Gesundheitsalarm an Silvester: Meteorologen sprechen von „giftiger Wolke“
Normalerweise entweichen Schadstoffe in der Luft in oberen Luftschichten. In diesen Tagen herrscht jedoch eine ungewöhnliche Wetterlage über Deutschland, sodass Abgase und Feinstaub nicht abziehen können. Eine besondere Gefahr für die Gesundheit droht an Silvester, wenn die Menschen ihre Feuerwerkskörper zünden.
Auf Bergen wärmer als in Niederungen
Christian Herold, Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD), erklärte hierzu, dass nur wenig Austausch zwischen den Luftschichten stattfinde. Deswegen sammele sich Feinstaub in den Niederungen an. Das bedeutet an vielen Orten eine schlechtere Luft als sonst.
Herold sprach von einer sogenannten Inversionswetterlage, also einer umgekehrten Wetterlage. Dabei seien – ausnahmsweise – die oberen Luftschichten wärmer als die unteren.
Auf den Bergen sei es gerade ungewöhnlich warm – mit bis zu elf Grad in den Mittelgebirgen, erläutert Herold. In den Tälern und Flussniederungen ist es dagegen kalt, teils mit Minusgraden. Die Luft durchmische sich dabei kaum und der Feinstaub sitze in der unteren Schicht wie unter einer Glocke fest.
Erhöhte Feinstaubwerte
In zahlreichen Orten in der Südhälfte Deutschlands registrierten die Messstationen am Samstagmorgen, 28. Dezember, erhöhte Werte des gesundheitsgefährdenden Feinstaubs. Im bayerischen Kempten waren es beim besonders feinen Staub ganze 35 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3). Im Jahr 2022 lag der Mittelwert bei 9 µg/m3. Der Feinstaub stammt unter anderem von Fahrzeugen, Heizkraftwerken und Kaminöfen.
Auch in Teilen von München, Würzburg, Bamberg, Passau sowie im baden-württembergischen Tübingen, Kehl und Neuenburg sowie in Worms und Dresden lagen die Werte über dem Grenzwert von 25 Mikrogramm. Das zeigen Daten des Umweltbundesamtes.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die vom BUND zitiert werden, können schon zehn Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft die Lebenserwartung der gesamten Bevölkerung um durchschnittlich ein halbes Jahr verkürzen.
Darüber hinaus haben die Messstationen laut „Frankfurter Rundschau“ jüngst auch deutlich erhöhte Stickstoffdioxidwerte (NO₂) festgestellt. NO₂ entsteht beispielsweise durch Dieselabgase. Halten sich Menschen ein paar Stunden in dieser belasteten Luft auf, kann es zu verschiedenen Atemwegssymptomen und Kopfschmerzen kommen.
Wenn kein Wind bläst und es nicht regnet, bleiben diese Partikel nur einige Zentimeter bis wenige Meter über dem Boden – also genau dort, wo der Mensch atmet. Deswegen warnte der Diplom-Meteorologe Dominik Jung von „wetter.net“:
Hoch ‚Günther‘ hat uns damit eine unsichtbare, aber giftige Wolke beschert, die das Leben für viele Menschen zur Belastungsprobe macht.“
Wetterwende zu Silvester
Die bestehende Wetterlage kommt zur ungünstigsten Zeit im Jahr. Denn gerade an Silvester, wenn die Bevölkerung mit Millionen Feuerwerkskörpern das neue Jahr begrüßt, schießt die Feinstaubbelastung durch die Decke.
Dem Umweltbundesamt zufolge werden Tonnen von Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt. In dieser einen Nacht sind es rund ein Prozent der gesamten in einem Jahr freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland.
Laut DWD hält die Inversionswetterlage noch bis Silvester an. „Dann stellt sich die Wetterlage um, es wird windiger oder sogar stürmisch“, sagt Herold. Im Norden Deutschlands komme der Wind voraussichtlich noch rechtzeitig, um den Feinstaub wegzublasen, der durch die Silvesterfeuerwerke zusätzlich entsteht.
Anders sieht es aber in Süd- und teilweise in Mitteldeutschland aus. „Im Süden haben wir vielleicht das Problem, dass an Silvester nur schwache Winde vorhanden sind“, warnte Herold.
Eine Übersicht zur aktuellen Luftqualität an verschiedenen Orten in Deutschland bietet etwa das Portal „aqicn.org“ mit der Echtzeitkarte des Luftqualitätsindex.
Was man bei Feinstaubglocken tun kann
Wie bereits erwähnt können bei empfindlichen Menschen durch einen zu hohen Feinstaubanteil in der Luft nachteilige gesundheitliche Wirkungen auftreten. „Diese sollten körperlich anstrengende Tätigkeiten im Freien vermeiden“, empfiehlt das Umweltbundesamt den Betroffenen an diesen Orten.
Ebenso ist es ratsam, Gebiete zu meiden, die in der Nähe von verkehrsreichen Straßen oder emissionsreichen Industrie- und Kraftwerkskomplexen liegen.
Menschen, die in der Silvesternacht draußen eine zu hohe Atemwegsbelastung feststellen, sollten in die Wohnung oder naheliegendes Gebäude zurückkehren, sofern dort bessere Luft herrscht. Die Luft in der Wohnung kann mit einem Luftreiniger mit geeigneten Filtern verbessert werden. Es empfiehlt sich, die Wohnung nur bei einer guten Außenluftqualität zu lüften.
Wer ist besonders gefährdet?
Ob man durch eine erhöhte Feinstaubbelastung beeinträchtigt ist, lässt sich anhand verschiedener Symptome im Körper feststellen. Das können Reizungen der Schleimhäute, Husten und Halsschmerzen, Entzündungen in den Atemwegen oder Atemnot sein.
Bei Menschen, die bereits eine Atemwegserkrankung haben, könnte sich diese verschlimmern. Das betrifft vorwiegend Menschen mit Asthma, COPD oder allgemein empfindlichen Lungen. Eine besondere Gesundheitsgefahr besteht auch für Kinder und ältere Menschen.
„Die Wirkungen reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei Asthmatikern bis zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen“, schreibt das Umweltbundesamt.
(Mit Material von Agentur)
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