Hochwasser erreicht Deutschland – THW rät zu Notvorräten

Nach tagelangen heftigen Regenfällen kämpfen mehrere Länder mit Hochwasser. Besonders betroffen sind Österreich, Tschechien und Polen. Auch in Deutschland wird mit einem Anstieg der Pegelstände gerechnet, insbesondere entlang der Elbe und Oder.
Hochwasser in Mitteleuropa im September 2024.
Das Hochwasser in Mitteleuropa im September 2024 erreicht Deutschland. „Großes Hochwasser“ herrscht bereits in Teilen Sachsens (r.). Die Lage in Tschechien bleibt angespannt (l.). Hintergrund: Der Fluss Bela in Mikulovice, Tschechien, am 14. September 2024.Foto: ts/Epoch Times, mit Material von Gabriel Kuchta/Getty Images (Bela), CHMI (Karte Cz), eigenes Werk nach LPH, Rainer Lesniewski/iStock (Karte Sachsen)
Von 16. September 2024

In Polen, Tschechien, Teilen der Slowakei und im Osten Österreichs haben die massiven Regenfälle der vergangenen Tage bereits vielerorts für Hochwasser gesorgt. Mittlerweile befürchten auch Menschen in den Gebieten entlang von Elbe und Oder in Deutschland Wasserstände, die zumindest an die Situation im Jahr 1997 heranreichen.

In den bisher am stärksten betroffenen Gebieten wird schon ab Montagnacht, 16./17. September, mit einem Erreichen der höchsten Pegelstände gerechnet. Demgegenüber ist in Deutschland mit einem Verzögerungseffekt zu rechnen, bis die von Süden aufwärts fließenden Wassermassen Sachsen und Brandenburg erreicht haben. Aber auch für Donau, Vils und Isar in Bayern kann dem Hochwassernachrichtendienst (HND) zufolge noch keine Entwarnung gegeben werden.

In Teilen von Niederösterreich ist von 100-jährigem Hochwasser die Rede

Für Montag ist in Österreich nach wie vor mit Dauerregen und Stürmen zu rechnen. Der Hydrographische Dienst des Landwirtschaftsministeriums warnt angesichts der neuen Regenfälle vor einem neuerlichen Anstieg der Pegel. Im Alpenvorland zwischen Salzburg und dem niederösterreichischen Mostviertel sowie den niederösterreichischen Voralpen sei vereinzelt noch bis Dienstagmorgen mit Regenfällen von bis zu 100 Liter pro Quadratmeter zu rechnen.

An der Alpennordseite geht man von einer Regenmenge von zwischen 20 und 70 Litern aus, in den bisherigen Hochwasserregionen von 30 bis 70. Zwar sei dies deutlich weniger als zu Beginn des Wochenendes, allerdings sind die durchnässten Böden kaum noch in der Lage, neues Wasser aufzunehmen. Dies könnte die Hochwasserlage noch einmal verschärfen.

Wie der „Standard“ berichtet, ist der Kamp zum Teil bereits über die Ufer getreten. In Niederösterreich werde vielerorts ein 100-jährliches Hochwasser erwartet, in der Kampregion im Waldviertel zum Teil noch mehr. Für den Wienfluss waren ähnliche Entwicklungen befürchtet worden, jedoch gehen die Pegelstände derzeit zurück.

Hochwasser in Österreich.

Hochwasserwarnungen (Schraffierung) sowie Flusspegel und ihre Tendenzen (Symbole) in Österreich. Stand 16.09.2024, 11:14 Uhr. Foto: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML)

Burgenland bereitet sich auf mögliche Überschwemmungen im Norden vor

Prekär war die Lage am Montagmorgen an der Leitha in Götzendorf, wo bereits Hochwasserwarnstufe 3 gilt, der Pegel aber nach wie vor steigt. In den anderen Stufe-3-Gebieten meldeten die Behörden gleichbleibende Stände in Russbach bei Wolkersdorf und in Wildungsmauer. An der Zaya entlang der slowakischen Grenze fallen die Pegel.

Niederösterreichs Feuerwehren zufolge mussten bislang 1.750 Häuser evakuiert werden, davon 82 mit dem Hubschrauber. Im Zentralraum um Krems, Tulln und St. Pölten rettete man Menschen teils mithilfe von Booten. Bei Verwandten oder in Notunterkünften mussten 170 Personen untergebracht werden, 12.000 Haushalte seien derzeit ohne Strom, 23 Gemeinden ohne Trinkwasser. Weitere 13 Gemeinden sind nach Angaben der Feuerwehren derzeit noch von der Außenwelt abgeschnitten, acht sind ohne Kanalisation. Dammbrüche und Hangrutschungen erschweren die Rettungsmaßnahmen. Aufgrund eines gebrochenen Damms gebe es Überschwemmungen in der Landeshauptstadt St. Pölten.

Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf warnte auch mit Blick auf Montag noch vor einem „raschen und deutlichen Anstieg der Wasserführung“. Regen und orkanartige Windböen erschwerten auch die Arbeit der Einsatzkräfte. Ein Feuerwehrmann kam Medienberichten zufolge beim Auspumpen eines Kellers ums Leben.

