Kretschmann macht Druck: Baden-Württemberg braucht schnelleren Ausbau der Energienetze
Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, hat einen zügigeren Ausbau der Transportinfrastruktur für erneuerbare Energien angemahnt. Am Freitag, 21. April, hat das Kabinett in Stuttgart seine mittlerweile 12. Energiepolitischen Gespräche abgehalten. Dabei erklärte der Ministerpräsident, man befinde sich nun „in einer entscheidenden Phase der Energiewende“.
Baden-Württemberg sei entschlossen, den Wandel zum „führenden klimaneutralen Industrieland“ zu vollziehen. Dazu sei jedoch noch mehr eigene, dezentrale Stromerzeugung erforderlich. Aber es bedürfe auch ausreichender und leistungsfähiger Trassen, um Strom von Nord nach Süd transportieren zu können.
Baden-Württemberg laut Kretschmann auf beschleunigten Ausbau angewiesen
Kretschmann sah in diesem Zusammenhang insbesondere auch die zuständigen Behörden in der Pflicht. In seiner Ansprache an die versammelten Stakeholder – von Verbänden über Gewerkschaften bis hin zu Versorgungsunternehmen und Netzbetreibern – äußerte er:
Deshalb muss die Bundesnetzagentur die Planungs- und Genehmigungsverfahren für die Stromleitungen von Nord nach Süd radikal beschleunigen.“
Rückendeckung erhielt er von Umwelt- und Energieministerin Thekla Walker. Diese erklärte, im Gespräch mit den Trägern der Vorhaben und Regierungspräsidien zu stehen. Dabei gehe es darum, laufende Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Leitungen sowie Umspannwerke auf die künftige Versorgungsstruktur auszurichten. Walker erklärte dazu:
Die Zukunft der Energie ist regional und dezentral. Statt einzelner Großkraftwerke speisen viele verschiedene lokale Anlagen ein und sorgen für Wertschöpfung vor Ort. Das stellt allerdings neue Anforderungen an die Verteilnetze.“
Kretschmann ließ ein neues Kompetenzzentrum einrichten
Im Spätsommer plant das Kabinett in Stuttgart, einen eigenen Gipfel zum Thema Netzausbau abzuhalten. Der Transport von grünem Strom sei „für die Energiewende genauso entscheidend wie dessen Produktion“, so Walker. Deshalb habe man auch ein neues Kompetenzzentrum namens „Erneuerbare BW“ eingerichtet. Dieses sei bei der Klimaschutz- und Energieagentur KEA angesiedelt und soll sich auch des Themas „Netzanschluss“ annehmen.
Thema des Gesprächs war auch der Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur. Diesbezüglich hofft Baden-Württemberg auf einen Anschluss an das künftige bundesweite Wasserstoffnetz bis 2030. Bis dahin will das Land regionale und lokale Wasserstoffhubs mit eigener Erzeugung fördern. Die Leistungspotenziale der derzeit vom Land geförderten Elektrolyseure liegen demnach etwa bei 45 Megawatt. Zudem plane man neue Erdgasleitungen für den Süden so, dass diese auch Wasserstoff transportieren könnten.
Kaum Genehmigungen für neue Windkraftanlagen auch in Baden-Württemberg
Zuletzt war im Zusammenhang mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien im Land vermehrt von einem starken Nord-Süd-Gefälle die Rede. Dies zeige sich beispielsweise bei der Windenergie. Branchenangaben zufolge seien 77 Prozent des Zubaus in diesem Bereich 2022 auf Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen entfallen.
Auch im laufenden Jahr hinke Baden-Württemberg bei den Genehmigungen für neue Windkraftanlagen deutlich hinterher. In den ersten beiden Monaten des Jahres wurden beispielsweise im Südwesten noch gar keine erteilt, so der Bundesverband Windenergie. Demgegenüber waren es im gleichen Zeitraum in Sachsen-Anhalt bereits 19.
Stihl: „In zehn Jahren hat die Politik den Ausbau der Transportnetze nicht geschafft“
Im Vorjahr hatte Nikolas Stihl, Vorsitzender des Beirats des Motorsägenherstellers Stihl, gegenüber dem „Manager-Magazin“ von „Dilettantismus“ gesprochen. Er habe bereits zehn Jahre zuvor prognostiziert, dass es die Politik nicht schaffen werde, die Stromnetze für den Transport von Windenergie von Nord nach Süd adäquat auszubauen.
Da im Norden deutlich mehr Wind gehe, sei dieser Transport aber unerlässlich für das Gelingen der Energiewende. Den Verantwortlichen sei dies jedoch kaum bewusst, meint Stihl:
Und wenn man sich anschaut, dass von 12.000 Kilometer Leitungen, die wir benötigen, erst etwa 2.000 Kilometer fertiggestellt wurden, dann habe ich leider recht behalten mit meiner Voraussage.“
Diese Entwicklung sei eine gravierendere Gefahr für den Industriestandort als die derzeit hohen Energiepreise. Es drohe definitiv die Deindustrialisierung des Landes.
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