„Lebensgefährliche Situation“: Mob aus 40 Personen greift in Trier Polizeibeamte an

In Trier haben 40 Personen in der Nacht zum Freitag vor einer Diskothek Polizeibeamte angegriffen. Anlass dafür sei deren bloße Anwesenheit gewesen.
Nach einem Streit haben rund 40 Menschen eine Gruppe von Polizisten angegriffen. Die Einsatzkräfte seien «mit Eisenstangen, Besen, Schaufeln und Glasflaschen» attackiert worden, teilte die Polizei mit.
Nach einem Streit haben rund 40 Menschen eine Gruppe von Polizisten angegriffen. Die Einsatzkräfte seien „mit Eisenstangen, Besen, Schaufeln und Glasflaschen“ attackiert worden, teilte die Polizei mit.Foto: Birgit Reichert/dpa
Von 17. Februar 2023

Am frühen Freitagmorgen, 17. Februar, ist es in Trier vor der Diskothek „Secret Club“ zu einem gewalttätigen Angriff auf Polizeibeamte gekommen. Dabei sind einem Sprecher der Polizei zufolge mindestens fünf Beamte verletzt worden. Man habe zwei Männer im Alter von 42 und 21 Jahren in Gewahrsam genommen. Weitere mutmaßliche Beteiligte seien nach wie vor flüchtig.

Aufgeheizte Stimmung schon beim Eintreffen

Den Angaben der Polizei zufolge hatten sich etwa 40 Personen zusammengerottet und hätten Polizisten unter anderem mit Eisenstangen und Glasflaschen angegriffen. Anlass war offenbar die bloße Anwesenheit der Beamten.

Im Vorfeld hatte eine Meldung über eine mutmaßliche Körperverletzung die Polizei erreicht und diese habe sich zu der Diskothek begeben. Da sich ihnen dort eine aufgeheizte Stimmung mit zahlreichen offenbar alkoholisierten Personen geboten habe, forderten sie Verstärkung an.

Einige umstehende Personen hätten begonnen, die Beamten anzugreifen, als diese gerade mit der Aufnahme des Sachverhalts beschäftigt gewesen seien. Bereits um diesen Angriff abzuwehren, hätten die Beamten Pfefferspray zum Einsatz bringen müssen.

Leiter der Polizeidirektion Trier: „Noch nie solchen Gewaltausbruch erlebt“

Unterdessen hätten sich etwa 40 Personen zusammengerottet, um die Polizeikräfte gezielt anzugreifen. Dabei seien Eisenstangen, Glasflaschen, Besen und Schaufeln zum Einsatz gekommen. Ein Mann habe sogar einen Einkaufswagen in Richtung eines Polizeibeamten geschleudert.

Die Angreifer seien den Einsatzkräften numerisch überlegen gewesen. Dadurch sei für diese eine „lebensgefährliche Situation“ entstanden. Wie die „Bild“ berichtet, hätten erst zwei Warnschüsse aus der Pistole eines der Beamten die Gefahr bannen können. Hinzugekommene Beamte konnten ihre Kollegen aus der Gefahrensituation befreien. In einer Presseerklärung äußerte Polizeidirektor Christian Hamm dazu:

Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt.“

Nun ermittle die Polizei wegen des Verdachts auf Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, schweren Landfriedensbruch und versuchte Gefangenenbefreiung.

GdP beklagt Schwäche des Rechtsstaats

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat die Übergriffe verurteilt. Die „Stuttgarter Zeitung“ zitiert die stellvertretende Landesvorsitzende Stefanie Loth mit der Aussage:

Wir verurteilen die Gewalt, das Zusammenrotten und gewalttätige Agieren aus der Gruppe heraus gegen unsere Kolleginnen und Kollegen auf das Schärfste.“

Die Übergriffe seien „auch ein Angriff auf unser Gemeinwesen und den Rechtsstaat und dieser präsentiert sich insgesamt eher schwach“. Insgesamt verschlechtere sich der Umgangston in der Gesellschaft auch insgesamt und Respektlosigkeit greife immer weiter um sich. Loth erklärte auch, dass Angriffe wie jene von Trier zunähmen:

Gruppenbezogene Gewalt ist kein Einzelphänomen, wir haben das zuletzt an Silvester erlebt, sehen es oft bei Fußballspielen und werden es auch wieder bei anderen Feierlichkeiten erleben müssen.“

Ein erster Schritt, um dieser Entwicklung gegenzusteuern, sei eine bessere personelle Ausstattung von Polizei und Justiz. Damit ließen sich alle Schritte von Prävention über Aufklärung der Tat und Verurteilung von Tätern bis hin zum Strafvollzug schneller umsetzen. Auch ein „lückenloser und guter Dienstunfallschutz ohne umfangreiche Bürokratien“ sei geboten.

Trier galt 2016 als „kriminellste Großstadt“ des Landes

Die „volle Härte des Gesetzes“ gegen die Täter forderte der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Michael Ebling, gegenüber dem „Deutschlandfunk“. Es war ihm zufolge nur glücklichen Umständen und dem schnellen Nachführen von Unterstützungskräften zu verdanken, dass es nicht noch schwerwiegendere Folgen für die Beamten gegeben habe. Für die weitere Aufklärung des Angriffs habe man eine Sonderkommission eingerichtet.

Erst am Dienstag hatte es in der Innenstadt von Trier einen Angriff auf einen Fußgänger durch einen Radfahrer gegeben. Dieser erlitt dabei schwere Verletzungen. Nach dem Übergriff auf den 20-Jährigen unter Verwendung eines Steines ermittelt die Polizei wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

Im Jahr 2016 galt Trier als die „kriminellste Großstadt“ Deutschlands. Die Stadt wies mit 16.232 Straftaten auf 100.000 Einwohner eine noch unvorteilhaftere Bilanz auf als Berlin. Hauptsächlich seien Eigentumsdelikte dafür verantwortlich gewesen. Mittlerweile ist die Stadt sicherer geworden. Im Jahr 2021 rangierte Trier mit 9.181 Delikten auf 100.000 Einwohner nur noch auf Platz 22. Auch im Bundesland Rheinland-Pfalz gebe es mittlerweile in Kaiserslautern und Koblenz mehr Delikte.

(Mit Material der dpa)



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