MDR: Millionengehälter laut Verwaltungsrat wichtig für „nachhaltige Unternehmensentwicklung“
Im Vorjahr hatte der öffentlich-rechtliche „Rundfunk Berlin-Brandenburg“ (RBB) für Schlagzeilen im Kontext von Vetternwirtschaft und Selbstbedienung gesorgt. Nun droht auch dem „Mitteldeutschen Rundfunk“ (MDR) eine Debatte über die Angemessenheit von Spitzengehältern – und den Umgang mit Rundfunkgebühren.
Nur für „Funktionen von herausgehobener Bedeutung“
Mit 36 liegt die Zahl der Führungskräfte, die übertarifliche Gehälter in Millionenhöhe kassieren, nur unwesentlich unter jener beim RBB. Dieser verfügt über 40 Personen mit einer Vergütung oberhalb der höchsten Tarifstufe. Demgegenüber sind es beim Hessischen Rundfunk nur vier.
Berichtet hatte zuerst die „Mitteldeutsche Zeitung“. Sie schreibt auch, dass im Verwaltungsrat keine Bedenken gegen die Höhe der Gehälter bestehen. Verwaltungsratschefin Birgit Diezel erklärte, die Vergütung sei „auf eine nachhaltige Unternehmensentwicklung auszurichten“ – was der Verwaltungsrat damit auch mache.
Eine detaillierte Aufschlüsselung lehnten mehrere Funkhäuser und Direktionen auf Anfrage des Blattes ab. Ein Sprecher erklärte jedoch, neben den Hauptabteilungsleitern würden auch Inhaber von Stabsstellen und „Funktionen von herausgehobener Bedeutung“ über Tarif bezahlt. Die höchste tarifliche bezahlte Mitarbeiterin des MDR ist Intendantin Karola Wille. Sie erhält ein monatliches Bruttogehalt von 9.825 Euro.
Direktoren beim MDR verdienen mehr als der Ministerpräsident
Im September des Vorjahres hatte Sachsen-Anhalts für die MDR-Aufsicht zuständige Innenministerin Tamara Zieschang einen drastischen Sparkurs beim öffentlich-rechtlichen Sender gefordert. Dies solle insbesondere mit einer spürbaren Senkung der Gehälter in Führungspositionen einhergehen.
Das durchschnittliche Monatsgrundgehalt aller Direktoren beim MDR hatte 2021 bei 16.837 Euro gelegen. Zum Vergleich: Das Bruttogehalt von Ministerpräsident Reiner Haseloff lag um 1.037 Euro darunter. Die derzeit laufenden, übertariflich bezahlten Direktorenverträge seien auf fünf Jahre befristet.
Zieschang will für künftige Verträge einen Gehaltsdeckel einführen – ein Gehalt von 14.500 Euro monatlich, wie es Bundesverfassungsrichter bezögen, müsse als Maßstab ausreichen. Thüringen und Sachsen als die anderen beiden am MDR beteiligten Länder wollen dabei jedoch nicht mitziehen.
MDR relativiert Höhe der übertariflichen Gehälter
Derzeit wende der MDR mindestens 5,4 Millionen Euro jährlich für außertarifliche Gehälter auf. Im Sender selbst verweist man auf die hohe Verantwortung der Landesrundfunkanstalten. Diese beschäftigten unter anderem etwa 2.000 feste und ungefähr 1.700 arbeitnehmerähnliche freie Mitarbeiter. Im Jahr 2002 seien beim MDR sogar 41 außertarifliche Führungskräfte unter Vertrag gewesen.
Gegenüber dem „Business Insider“ relativierten Quellen aus dem MDR zudem die Höhe der Vergütungen. Der MDR unterhalte immerhin eigene Funkhäuser und deren Leitungsetagen in drei Bundesländern. Zudem seien die Tariflöhne im Osten nach wie vor deutlich geringer als im Westen. Was beim MDR bereits übertariflich sei, stelle beim WDR das bestbezahlte Tarifgehalt dar.
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