Landwirte gegen Kritik des ifo Instituts: „Konzerne verhindern den Wettbewerb“

Der Milchviehhalter Jann-Harro Petersen aus Schleswig-Holstein weist die Kritik des ifo Instituts zurück, dass landwirtschaftliche Unternehmen die Inflation vorantreiben würden. Das sei „eine totale Unkenntnis von der Situation in der Wertschöpfungskette“.
„FREIE BAUERN“: „Konzerne verhindern Wettbewerb“
In den vergangenen 10 Jahren haben mehr als 30.000 landwirtschaftliche Betriebe aufgegeben.Foto: Istock
Epoch Times20. Dezember 2022

Laut den „Freien Bauern“ sind es die Konzerne, die mit ihrer marktbeherrschenden Stellung den Wettbewerb verhindern. In einer Pressemitteilung vom 15. Dezember warnt die „Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe“ davor, falsche Schlüsse über die Ursachen der hohen Inflationsrate zu ziehen. Dabei bezieht sich die Organisation auf eine Einschätzung des ifo Instituts zu den derzeitigen Preissteigerungen bei Lebensmitteln.

Wie Jann-Harro Petersen von der Bundesvertretung der „Freien Bauern“ betonte, sei es nicht richtig, die „hart arbeitenden Bauernfamilien“ für die momentane Lage verantwortlich zu machen.

„Die Pressemitteilung des Ifo-Instituts von dieser Woche zeichnet deshalb ein Zerrbild der Landwirtschaft als Inflationstreiber, das so nicht stehen bleiben darf“, erklärt der 45-jährige Milchviehhalter aus dem schleswig-holsteinischen Tating.

ifo Institut kritisiert Gewinne der Landwirtschaft

In der zuvor erwähnten Mitteilung hatte das ifo Institut kritisiert, dass Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen wohl dazu genutzt hätten, ihre Gewinne auszuweiten. „Das gilt vor allem für den Handel, die Landwirtschaft und den Bau“, sagte Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung Dresden.

Bei seiner Einschätzung hatte Ragnitz sich auf Daten der amtlichen Statistik zur Wirtschaftsleistung bezogen. Demnach könnten die gestiegenen Preise für Energie und Vorleistungen allein nicht das Ausmaß der Inflation in Deutschland erklären.

Konzerne können Preise diktieren

Milchviehhalter Petersen erklärt, dass es durch Gewinne im laufenden Jahr möglich war, Betriebsleitern und mithelfende Familienangehörige landwirtschaftlicher Unternehmen mehr als den Mindestlohn zu vergüten. Das sei auch bitter nötig, um die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.

Die Formulierung in der Pressemitteilung des ifo Institut hätte „eine totale Unkenntnis von der Situation in der Wertschöpfungskette“ zutage gebracht. Den Bauern stünden „oligopole Marktpartner gegenüber, die über weite Strecken die Preise diktieren können“.

Wenn man die Verbraucher vor weiteren Preissteigerungen schützen wolle, müsse man „endlich die Entflechtung der Konzerne angehen“, fordert Petersen: „Die ‚Freien Bauern‘ haben hierfür Vorschläge an die Regierungsparteien herangetragen, aber bislang leider nur Desinteresse geerntet.“

„Wir brauchen keine Almosen vom Staat“

Laut Petersen habe die Landwirtschaft die Auswirkungen der weltweiten Energiekrise zwar besser überstanden als andere Branchen, die Einkommenssituation auf den Bauernhöfen sei aber nach wie vor „schwierig“. Deshalb hätten im vergangenen Jahrzehnt auch mehr als 30.000 Betriebe aufgegeben.

„Dieses dramatische Höfesterben muss aufhören, dafür brauchen wir bessere Preise und keine Almosen vom Staat“, so der Landwirt weiter. Die derzeitigen 61 Cent Milchgeld hält er für „absolut gerechtfertigt“. (il)



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