Hamburg als erstes Bundesland: Aus für Verbrenner-Taxen ab 2025
Als erstes Bundesland wird Hamburg ab Anfang 2025 keine Verbrenner-Taxen mehr zulassen. Bis Ende 2024 zugelassene Verbrenner-Taxen dürfen aber noch weiterfahren. Gerade im Verkehrssektor müsse man beim Klimaschutz schnell vorankommen, sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). „Das Verbrenner-Aus für Hamburgs Taxen ist hierfür ein gutes Beispiel.“
Die Taxen-Union Hamburg e.V. weist hingegen auf einige weniger gute Beispiele und Probleme hin, mit denen die Taxiunternehmen in der Hansestadt derzeit konfrontiert sind. Dabei sei die Bereitschaft zur Verkehrswende und die Umwelt zu entlasten vorhanden.
E-Taxen günstiger? Ja, mit städtischem Zuschuss
Die große Nachfrage nach lokal emissionsfreien Taxen zeige, „dass die Branche bereit und gewillt ist, das Verbrenner-Zeitalter hinter sich zu lassen“, sagte Tjarks. Ab dem 1. Januar 2025 soll damit Schluss sein. Die E-Taxen hätten sich laut dem Verkehrssenator im Betrieb als zuverlässig, komfortabel und günstiger gegenüber den Verbrenner-Taxen gezeigt.
Um das zu überprüfen, fragte Epoch Times bei der Taxen-Union Hamburg e.V. nach. Der Taxiunternehmer Jan Grupe teilte mit, dass die Anschaffung inzwischen teurer geworden ist. „Das Problem ist hierbei der Wegfall der BAFA-Prämie für Gewerbetreibende ab September sowie der Wegfall von Rabattierungen durch die Autohersteller.“ Der Verband hofft, dass die BAFA-Prämie für Gewerbetreibende letztendlich doch nicht gestrichen werde. „Das sollte die Politik revidieren“, forderte Grupe.
Hoffnung legt die Taxen-Union etwa auf die von Tesla angekündigten Preissenkungen seiner E-Fahrzeuge. „Perspektivisch rechnen wir mit einer Preisminderung durch geringere Produktionskosten von E-Fahrzeugen“, sagte Grupe.
Die Stadt Hamburg soll dann in einer geplanten dritten Förderstufe die Taxiunternehmen mit 5.000 Euro pro neu zugelassenem E-Auto auf zwei Jahre verteilt unterstützen. Die Behörden würden dieses Geld den Taxibetrieben aber nicht auf einmal auszahlen. Stattdessen ist eine quartalsmäßige Auszahlung von jeweils einigen Hundert Euro geplant, um mögliche Nachteile wie längere Ladezeiten auszugleichen.
Grupe bemängelte zudem das Problem der Verfügbarkeit und der langen Lieferzeiten der E-Fahrzeuge. Das betreffe jedoch auch Verbrennerfahrzeuge.
„Wenn das Problem nicht bald gelöst wird, dann wird es schwierig, die in Hamburg jährliche Zahl von etwa 600 bis 700 Taxizulassungen im Jahr 2025 mit E-Fahrzeugen zu erreichen.“
„Wartung und Aufladen sind günstiger“
Einen Kostenvorteil sieht Grupe bei der Wartung der Fahrzeuge. Die Service- und Wartungskosten seien gering, weil Filter, Öle und weitere typische Verbrenner- und Verschleißteile wegfielen.
Derzeit gibt es allerdings noch keine große Erfahrung mit der Haltbarkeit der Akkus von E-Autos. Diese sind das teuerste Bauteil der Fahrzeuge. Ein Austausch ist aufwendig bis unmöglich. Je nach Modell bringen die Akkumulatoren – je nach Fahrzeugklasse und Ausstattung – 250 bis 700 kg auf die Waage, berichtete das Magazin „Energielösung“. Die Hersteller garantieren laut dem Energieversorger EnBW nach acht Jahren beziehungsweise 160.000 Kilometern noch 70 Prozent der ursprünglichen Akkukapazität.
Auch die Ladekosten eines E-Autos sind laut Grupe günstiger als bei einem vergleichbaren Verbrenner. Dazu nennt er als Beispiel einen VW ID.4 mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 17 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. „Bei einem Strompreis von 49 bis 59 Cent am Schnelllader ist die Ersparnis im Vergleich zu einem Diesel mit 7 Liter Verbrauch immer noch sehr hoch“. Hinzu komme der Wegfall der Kfz-Steuer und der Parkkosten in Hamburg. Somit ist die bisherige Praxiserfahrung des Unternehmens „durchweg positiv“. In Hamburg werden zudem exklusive Taxi-Ladestationen im öffentlichen und auf privatem Raum gebaut.
