Ausschreitungen in der Silvesternacht – Unfälle und Angriffe auf Einsatzkräfte

Von zahlreichen Ausschreitungen war die Silvesternacht in mehreren Teilen des Landes überschattet. Erneut werden Forderungen nach einem Böllerverbot laut.
Einsatzkräfte der Feuerwehr bei der Arbeit in der Silvesternacht.
Einsatzkräfte der Feuerwehr bei der Arbeit in der Silvesternacht.Foto: David Young/dpa
Von 2. Januar 2023

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Dass die Silvesternacht 2022/23 nach zwei Jahren coronabedingter Restriktionen heftiger ausfallen würde, darauf deutete bereits die Absatzentwicklung bei Pyrotechnikartikeln hin. Medienberichte aus ganz Deutschland und aus anderen EU-Ländern lassen jedoch erkennen, dass es auch mehr und heftigere Ausschreitungen gegeben hatte. Neben zum Teil tödlichen Unfällen kam es vielerorts auch zu Gewalttaten und Vandalismus. In einigen Städten griffen Personengruppen auch Einsatzkräfte an.

Unruhige Silvesternacht in mehreren Bezirken Berlins

Einer der Schwerpunkte zum Teil ausgearteter Feierlichkeiten in der Silvesternacht war die Bundeshauptstadt Berlin. Die „Berliner Zeitung“ schilderte beispielsweise, dass es in der Sonnenallee im Stadtteil Neukölln zu regelrechten Böllerschlachten gekommen sei. Es kam dabei zu zahlreichen Sachbeschädigungen und gefährlichen Eingriffen in den Straßenverkehr. Eine Gruppe habe aber auch eine Tankstelle mit Böllern beschossen.

Gegenüber der „Bild“ sprach Innensenatorin Iris Spranger zudem von „Dutzenden Angriffen“ auf Polizei und Rettungskräfte. Neben Kreuzberg und Neukölln waren auch Bezirke wie Lichtenrade oder Schöneberg von Ausschreitungen betroffen.

Bisher ist die Rede von 15 Feuerwehrleuten und 18 Polizisten, die in der Silvesternacht Verletzungen erlitten. In einem Fall hätten Unbekannte Einsatzkräfte „massiv mit Böllern angegriffen“, als diese ein brennendes Auto löschen wollten. Insgesamt hatten Polizei und Feuerwehr im Umfeld der Silvesternacht 3.943 Einsätze zu verzeichnen. In 38 Fällen habe es Angriffe auf Einsatzkräfte gegeben. Der „Tagesspiegel“ spricht von 103 Festnahmen in der Nacht auf Neujahr.

Ausschreitungen befeuern erneut die Debatte um Böllerverbote

Aus der Feuerwehr hieß es auf Twitter, selbst erfahrene Einsatzkräfte seien „über die Aggressivität und Gewaltbereitschaft durch zum Teil vermummte Gruppen geschockt“. Berlins CDU-Chef Kai Wegner forderte in der „Bild“ eine härtere Gangart gegen die Verantwortlichen:

 

Der Staat darf nicht länger zuschauen, wie Chaoten immer wieder Polizisten und Feuerwehrleute angreifen. Das sind keine Kavaliersdelikte, das sind Verbrechen. Diese Vorfälle müssen konsequent verfolgt und bestraft werden.“

Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey zeigt sich in einer ersten Reaktion „erschüttert“ über das Ausmaß an Zerstörung. Im „Tagesspiegel“ kündigte sie an, eine Ausweitung von Böllerverbotszonen prüfen zu lassen.

Ein generelles Böllerverbot per Bundesgesetz forderte Berlins Kultursenator Klaus Lederer. Ein solches hatten auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, der Berliner Chef der Polizeigewerkschaft, Stephan Weg, gefordert. Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V., Jürgen Resch, hatte bereits im Vorfeld der Silvesternacht Maßnahmen gegen die „archaische Böllerei“ verlangt.

Feuerwehr-Gewerkschaft fordert Dashcams für Einsatzfahrzeuge

Dass ein solches Verbot faktisch kaum durchsetzbar wäre, zeigte jedoch die Situation in Düsseldorf. Dort kam es trotz eines Böllerverbots in der Altstadt zu Ausschreitungen unter Verwendung von Pyrotechnik. Auch in Städten wie Hagen oder Duisburg kam es zu Vandalismus und Angriffen auf Streifenwagen.

Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, schloss sich der Forderung nach einem Böllerverbot nicht an. In einem Gespräch mit der „Welt“ richtete er jedoch massive Vorwürfe an die politische Führung der Hauptstadt. Wendt erklärte unter anderem:

 

Aus dem Berliner Senat wird die Stimmungsmache gegen die Polizei systematisch gesteuert.“

Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft fordert unterdessen, Einsatzfahrzeuge mit sogenannten Dashcams auszustatten. Mithilfe dieser Kameras ließen sich Angriffe besser dokumentieren und leichter aufklären, heißt es aus dem Landesverband Berlin-Brandenburg.

Die „Sächsische Zeitung“ berichtet über Angriffe auf Einsatzkräfte im Leipziger Stadtteil Connewitz, der als Hochburg des Linksextremismus gilt. Allerdings habe es diesmal keine Verletzten gegeben. In der Silvesternacht des Jahres 2019 war es in dem Viertel zu schweren Ausschreitungen gekommen.

Tödliche Silvesternacht in Sachsen und Sachsen-Anhalt

In den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen melden Polizeidirektionen Fälle von Bränden und zahlreichen Körperverletzungen. Zudem habe es mehrere Unfälle im Zusammenhang mit dem unsachgemäßen Umgang mit Pyrotechnik gegeben.

In Otterwisch (Landkreis Leipzig) starb ein 17-Jähriger, der am Silvesterabend auf einem Feld vermutlich nicht zugelassene Pyrotechnik gezündet hatte. In Schönebeck im Salzlandkreis von Sachsen-Anhalt erfasste ein alkoholisierter 61-jähriger Autofahrer einen 42-Jährigen, der gerade Böller zündete. Dieser erlitt dabei tödliche Verletzungen. Der unfallflüchtige Fahrer wurde wenig später gefasst.

In Weißenfels, aber auch in den thüringischen Städten Gotha und Schleiz verloren Feiernde Gliedmaßen beim Hantieren mit Sprengkörpern.

Schwere Unfälle und Ausschreitungen auch in Österreich und den Benelux-Ländern

Übergriffe und schwere Unfälle in der Silvesternacht ereigneten sich auch im EU-Ausland. In Wien kam es unter anderem zu einer Gruppenvergewaltigung einer 17-Jährigen und zu einem mutmaßlichen Tötungsdelikt im Umfeld einer Silvesterfeier. In St. Johann am Steinfelde im niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen starb ein 18-Jähriger nach der Explosion einer sogenannten Kugelbombe.

In den Niederlanden starb ein 23-Jähriger beim traditionellen Karbidschießen. In Belgien melden die Sicherheitsbehörden jeweils mehrere Dutzend Festnahmen nach Krawallen in den Städten Brüssel und Antwerpen. Hintergrund des Einschreitens waren auch hier unter anderem Angriffe mit Feuerwerkskörpern auf Rettungs- und Sicherheitskräfte.



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