Gaspreise für Neukunden plötzlich mehr als 18 Prozent teurer

Nach der Erholung der Gaspreise ziehen diese seit Anfang April wieder an. Die Sprünge sind deutlich und werden sich für die Verbraucher in der Jahresabrechnung bemerkbar machen. Was steckt hinter dem erneuten Anstieg?
Verivox: Gaspreise für Neukunden plötzlich mehr als 18 Prozent teurer
Die Gaspreise sind im April deutlich angestiegen. Das Vergleichsportal Verviox empfiehlt Gaskunden, jetzt einen festen Gaspreis für die kommende Heizperiode festzumachen.Foto: iStock
Von 21. April 2024

Die Gaspreise für Neukunden in Deutschland sind wieder deutlich gestiegen. Laut einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox müssen Verbraucher, die einen Neuvertrag bei einem Gasversorger abschließen, rund einen Cent mehr pro Kilowattstunde (kWh) ausgeben als noch vor vier Wochen.

Das klingt zunächst erst einmal wenig. Da sich dieser Gaspreis allerdings bei nur rund sieben Cent bewegt, kann ein Cent mehr oder weniger einen erheblichen Unterschied bei den Kosten bedeuten.

Deutlich höhere Gaspreise

Demnach zahlte ein Neukunden-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh im März 2024 im bundesweiten Durchschnitt noch rund 6,5 Cent pro kWh. Hochgerechnet auf ein Jahr wäre dies ein Arbeitspreis von 1.300 Euro. Hinzu kommen noch Grundpreis und Umsatz- oder Mehrwertsteuer.

Derzeit sei das durchschnittliche Angebot bundesweit auf 7,71 Cent pro kWh (Stand: 20. April) geklettert. Das entspricht einem Anstieg von 18,6 Prozent. Der jährliche Arbeitspreis beträgt in diesem Fall schon 1.542 Euro. Für die Analyse wurden laut des Portals Gas-Neukundentarife mit zwölfmonatiger Preisgarantie inklusive Boni verglichen.

Gaspreise

Gaspreisentwicklung für Neukunden in Deutschland in Cent pro kWh. Foto: mf/Epoch Times, Daten: Verivox

Eine Frage der Steuer

Die Verivox-Experten begründen die höheren Gaspreise für Neukunden einerseits mit anziehenden Großhandelspreisen. Ein weiterer maßgeblicher Faktor ist der seit April wieder geltende reguläre Mehrwertsteuersatz.

Zur Entlastung der Haushalte wegen der hohen Energiepreise hatte die Mehrwertsteuer seit Oktober 2022 7 Prozent statt 19 Prozent betragen. In jenem Monat befand sich der Gaspreis noch zwischen 21 und 28 Cent pro kWh. Die Senkung der Mehrwertsteuer bedeutete für eine Musterfamilie mit einem jährlichen Gasverbrauch von rund 20.000 Kilowattstunden eine Entlastung von durchschnittlich 426 Euro pro Jahr.

Seit Anfang April ist jedoch wieder der volle Mehrwertsteuersatz in Höhe von 19 Prozent fällig. Die Maßnahme war von vornherein bis zum 31. März 2024 befristet.

Großhandelspreise stark gestiegen

Die Großhandelspreise für Erdgas in Europa lagen Verivox zufolge Anfang des Jahres noch bei unter 3 Cent pro kWh und schwankten dann um die Marke von 2,5 Cent pro kWh. „In den letzten Wochen war bereits ein leichter Anstieg zu beobachten und vor einer Woche ist der Spotmarktpreis wieder über 3 Cent pro kWh gestiegen“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Dieser Preissprung entspricht einem Plus von über 20 Prozent. „Diese Preisbewegung wirkt sich direkt auf die Angebote für Neukunden aus, da die Gasversorger im Wettbewerb besonders scharf kalkulieren“, erklärte Storck.

Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostizierte zu Beginn des Jahres für den europäischen Großhandel mit Erdgas einen durchschnittlichen Preis von 3 Cent pro kWh für dieses Jahr. Angesichts der milden Witterung und einer guten Versorgungslage habe dieser Wert bisher deutlich unterschritten werden können, so Verivox.

Die zunehmenden geopolitischen Spannungen, wie der Konflikt zwischen Iran und Israel, sorgten jetzt allerdings für einen Auftrieb bei den weltweiten Rohstoffpreisen, hieß es.

Was empfehlen die Experten?

Das Vergleichsportal empfiehlt Gaskunden, jetzt einen festen Gaspreis für die kommende Heizperiode festzumachen.

„Die Großhandelspreise für Erdgas und damit auch die Angebote für Haushalte können durchaus noch weiter steigen. Wer jetzt einen günstigen Gastarif mit Preisgarantie abschließt, kann sich das aktuelle Preisniveau noch für die kommende Heizperiode sichern“, fuhr Storck fort.

Nach Angaben des Portals Verivox, das als Vermittler bei Vertragsabschlüssen in der Regel Provisionen von den Anbietern erhält, liegt der durchschnittliche Gaspreis für Haushaltskunden im örtlichen Grundversorgungstarif derzeit bei 14,26 Cent pro kWh. Bei einem Verbrauch von 20.000 kWh Heizkosten pro Jahr wären dies 2.852 Euro. Im günstigsten Angebot mit Preisgarantie werden 7,61 Cent pro kWh fällig, was Jahreskosten in Höhe von 1.522 Euro bedeute.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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