Milliardenverluste trotz Subventionen – Windkonzerne benötigen Staatshilfen

Die Energiewende ist teuer. Neben dem Wechsel auf erneuerbare Energiesysteme und der damit verbundenen Anpassung der Infrastruktur kommen nun auch noch staatliche Finanzspritzen für Windkonzerne mit roten Zahlen.
Windkraftanlagen im Windpark Meerhof in Nordrhein-Westfalen.
Windkraftanlagen im Windpark Meerhof in Nordrhein-Westfalen.Foto: Friso Gentsch/dpa
Von 15. Juli 2022

Die Politik treibt im Zuge der Energiewende derzeit den Ausbau der Windenergie in Deutschland kräftig voran. Erst vor Kurzem hat der Bundestag ein großes Paket zugunsten der Windenergie-Branche auf den Weg gebracht. Die Bundesländer sollen nun gesetzlich dazu verpflichtet werden, mehr Flächen für Windparks bereitzustellen. Ein Segen für die Branche und Windkonzerne. Eigentlich.

Auch in den Jahren zuvor haben Windanlagenunternehmen hierzulande immer mehr Windparks errichtet oder ausgebaut. Man sollte meinen, dass die beteiligten Unternehmen also hohe Gewinne einfahren. Allerdings ist das Gegenteil der Fall. Die Branche steckt in einer Krise – und benötigt inzwischen sogar finanzielle Staatshilfe.

Enercon

So erhält beispielsweise Enercon eine staatliche Unterstützung in Höhe von 500 Millionen Euro über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Als Grund nennt Deutschlands größter Hersteller für Windkraftanlagen, dass die negativen Folgen der COVID-19-Pandemie abgefedert werden müssten. Der interministerielle Wirtschaftsstabilisierungsfonds-Ausschuss hat für diese Stabilisierungsmaßnahme die Freigabe erteilt. Das wird auf der Website des Unternehmens berichtet.

Dabei solle die staatliche Liquiditätshilfe einen Beitrag leisten, um das Unternehmen zu stabilisieren. Das Unternehmen mit Sitz im norddeutschen Aurich (Ostfriesland) gibt zur Begründung weiter an: „Die COVID-19-Pandemie habe zu erheblichen Störungen und unerwarteten Mehrkosten bei Material, Komponenten, Transport und Logistik und in der Folge zu Verzögerungen wichtiger Projekte geführt.“

Bestellte Anlagen können nicht geliefert werden

Auf den Werkshöfen in Aurich und Magdeburg lagerten zahlreiche Einzelteile. Aufgrund fehlender anderer Teile aus Asien könnten diese jedoch nicht zusammengebaut werden. „Das geht bis in die kleinste Schraube“, sagte der Enercon-Sprecher. Rund 100 bestellte Windkraftanlagen könnten somit nicht ausgeliefert werden. Vorher würden sie allerdings auch nicht bezahlt. Pro Anlage bedeute das fehlende Einnahmen von rund fünf Millionen Euro, so der Sprecher weiter. Der Containerstau an den Häfen ist hierbei ein entscheidender Faktor.

Nordex SE

Auch beim Hamburger Windkonzern Nordex SE sieht es nicht viel besser aus. Mit einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten von brutto 212 Millionen Euro sorgte der Windanlagenhersteller für den nötigen Finanzschub. Das teilte das Unternehmen am Sonntagabend mit. Schon vor zwei Wochen hatte Nordex SE eine Privatplatzierung bei seinem spanischen Großaktionär Acciona angekündigt, durch die brutto gut 139 Millionen Euro eingenommen werden sollten.

Nordex SE hat seit mehreren Jahren eine schwierige Marktlage, was dem Unternehmen jährlich einen zweistelligen Millionenverlust einbrachte. Daher hat Nordex SE 2019 bereits mehr als eine Milliarde Euro frisches Kapital eingeworben. Der Konzern begründete dies mit den Kosten für die Neuausrichtung der Rotorblattfertigung, einer geringeren Installationsleistung sowie gestiegenen Rohstoff- und Logistikkosten.

Verluste bei weiteren Großkonzernen

Auch andere Weltkonzerne wie Vestas, Siemens Gamesa und GE Renewables verzeichnen bereits seit Monaten Verluste. Und das nicht erst seit stark angestiegene Rohstoffpreise, Lieferkettenprobleme und der Ukraine-Krieg das Geschäft belasten. Zum ersten Mal seit 20 Jahren sieht sich die Branche mit teils gravierenden Preissteigerungen konfrontiert.

Ein weiteres Problem für die Branche ist die Umstellung von festen staatlichen Vergütungen auf freie Ausschreibungssysteme. Dabei bekommt nur noch das günstigste Unternehmen den Zuschlag. Für die meisten Hersteller der Windturbinen stellt dieser Umstand einen ruinösen Wettbewerb dar.



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