Fragwürdiger Klimaschutz
Schon jetzt würden durch die Umstellung auf elektrisch- und wasserstoffbetriebene Taxen jährlich 2.000 Tonnen CO₂ eingespart. „Elektrifizieren wir die gesamte Flotte in Hamburg, sind es 25.000 Tonnen im Jahr“, sagte Tjarks. „Wir hoffen, dass von dieser Entscheidung in Hamburg eine Signalwirkung ausgeht – für Deutschland und ganz Europa.“
Wie genau der Verkehrssenator auf diese Zahlen kam, ist allerdings unklar. Auf der einen Seite hat ein E-Auto zwar keine Abgase wie ein Verbrenner. Dafür stellt sich die Frage, wie der Strom für den Antrieb produziert wurde, der wiederum in diesen fließt. Weitestgehend „sauber“ oder CO₂-frei wäre der Strom, wenn er aus erneuerbaren Energien oder Atomstrom käme. Derzeit ist Deutschland jedoch noch sehr auf Kohle- und Gaskraftwerke angewiesen.
Die Kernkraftwerke sollen im April komplett ihren Betrieb einstellen. Solar- und Windkraftwerke sind aufgrund von regelmäßig wechselnden Licht- und Windbedingungen keine grundlastfähigen Generatoren. Das hat auch Frankreich bereits erkannt. Um eine kontinuierliche Stromversorgung zu erreichen, sind diese zu 75 Prozent der Zeit auf die Existenz von „doppelten Strukturen“ aus Gas oder Kohle angewiesen! Alternative Energien seien daher laut Loïk Le Floch-Prigent, einem französischen Industrieunternehmer, versteckte fossile Energien.
Hinzu kommt, dass sich der Stromverbrauch in Deutschland in den kommenden Jahren deutlich erhöhen wird. Darüber sprach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Anfang Februar bei „Phoenix“. Deutschland verbrauche als großes Industrieland derzeit rund 600 Terawattstunden (TWh) Strom pro Jahr.
„Wenn wir das alles machen – E-Mobilität, E-Heizen mit Wärmepumpen, Elektrifizierung von industriellen Prozessen – bedeutet das immer mehr Strom[bedarf]“, erklärte Scholz. „Also werden wir bis zum Ende des Jahrzehnts etwa 750 TWh verbrauchen und in den 30er-Jahren wahrscheinlich das Doppelte.“ Um dies zu bewältigen, sei ein „irrer Ausbau erneuerbarer Energien“ nötig. Da jedoch die Stromspeicher für diese großen Energiemengen fehlen, um Deutschland bei Dunkelflaute zu versorgen, dürfte auch der Bedarf an fossilen, grundlastfähigen Kraftwerken weiter steigen.
Branche gibt sich optimistisch
Branchenvertreter bezeichneten das Projekt „Zukunftstaxi“ als Erfolg. „Wir sind der festen Überzeugung, dass die Zukunft unserer Branche elektrisch ist und dass dieser Umstellungstermin machbar ist“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Hansa Taxi, Thomas Lohse.
Laut Alexander Mönch, Chef von FREE NOW Germany & Austria, gibt Hamburg „beim Thema Verkehrswende in Deutschland einmal mehr den Ton an“. Der entscheidende Hebel liege dabei im engen Schulterschluss aller Akteure der städtischen Mobilitätslandschaft. Knapp 80 Prozent der in Hamburg verfügbaren lokal emissionsfreien Taxen würden inzwischen von FREE NOW vermittelt. Von Unternehmer- und Fahrgastseite gebe es durchweg positives Feedback.
Hamburg hatte 2021 mit dem Projekt „Zukunftstaxi“ mit der Förderung des Umstiegs auf lokal emissionsfreie Taxen begonnen. Aktuell fahren laut Behörde bereits über 350 solcher Autos auf Hamburgs Straßen, davon 25 mit Wasserstoff betrieben. Mit einem Anteil von zwölf Prozent dieser Fahrzeuge nehme die Hamburger Taxiflotte bereits jetzt bundesweit die Spitzenposition ein.
(Mit Material von dpa)
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