Optimistische Gaslage mit Risiken: Bundesnetzagentur mahnt zur Vorsicht

Die Gaslage entspannt sich, die Preise sinken und die Bestände der Speicher sind über den Erwartungen. Bundesnetzagenturpräsident Klaus Müller rät zum Weitersparen. Der nächste Winter komme bestimmt und es gebe gewisse Risiken.
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Die Gaslage in Deutschland entwickelt sich positiv. Für Verschwendung besteht dennoch kein Anlass.Foto: Federico Parra/AFP via Getty Images
Von 8. Januar 2023

Die warmen Tage der letzten Dezemberdekade und des beginnenden neuen Jahres haben für Entspannung gesorgt – in den Gasspeichern, bei der Bundesnetzagentur und auch bei den sorgenvoll in einen möglichen harten Winter blickenden Verbrauchern.

„Seit Weihnachten sind wir zunehmend optimistischer, und das aus gutem Grund: Die Gasspeicher sind zu mehr als 90 Prozent gefüllt“, freute sich Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.

Die in Bonn beheimatete Bundesoberbehörde ist dem von Robert Habeck geleiteten Bundeswirtschaftsministerium unterstellt. Klaus Müller, ehemals Land- und Bundestagsabgeordneter der Grünen sowie Ex-Umweltminister in Schleswig-Holstein, wurde kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges von der Bundesregierung ins Amt befördert. Damit wurde Müller auch zum Krisenmanager der Gasbestände Deutschlands.

Gute Lage, dennoch Vorsicht

Und laut Müller seien diese auf einem bemerkenswerten Hoch für Januar. Auch die Vorgaben der Regierung von 40 Prozent Speicherstand zum 1. Februar sieht Müller praktisch nicht in Gefahr. In einem Gespräch mit der „Bild“ ging Müller sogar von einem Speicherstand von rund 50 Prozent zum Ende des Winters aus.

Das Blatt fragte, ob man nun wieder die Heizung auf 25 Grad aufdrehen und „ungehemmt heiß duschen“ könne. „Bitte nicht“, bat Müller und verwies auf die Folge. Es wäre nicht nur sehr teuer, sondern auch unsolidarisch, so Müller. Es führe auch zu „höheren Gaspreisen für die energieintensive Industrie“, die sich nach den „Preisexplosionen im Sommer“ gerade erst wieder erhole.

Risiken: Kälte, China und Terror

Zwar hätten sich laut dem Bundesnetzagenturchef die Gaspreise positiv entwickelt, bis aktuell zum Vorkriegsstand vom Dezember 2021, dennoch bleibt Sparen dem Experten wichtig.

Müller verwies dabei auf drei große Risikofaktoren: Der Winter könnte kälter werden, Chinas derzeit niedriger Gasverbrauch könnte wieder ansteigen und es bestehe nach wie vor ein „Sicherheitsrisiko für die Gasinfrastruktur“, wie der Anschlag auf Nord Stream gezeigt habe.

Tatsächlich gibt es da unwägbare Faktoren, die angesichts der derzeitigen Versorgungslage nach dem Aus von russischem Gas verstärkt ins Gewicht fallen. Was der nächste Winter an Temperaturen bringt, steht in den Sternen, wobei auch der jetzige noch nicht gänzlich vorbei ist.

Chinas Gasverbrauch hängt mit den Verhältnissen dort zusammen, vor allem mit dem weiteren Verlauf der grassierenden Corona-Epidemie. Vor der Abschaffung der strengen Corona-Maßnahmen war die Wirtschaft wegen Null-COVID am Zusammenbrechen. Nun könnte sich angesichts hundert millionenfacher Infektionen ein Personalproblem ergeben.

Der dritte genannte Risikofaktor, Terror gegen Energiestrukturen, besteht immer, mal mehr, mal weniger akut. Dabei stellen nicht nur mögliche kriegerische Handlungen von anderen Staaten oder von radikalen Islamisten eine potenzielle Gefahr dar, sondern zunehmend auch sich radikalisierende Klima-Aktivisten.

Die Terrorismusexpertin und Buchautorin Bettina Röhl, Tochter der RAF-Gründerin Ulrike Meinhof, hatte die Gründung der Terrorgruppe als Kind im heimischen Wohnzimmer miterlebt. Ihre Einschätzung: „Die ‚Letzte Generation‘ ist schon auf der Ziellinie der RAF.“

Sparen im Dezember

Müller verwies im Interview auch auf die erreichten Einsparungen beim Gas im Jahr 2022. 14 Prozent seien gegenüber dem Vorjahr weniger verbraucht worden, meinte Müller zufrieden. Das war vor wenigen Wochen noch nicht der Fall.

Noch Mitte Dezember, als Deutschland von einer eisigen Kältewelle durchzogen wurde, warnte Müller im ZDF-„Morgenmagazin“, dass der Dezember einer der kältesten seit zehn Jahren werden könnte und Industrie und Haushalte das Sparziel von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr nicht erreicht hätten.

Der Bundesnetzagenturchef riet: „Trotz der Kälte meine Bitte: Gehen Sie achtsam mit dem Gasverbrauch um.“ Zu diesem Zeitpunkt waren die Gasspeicher zu 92 Prozent befüllt und das Land laut Müller „sehr, sehr weit entfernt“ von einer Gasmangellage und dem Abdrehen von Gasleitungen.

Ab dem 19. Dezember änderten sich die Temperaturen grundlegend. Das Weihnachtstauwetter kam mit Regen und Glatteis und sorgte im weiteren Verlauf für „warme“ Weihnachten und Neujahrsfeiern. Nun konnten die Verbraucher tatsächlich wieder Gas sparen.



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