„Eine unfassbare neue Dimension der Gewalt“: Bandenkrieg im Raum Stuttgart
Polizeikräfte durchsuchten am Freitag, 9. Februar, die Wohnungen von zwei Tatverdächtigen im Raum Schwäbisch Gmünd und Heilbronn. Die Einsätze stehen in Verbindung mit dem Besitz einer Handgranate und einer Schussabgabe. Das geht aus einer Pressemitteilung des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg vom 12. Februar hervor.
Das waren keine Einzelfälle. Die jüngsten Festnahmen beziehen sich auf einen Bandenkrieg, der seit Mitte 2022 im Großraum Stuttgart tobt.
Durchsuchungen nach Fund von Handgranate
Eine der Durchsuchungen richtete sich gegen einen 28-Jährigen. Dieser steht im Verdacht, gemeinsam mit einem 25-Jährigen eine Handgranate in den Raum Schorndorf transportiert und dort neben einer Bundesstraße versteckt zu haben. Ein weiterer Verdacht richtet sich gegen einen 55-Jährigen, womöglich der Vorbesitzer der Handgranate.
Die 25- und 55-Jährigen befinden sich bereits in anderer Sache in Untersuchungshaft. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart wurde der 28-Jährige am 9. Februar dem Haftrichter beim Amtsgericht Stuttgart vorgeführt. Dieser hielt den bereits zuvor erlassenen Haftbefehl aufrecht und wies den Tatverdächtigen in eine Justizvollzugsanstalt ein.
Die andere Durchsuchung betraf einen 29-Jährigen, im Zusammenhang mit einer Schussabgabe vom letzten Oktober in Schorndorf-Weiler. Nach kurzer Zeit haben die Behörden den Beschuldigten wieder auf freien Fuß gesetzt.
Das LKA nennt in der Pressemeldung lediglich von dem 28-Jährigen die Nationalität – Deutsch. Für die anderen Tatverdächtigen wird lediglich erwähnt, dass sie zum „gewaltbereiten multiethnischen Gruppierungen zugerechnet“ werden.
Bandenkrieg im Ländle
Seit Mitte 2022 kommt es in der Schwabenmetropole immer wieder zu gewalttätigen und bewaffneten Ausschreitungen. Hintergrund ist ein blutiger Bandenkrieg.
David Fritsch, Kriminaloberrat und Sprecher des LKA, kennt sich besonders gut mit dem Fall aus. Die Täter sind in der Regel junge Männer zwischen 19 und 26 Jahren. Fast alle mit Migrationshintergrund. Die Behörden schätzten, dass zu beiden Banden insgesamt 550 Mitglieder gehören. Das Motiv der Beteiligten sei weniger Macht oder Gebietsbeanspruchung. Vielmehr gehe es den Beteiligten um „toxische Männlichkeits- und Ehrbegriffe“, erklärte Fritsch der „Welt“.
Das ist eine unfassbare neue Dimension der Gewalt.“
Beispielhaft hierfür ist ein Fall, der sich im Juni vergangenen Jahres bei der Beerdigung eines Kenianers ereignete. Anwesend waren Hunderte Trauergäste. Plötzlich explodiert eine Handgranate. Tatort war der Friedhof von Altbach, rund 20 Kilometer östlich vom Stuttgarter Zentrum entfernt. Es gab 15 teils schwer Verletzte. Unter etwas ungünstigeren Bedingungen hätte es auch Tote geben können.
Rapper-Szene mit Teilbezug
Das LKA sieht als Auslöser der Gewaltspirale ein Video. Ein Gangmitglied hatte es online verbreitet. Es zeigt einen jungen Mann, angetrunken und in unvorteilhafter Pose. Offenbar ein Angriff gegen die eine Bande. Es folgten Antwortvideos von der Gegenseite.
Die Stuttgarter Rap-Szene scheint in dem Bandenkrieg involviert zu sein. So soll laut dem „Bayerischen Rundfunk“ (BR) der Rapper Eska mit einigen Mitgliedern des Clans Esslingen in Verbindung stehen. Seine Liedtexte beziehen sich öfters auf die Ausschreitungen in und um Stuttgart. Ermittler studieren dessen Musikvideos für Hinweise.
Der Rapper zeigt in seinen Videos oftmals junge Männer, die laut Recherchen des BR vorher vor Gericht auf der Anklagebank waren. Die Männer standen im Verdacht, sich an einer Schießerei beteiligt zu haben. Es gebe allerdings noch kein rechtskräftiges Urteil. Doch auch Eska soll keine weiße Weste haben. Er saß selbst schon mehrere Jahre lang im Gefängnis – wegen gefährlicher Körperverletzung.
Kriminalität als Lebensstil
Der Kriminaloberrat spricht gegenüber der „Welt“ von „multiethnischen“ Strukturen ohne klare Hierarchien. Kriminalität sei bei diesen Gruppen ein Lebensstil. Es zähle nicht die Familienzugehörigkeit – wie bei Clans – sondern wo man aufgewachsen ist. Die Auseinandersetzungen der Banden ereignen sich am Rand der Stadt. Primär in den Stadtteilen Zuffenhausen, Esslingen und Göppingen.
Im Laufe der vergangenen knapp zwei Jahre habe Fritsch und rund 60 Kollegen, die ebenfalls in den Fall involviert sind, über 50 Verdächtige festgenommen. Außerdem gab es laut „Focus“ rund 100 Durchsuchungen, mehr als 5.000 Menschen wurden kontrolliert und 24 Schusswaffen wurden konfisziert.
Die Epoch Times hat das LKA für genauere Details zu dem Fall angefragt. Ein Sprecher teilte der Redaktion mit, dass das Innenministerium derzeit einen Medientermin vorbereitet, der in rund zwei Wochen stattfinden soll. Bis zu diesem Termin wolle die Behörde keine über die bisherigen Pressemitteilungen hinausgehenden Ausführungen machen.
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