Geständnisse zum Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe werfen Fragen auf
Nach langem Schweigen gaben nun im Fall des Juwelendiebstahls aus dem Dresdener Grünen Gewölbe drei der sechs Tatverdächtige Geständnisse ab und gaben zu, am Juwelenraub aus dem Residenzschloss beteiligt gewesen zu sein. Das Geständnis von einem vierten Angeklagten wird für Freitag erwartet.
„Der Plan zur Tat kam nicht von mir, ich wurde gefragt, ob ich mitmachen würde“, so Rabieh Remmo (29) in seinem Geständnis, das er selbst verliest. Der Plan wäre in einem Jahr entwickelt worden.
Ausgangspunkt wäre dabei ein Bekannter gewesen, der „von einer Klassenfahrt zum Grünen Gewölbe so begeistert war“, so der Berliner. Hieraus soll die Idee entstanden sein, dort einzubrechen. Man hätte sich aber nicht für den Diebstahl des grünen Diamanten entschieden, weil es einfacher erschien, den anderen Schmuck zu stehlen.
„Der Bereich der [Raumüberwachungs-]Scanner wurde ausprobiert und es gab Probeüberstiege über die Mauer.“ In der Tatnacht sei man mit zwei Fahrzeugen von Berlin nach Dresden gefahren, einem Audi und einem Mercedestaxi.
„Als die Laternen ausgingen, sind wir reingegangen“
Über die Brandlegung im nahen Pegelhaus an der Augustusbrücke mit seinem Stromverteiler und das Kappen der Hauptleitung wollte man eigentlich nicht nur die Straßenlaternen ausschalten, sondern auch die Überwachungsanlagen und Kameras.
Sowohl bei der Fahrt nach Dresden, mehrere Tage vor dem eigentlichen Einbruch, wo die Gitterstäbe durchtrennt wurden, als auch direkt beim Einbruch war er dabei. „Ich bin in der Videoaufzeichnung der mit der Taschenlampe.“ Seine Rolle wäre gewesen, durchs Fenster zu klettern und die Diamanten zu stehlen. „Das Glas erschien dünn genug, um es mit einer Axt durchschlagen zu können.“
Mit der Beschaffung der Fluchtfahrzeuge hatte er nichts zu tun gehabt und auch nicht mit dem in der Tiefgarage gelegten Autobrand. „Als die Laternen ausgingen, sind wir reingegangen.“ Beim Verlassen des Raumes hätte es Probleme gegeben, dadurch wäre einiges vom Schmuck kaputtgegangen.
Wo die Beute dann, als sie in Berlin ankamen, blieb, wusste er nicht. „Ich wusste auch nichts von einem möglichen Verkauf von Stücken in Rumänien.“
„Ich war damals größenwahnsinnig geworden“
Wissam Remmo (26) berichtet in seinem Geständnis, dass er im März 2017 am Diebstahl der Goldmünze aus dem Bodemuseum beteiligt war. „Dann folgte die beste Zeit für mich.“ Vorher wäre er ein niemand gewesen. In der Öffentlichkeit wäre der Raub als Geniestreich bekannt geworden, erzählt er. Man hätte es verglichen mit dem Einbruch im Film „Oceans Eleven“.
Er wäre plötzlich als ein Meisterdieb angesehen und gefeiert worden. „Plötzlich wollten alle gerne mit mir zusammen sein, feiern und zusammen Kokain einnehmen. Ich habe damals soviel Kokain konsumiert, wie nie zuvor.“
2019 interessierte er sich dann für das Grüne Gewölbe.
Ich war damals größenwahnsinnig geworden, ich hatte damals auch kein Unrechtsbewusstsein.“
Tagsüber wären sie dann mehrmals als Besucher im Grünen Gewölbe gewesen. „Wir schauten nach Lichtschranken, nach Kabeln von der Überwachungstechnik.“
Man hätte dann einen toten Raum bei der Raumüberwachung entdeckt. „Wir haben dann getestet, ob es tatsächlich einen toten Bereich gibt. Und das war wirklich so.“ Als Motivation für den Raub gab er an, damit seinen Kokainkonsum decken zu wollen. „Mein Anteil an dem Raub der Goldmünze aus dem Bodemuseum war schon aufgebraucht.“
Bereits vor der Tatnacht wurde das Einstiegsfenster vorbereitet. Sie benutzten dabei hydraulisches Werkzeug. „Wir mussten mehrfach Pausen beim Durchtrennen der Gitterstäbe einlegen. Wir warteten dazwischen immer ein paar Minuten, weil das Schneiden so laut war.“
„Spielten Musik ab, wegen der Lautstärke beim Durchschneiden“
Das Durchschneiden selbst dauerte nur ein paar Sekunden. Wegen der lauten Geräusche haben wir Musik über einen tragbaren Lautsprecher abgespielt. Kreppband wurde über die durchtrennten Gitterstäbe gewickelt und angemalt, damit keiner was mitbekommt. „Wir hatten Angst, dass die präparieren Gitterstäbe auffallen.“ Bereits am Morgen des Einbruchs nahm er Kokain ein, auch zwischendurch.
