vorjahr lag dieser Wert lediglich bei 34 Prozent.
Auch für die nahe Zukunft sehen die Deutschen daher schwarz für die eigenen Finanzen: Schon 41 Prozent der Befragten glauben, dass sich ihre wirtschaftliche Situation im Jahr 2023 verschlechtern werde.
Das sind fast doppelt so viele wie noch bei der letzten Befragung vor Jahresfrist, und gegenüber dem Jahr 2020 hat sich die Zahl sogar fast vervierfacht. „Die Vielzahl der Krisen, die sich gegenseitig auch noch zu verstärken scheinen, raubt den Menschen den Optimismus“, sagte Ahlers.
Ahlers: „Nicht ganz so schlimm wie es scheint“
Gleichzeitig wies Ahlers darauf hin, dass die Stimmung negativer ist als die tatsächliche Lage. „Es ist auch wichtig, festzustellen: So schlecht wie sich die aktuelle Lage für viele anfühlt, ist sie in Summe nicht.“ Die Wirtschaft würde demnach noch verhältnismäßig gut dastehen. Das liege daran, dass die Unternehmen trotz der gesteigerten Unsicherheiten eine „beachtliche“ Auftragslage hätten.
Zudem würden die Befragten keinen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit fürchten. Dabei hielten ganze 85 Prozent der Bundesbürger ihren Job für sicher. Diese Tendenz habe es in allen Altersklassen gegeben. Dabei fühlen sich Topverdiener sicherer als Geringverdiener.
38 Prozent aller Befragten sind der Ansicht, dass sie heute schlechter dastehen als vor einer Dekade – bezogen auf Lebensstandard und Vermögen. Im Gegenzug berichten 35 Prozent von einer Verbesserung.
Damit haben unterm Strich erstmals seit dem Jahr 2009 wieder mehr Menschen das Gefühl, dass ihr Lebensstandard abgenommen hat. Mit steigendem Alter nimmt der Anteil der Befragten, die die Entwicklung ihres Lebensstandards positiv bewerten, ab.
Situationsbedingter Sparzwang
Als Reaktion wollen die Deutschen im Jahr 2023 stark sparen. Vermieden werden zum Beispiel größere Anschaffungen, insbesondere der Kauf von Autos, Küchen und Sofas. Fast zwei Drittel der Bundesbürger planen hier wesentlich kleinere Budgets ein.
Auch die Ausgaben für Unterhaltungselektronik wie Computer, Fernseher oder Smartphones werden reduziert, konkret in mehr als jedem zweiten Haushalt. Gleiches gilt für Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten an Haus und Wohnung.
Ebenso fallen Alltagsfreuden zunehmend weg. So planen 49 Prozent der Befragten weniger Restaurantbesuche und jeweils 42 Prozent sparen bei Freizeitaktivitäten wie Kino, Schwimmbad, Sport oder dem Kauf neuer Kleidung. Hinter diesem Sparwillen oder -zwang steht die Sorge vor hohen und weiter steigenden Energiepreisen und Lebenshaltungskosten, wie die Studie zeigt.
(Mit Material von dts)
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