Holz: Vom Klimaretter zum Schädling

Holz soll laut der EU seinen Status als erneuerbare Energie bis 2030 verlieren. Das Umweltbundesamt rät von der Nutzung ab – Industrie, Handwerk und Verbände kritisieren das Vorhaben.
Holz: Vom Klimaretter zum Schädling
Die EU hadert auch mit Holz als Brennstoff.Foto: iStock
Von 25. September 2022

Die Preise für Erdgas und Öl schießen in mittlerweile kaum noch bezahlbare Dimensionen. Vorausahnend, was noch kommen mag, haben schon viele Haushalte im Frühjahr begonnen, Holz für den heimischen Ofen zu kaufen. Das hat den Markt ebenfalls stark beeinflusst.

Der natürliche Energielieferant wurde knapper, viele Händler haben nur noch Stammkundschaft versorgt. Auch der Preis für einen Festmeter vervierfachte sich im Laufe des Jahres. Kostete ein Festmeter im Frühjahr noch etwa 80 Euro im Rhein-Main-Gebiet, so waren es im Sommer je nach Holzart teilweise schon mehr als 300 Euro.

WHO reduziert Richtwerte deutlich

Dabei galt Holz lange Zeit als umweltfreundliche Alternative. Dem Staat war das über einen längeren Zeitraum Förderprogramme wert. Zum August 2022 wurde zwar der Zuschuss für Pelletheizungen in der bisherigen Form gestrichen, Umrüstungen werden aber immer noch subventioniert, wenn eine Sanierung dem Gebäude eine Effizienzstufe einbringt – wird zum Beispiel auf der Plattform „heizungsfinder.de“ erläutert.

Bereits im Februar erklärte das Bundesumweltamt (UBA) Pelletheizungen für gesundheitsschädigend und riet von der Nutzung ab, schrieb das Magazin „Focus“ seinerzeit. Galt der Energieträger bis dato als klimaneutral, warnte UBA-Präsident Dirk Messner nun unter anderem vor der Feinstaubbelastung.

Dabei berief er sich auf deutlich reduzierte Richtwerte auch für Stickstoffdioxid und Ozon in den überarbeiteten Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation. Das Fatale für die Menschen: Angesichts der Energiekrise bleiben immer weniger Möglichkeiten, um für angenehme Temperaturen in den heimischen vier Wänden zu sorgen.

Holz passt nicht mehr in die Energiestrategie

Dem Umweltbundesamt springt im Kreuzzug gegen Öfen und Kamine nun die Europäische Union zur Seite und setzt das Holz auf die Streichliste. Mitte September hat das Parlament in Brüssel beschlossen, dass Holz bis 2030 seinen Status als erneuerbare Energie verlieren soll. Dieser Beschluss ist Teil der „Fit for 55“-Strategie.

Darin ist festgelegt, dass die Mitgliedsländer der EU bis 2030 Treibhausgase um 55 Prozent gegenüber 1990 senken sollen, heißt es auf der Internetseite von „agrarheute“.

Bis 2050 strebt die EU gar eine Klimaneutralität an. Konkret bedeutet der Beschluss, dass der Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 45 Prozent erhöht werden soll. Außerdem wird jedes Mitgliedsland dazu verpflichtet, zwei grenzüberschreitende Projekte zum Ausbau von Ökostrom zu entwickeln.

Verbandschef: EU ignoriert Nöte von Millionen

Kritik kommt gleich aus mehreren Richtungen. Gerolf Bücheler, Geschäftsführer beim Bundesverband Bioenergie (BBE), dem auch der Fachverband Holzenergie angehört, spricht von einem „fatalen Signal an Wirtschaft und Verbraucher“.

Inmitten einer Energiekrise „ungekannten Ausmaßes“ ignoriere die Mehrheit des EU-Parlamentes die Sorgen und Nöte von Millionen Verbrauchern, heißt es in einer Stellungnahme auf der Internetseite des Verbandes. Verlierer sei aber auch der Klimaschutz.

„Mit dem Beschluss, die Förderfähigkeit von Holzenergie zu streichen, sollen an der Realität vorbei ideelle Positionen durchgesetzt werden, die zudem zigtausende Arbeitsplätze vernichten werden“, wettert Bücheler. Er erinnert daran, dass Holz unter allen erneuerbaren Energieträgern mit einem Anteil von 35 Prozent die meiste Energie bereitstellt und im Wärmebereich für mehr als drei Viertel aller erneuerbaren Energien steht.

„Die Abstimmung konterkariert nicht nur Klimaschutz und Energiewende, sondern auch die Bestrebungen, unabhängig von russischem Gas und fossilen Energieimporten zu werden“, kritisiert der Geschäftsführer. Dafür sei es aber nötig, dass eine Umrüstung von fossilen Energien auf Holz weiter förderfähig bleibt und auch kein CO₂-Preis für Holz fällig werde. Bücheler befürchtet weiter steigende Energiekosten.

Vielen Unternehmen und Verbrauchern werde zudem die Möglichkeit verbaut, auf klimaschonende Energie umzusteigen.

Handwerker fürchten Wettbewerbsnachteile

Unverständnis äußerten auch Vertreter aus Industrie und Handwerk. Mit einer Verteuerung der Energie entstünden Wettbewerbsnachteile. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) fordert daher ein Ende der Preissteigerungen in Europa und Hilfen, um dem Kostendruck zu entgehen.

In den anstehenden Trilogverhandlungen müsse das „Fit für 55“-Paket mindestens durch Härtefallhilfen und die Anpassung der Beihilferegeln flankiert werden, fordert der Zentralverband.

Die Trilogverhandlungen stehen nun im Anschluss an die Abstimmung auf dem Programm, denn mit seinem Votum hat das Parlament lediglich seinen Standpunkt festgelegt. Laut „agrarheute“ kommen die Energieminister Ende Oktober zusammen.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 63, vom 24. September 2022.



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