Derzeit sind in Niederösterreich, das zum Katastrophengebiet erklärt wurde, etwa 25.000 Einsatzkräfte im Einsatz. Unterstützung erfahren sie von rund 1.000 Soldaten des österreichischen Bundesheeres. Im Burgenland teilt Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil mit, dass Überschwemmungen entlang der Leitha in den Bezirken Mattersburg und Eisenstadt-Umgebung in den nächsten Stunden nicht auszuschließen seien. Auch Siedlungsgebiete könnten betroffen sein. Auf Facebook erklärt er:

„Daher werden wir die Gemeinden entlang der Leitha in den Bezirken Mattersburg und Eisenstadt-Umgebung auch via AT-Alert über eine mögliche Gefährdung warnen.“

Schwere Schäden durch Hochwasser in Polen und Tschechien

Im tschechisch-polnischen Grenzgebiet und im Südwesten Polens bleibt die Lage prekär. In Wroclaw (Breslau) hat Bürgermeister Jacek Sutryk Hochwasseralarm ausgerufen. Er rechnet damit, dass die Flutwelle bis Mitte der Woche in der Stadt eintrifft. Prognosen, wonach bereits weitgehend Entwarnung gegeben werden könne, seien korrigiert worden. Die Flut werde jedoch wahrscheinlich nicht das Ausmaß von 1997 erreichen, als ein Drittel der Stadt unter Wasser stand. Außerdem sei die Schutzinfrastruktur heute deutlich besser.

Hochwasser in Polen

Amtliche Hochwasserwarnungen in Polen, Stand 16.09.2024. Foto: [Polnisches] Institut für Meteorologie und Wasserwirtschaft – Staatliches Forschungsinstitut (IMGW-PIB)

Hochwasser in Polen.

Flusspegel in Polen, Stand 16.09.2024. Foto: [Polnisches] Institut für Meteorologie und Wasserwirtschaft – Staatliches Forschungsinstitut (IMGW-PIB)

In Tschechien ist die Lage weiterhin besorgniserregend. Aus Mährisch-Schlesien wird ein Todesopfer gemeldet, am Sonntag waren mehr als 60.000 Haushalte ohne Strom. Aufgrund des durchnässten Bodens und des starken Windes seien Bäume umgestürzt und auf Freileitungen gestürzt. Einer der Schwerpunkte lag dabei in Grenznähe zu Deutschland: In Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) waren vorübergehend mehr als 20.000 Haushalte ohne Strom. Teile des polnisch-tschechischen Grenzgebiets wurden zur Katastrophenregion erklärt. Der Schiffsverkehr auf der Moldau wurde vorübergehend eingestellt.

Hochwasser in Tschechien

Amtliche Hochwasserwarnungen in Tschechien, Stand 16.09.2024, 9:56 Uhr. Foto: Tschechisches Hydrometeorologisches Institut (CHMI), CC BY-NC-ND 3.0 CZ

Flusspegel und ihre Entwicklung in Tschechien, Stand 16.09.2024, 10:16 Uhr. Foto: Tschechisches Hydrometeorologisches Institut (CHMI), CC BY-NC-ND 3.0 CZ

An Elbe und Oder in Ostdeutschland rief Fritz-Helge Voss vom Technischen Hilfswerk (THW) Menschen in den betroffenen Gebieten dazu auf, sich einen „kleinen Notvorrat“ anzulegen. Die Dienste bereiten sich derzeit auf das Eintreffen der Wassermassen aus Tschechien vor – und die Verlegung von Kräften an die Flüsse.

In Schöna und in Görlitz wird unterdessen bereits „Großes Hochwasser“ gemeldet. An der Lausitzer Neiße wurden am Montagmorgen 5,57 Meter erreicht – das ist dem Landeshochwasserzentrum zufolge nur wenige Zentimeter von Alarmstufe 4 entfernt. Allerdings rechnet man damit, dass im Laufe des Vormittags die Pegel wieder fallen.

Hochwasser in Deutschland.

Amtliche Hochwasserwarnungen in Deutschland: Entwarnung (grün), Vorwarnung (gelb, schraffiert), Hochwasser (gelb), Großes Hochwasser (orange-rot). Stand 16.09.2024, 11:41 Uhr. Foto: ts/Epoch Times nach Länderübergreifendes Hochwasser Portal (LHP), Karte: Rainer Lesniewski/iStock

In Dresden könnte es zum Anstieg der Elbe über 6 Meter kommen

Aktuelle Hochwasserwarnungen gibt es für die Flussgebiete Elbestrom, Schwarze Elster, Spree, Lausitzer Neiße und die Nebenflüsse der Oberen Elbe. In Dresden wurde in der Nacht zum Montag die Warnstufe 2 ausgerufen. Dort ist der Wasserstand auf 5,32 Meter gestiegen, während es im Normalfall 2 Meter sind.

Vom Jahrhunderthochwasser 2002, als der Pegel am Höhepunkt 9,40 Meter erreicht hatte, ist dieser Wert jedoch noch weit entfernt. Dennoch wird zumindest noch mit Ausrufung der Warnstufe 3 für Dienstag gerechnet. Eine prekäre Situation mit der Gefahr einer Überflutung der Altstadt könnte entstehen, wenn der Pegel in Richtung 7 Meter steigt. Für Dienstag bis Mittwoch ist noch mit einem Anstieg auf mehr als 6 Meter zu rechnen.

Entwarnung geben mit den Sicherungsarbeiten betraute Personen jedoch mit Blick auf die Carolabrücke. Wie es im MDR heißt, würde die Strömung selbst im Fall eines Abbruchs über die im Wasser befindlichen Teile hinwegfließen. Ein zusätzliches Überflutungsrisiko sei durch die Folgen des Einsturzes nicht zu befürchten.



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