Impfen "ein Akt der Solidarität"
Krankenhausgesellschaft: Impfunwillige verhalten sich rücksichtslos

Ein Impfzentrum in Berlin.
Foto: Sean Gallup/Getty Images
Der Chef der Krankenhausgesellschaft hat Impfunwilligen Rücksichtslosigkeit vorgeworfen. „Wir leben in einer freien und demokratischen Gesellschaft, in der es grundsätzlich auch für jeden ein individuelles Recht auf Krankheit gibt“, schreibt Gerald Gaß in einem Aufruf, über den die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Donnerstagausgaben) berichten. „Dieses Recht auf Krankheit darf aber nicht zur Gefahr für andere werden.“
Jeder Patient erhalte die bestmögliche Versorgung, egal ob die Erkrankung selbstverschuldet sei und durch ein zumutbares Maß an Prävention oder Vorsicht hätte vermieden werden können, so Gaß. „Dennoch kann ich die Empörung vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade in den Intensivstationen nachvollziehen, die den ungeimpften Covid-Patienten rücksichtsloses Verhalten vorwerfen“, so der Verbandschef.
„Jedes Intensivbett und jede Beatmungseinheit, die von einem ungeimpften Patienten in Anspruch genommen wird, steht in diesem Moment einem anderen schwerkranken Menschen nicht zur Verfügung“, argumentierte der Verbandschef. Jede Pflegekraft und jede Ärztin, die sich um die hoch aufwändigen Covid-Patienten kümmere, könne ihre Hilfe und Zuwendung nicht gleichzeitig anderen lebensbedrohlich kranken Patienten zukommen lassen.
Gaß erinnerte daran, dass 90 Prozent der Covid-Patienten auf den Intensivstationen nicht geimpft seien. Nur bei den allerwenigsten gebe es medizinische Gründe, die eine Impfung ausschlössen, stellt er fest. „Es ist ein wichtiger Akt der Solidarität und des gesellschaftlichen Zusammenhalts, durch die eigene Impfung die knappen und wertvollen personellen und medizintechnischen Ressourcen in unseren Krankenhäusern für die schwerkranken Patientinnen und Patienten zu schützen, die dringend darauf angewiesen sind“, mahnte der Chef des Klinikverbandes. „Nehmen Sie Ihre Rechte in unserer Gesellschaft und Demokratie so wahr, dass sie nicht zu einer Gefahr für andere werden“, appelliert er an die bisher Ungeimpften.
Lauterbach befürchtet Vernachlässigung der Pandemie-Bekämpfung
Indes hat SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach davor gewarnt, in der aktuellen Phase der Regierungsbildung die Pandemie-Bekämpfung zu vernachlässigen. Stattdessen könne und müsse die Politik mehr tun, um bislang ungeimpfte Menschen von einer Impfungen zu überzeugen, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben). Er kritisierte: „Rund um die Bundestagswahl ist dieses wichtige gesundheitspolitische Thema in den Hintergrund gerückt.“
Das dürfe aber nicht so bleiben. „Wir müssen wieder mehr vorlegen“, forderte der SPD-Politiker. Mit Blick auf den Herbst geht Lauterbach davon aus, „dass wir demnächst wieder eine Zunahme der Infektionszahlen sehen werden“. Es werde dann saisonbedingt wieder mehr Fälle geben. Denn bei kälterer Witterung breite sich das Coronavirus schneller aus.
„Je nachdem, wann die Temperaturen sinken, wird sich auch der Erreger wieder vermehrt ausbreiten. Ich hoffe daher sehr, dass wir die Ungeimpften möglichst bald dazu bewegen können, sich noch zu impfen“, so Lauterbach. Zudem setzt er nach eigenen Worten darauf, „dass sich 2G im Herbst stärker durchsetzen wird“.
Leider gebe es hier keine einheitliche Lösung für alle Bundesländer, sagte Lauterbach. Das werde die Lage „in diesem Herbst erschweren“. (dts/oz)
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