Nach dem Einbruch und Diebstahl der Juwelen lud er nach eigenen Angaben das Werkzeug und die Beute in den Audi. Reinigungsmittel setzte man auf der Mauer ein, um die DNA-Spuren zu beseitigen, berichtet er weiter. „Daher auch der Feuerlöschschaum im Innenraum.“ Für die Mauer hätte es nicht mehr gereicht.
„Ich hatte in der Haft viel Zeit zum Nachdenken. Ich war dabei, mein Leben gegen die Wand zu fahren.“ So stellte er sich sein Leben nicht vor. „Ich will bei meiner Verlobten sein und mit ihr zusammen Kinder in die Welt setzen.“ Für dieses gewünschte Leben brauche er eine Drogentherapie. „Denn mit Drogen werde ich dieses Leben nicht führen können, sondern wieder kriminell werden.“
Das, was geschehen sei, bereue er, „weil die Steine ja schon so alt waren“. Er ist froh, dass durch das Anzünden vom Audi in der Tiefgarage unter einem Wohnhaus niemand verletzt worden sei.
„Sie planten einen Einbruch, ohne dass ich involviert war“
Mohamed Remmo (23) gibt in seinem Geständnis an, dass er ursprünglich die Idee mit dem Juwelenraub im Grünen Gewölbe hatte. „Andere sagten oft, das wäre unmöglich, dort Juwelen rauszuholen.“ Anfangs besuchten einige von ihnen das Grüne Gewölbe. Nachher wäre der Plan in Vergessenheit geraten, so der 23-Jährige. Dann hätten sich andere Mittäter dafür interessiert. „Sie planten einen Einbruch dort, ohne dass ich involviert war.“
Er war verärgert. „Jetzt hatten wohl andere meine Idee geklaut.“ Er fühlte sich dann wie ein kleines Kind, dem man das eigene Spielzeug weggenommen hat, berichtet er.
„Ich habe dann den Mittätern erklärt, dass dies meine Sache wäre, suchte die Anerkennung und wollte im Mittelpunkt stehen.“ An eine mögliche Haftstrafe hätte er nicht gedacht. Er, Rabieh und andere haben nachts dann die Gitterstäbe beim Einstiegsfenster durchgetrennt. Die einzelnen Gitterstäbe wären jeweils mit einem mehrminütigen Abstand durchgeschnitten worden, „weil es sehr laut war“. Er spielte dann einen Betrunkenen. „Ich sah auch einige Passanten vorbeigehen.“
„Damals war mir die Bedeutung der Diamanten egal“
In der Tatnacht hätte er dann „Schmiere“ gestanden, erst vor dem Pegelhaus und dann an der Mauer vorm Residenzschloss. Der Audi sollte eigentlich vor dem Rolltor der Tiefgarage angezündet werden. „Das Rolltor ging aber gerade auf, als wir dort ankamen.“ Dann sei man hineingefahren und hätte den Audi in der Tiefgarage angezündet. „Mit dem Mercedes-Taxi sind wir dann zurückgefahren.“ Von dem Kennzeichendiebstahl habe er nichts gewusst.
„Ich habe alles getan, damit die Diamanten wieder zurückkommen. Damals war mir die Bedeutung der Diamanten egal. Als ich später davon erfuhr, bekam ich Angst“, erklärt er abschließend.
Bandendiebstahl, Brandstiftung und besonders schwere Brandstiftung
Die Brüder und Cousins der weitverzweigten deutsch-libanesischen Remmo-Familie müssen sich seit dem 28. Januar 2022 am Landgericht der sächsischen Landeshauptstadt wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung verantworten.
Im Vorfeld der heutigen Geständnisse haben bereits zwei der Angeklagten signalisiert, dass sie keine Aussagen machen werden. Der eine, weil er eine Beteiligung verneint und ein Alibi angibt. Der andere, der sechste Verdächtige, schweigt. Vorangegangen war vor einer Woche eine geschlossene Verständigung über einen milderen Strafrahmen bei „glaubhaften Geständnissen“ samt Befragung durchs Gericht.
Zwei der nun vor Gericht Angeklagten verbüßen derzeit ihre Jugendstrafe wegen des Diebstahls der Goldmünze aus dem Berliner Bodemuseum 2017. Der Einbruch in die berühmte sächsische Schatzkammer des Residenzschlosses am 25. November 2019 war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland.
Kurz vor Weihnachten war ein Großteil der geraubten Schmuckstücke – teils beschädigt – über einen der Anwälte von Rabieh Remmo zurückgegeben worden. Aus dem Museum wurden damals 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten und Brillanten gestohlen und ein Sachschaden von über einer Million Euro verursacht.
Ungeklärt bleibt bisher, wer noch mit dabei war, was konkret nach der Tat in Berlin geschah und was mit der restlichen Beute ist. Dazu hat sich bislang keiner der Angeklagten geäußert.
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