Börsenchef: „So schlecht wie jetzt war unser Ansehen in der Welt noch nie“

Auf einer Veranstaltung des „Wirtschaftsbeirates Bayern“ in München hat der Chef der Deutschen Börse, Theodor Weimer, die Bundesregierung scharf kritisiert, wobei vor allem Vize-Kanzler Robert Habeck ins Visier genommen wurde. Weimers Äußerungen, die online für Aufsehen sorgten, zeichnen ein düsteres Bild von Deutschlands wirtschaftlicher Lage und seiner internationalen Wahrnehmung.
Titelbild
Theodor Weimer, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Börse AG, im Handelssaal der Wertpapierbörse.Foto: Arne Dedert/dpa
Von 8. Juni 2024

Der Chef der Deutschen Börse, Theodor Weimer, hat Mitte April auf einer Veranstaltung des „Wirtschaftsbeirates Bayern“ in München die Arbeit der Bundesregierung und den Zustand der Wirtschaft ungewöhnlich scharf kritisiert. Besonders Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) steht dabei im Fokus der Kritik. 

„Eine schiere Katastrophe“

Deutlich sagt der Börsenchef auf der Tagung, die man in voller Länge auf YouTube abrufen kann, in Richtung Habeck: „Ich habe inzwischen mein 18. Treffen mit unserem Vizekanzler und Wirtschaftsminister Habeck hinter mir – und ich kann Ihnen sagen: Es ist eine schiere Katastrophe.” 

Die Äußerungen des Chefs der Deutschen Börse gehen seit Freitag viral, nachdem Ausschnitte seiner Rede auf der Plattform X geteilt wurden und dort für regen Diskussionsstoff sorgen.

Anfangs, so Weimer, sei er von Habeck noch begeistert gewesen. „Er hat super zugehört, hat auch ein paar Dinge richtig gemacht. Aber inzwischen kommen die Fundamentalisten eben immer mehr durch.“

Deutschland gebe in Europa inzwischen weder ökonomisch noch politisch den Ton an, kritisiert der Börsenchef. „Wir führen politisch nicht mehr, weil wir drei Parteien haben in der Ampel und der kleinste gemeinsame Nenner überhaupt nichts mehr bringt.“ Deutschland werde in Europa als großer Verhinderer wahrgenommen, so Weimer weiter. 

„So schlecht wie jetzt war unser Ansehen in der Welt noch nie“

Mit Wirtschaftsminister Habeck, Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spreche er regelmäßig darüber, wie Investoren Deutschland beurteilen, so Weimer weiter. Das Urteil über Deutschland falle desaströs aus. „So schlecht wie jetzt war unser Ansehen in der Welt noch nie.“

„Wir wissen nicht mehr, wie wir euch in Deutschland lesen sollen. Die Gespräche mit Investoren haben fatalistischen Charakter”, so Weimer. Die Investoren sagten, „wenn ihr so weitermacht, werden wir euch noch weiter meiden, werden noch weiter rausgehen aus Deutschland”. Die Wahrheit, so Weimer, sei die, dass internationale Investoren nur noch in Deutschland „opportunistisch” investieren würden, weil sie sagten, „Ihr seid so günstig”. Und der Börsenchef fügt hinzu: „Wir sind zum Ramschladen geworden.”

Die deutschen Unternehmer sollten nicht mehr wie das Kaninchen auf die Schlange nach Berlin starren, bis es gefressen wird, sondern die deutschen Unternehmer sollten sich wieder eigenständig und unbeeinflusst von der Regierung entscheiden, so Weimer weiter.

Unterschiedliche Reaktionen auf Wutrede

Zustimmung erhält der Börsenchef beispielsweise von der CDU-Bundestagsabgeordneten Julia Klöckner. Auf die Kritik Weilers bezogen, schreibt sie auf X:

Ampel nennt es ,schlecht reden‘. Fachleute nennen es ,schlecht regieren‘.“

Auch der Chef der WerteUnion, Hans-Georg Maaßen äußert sich auf X und stimmt dem Börsenchef zu:

Theodor Weimer hat recht. Deutschland wird systematisch abgeschafft. Wirtschaftlich, aber auch gesellschaftlich durch Masseneinwanderung. Nur mit uns gibt es eine Rückkehr zu Leistung, sicheren Grenzen und Vernunft.”

Auch der bekannte Medienanwalt Joachim Steinhöfel stimmt auf X den Aussagen von Börsenchef Weimer zu:

Theodor Weimer, CEO der Deutschen Börse, hat sich glasklar über den Standort Deutschland und Vize-Kanzler Habeck (,eine schiere Katastrophe‘) geäußert. Investoren verlangten Risikoaufschläge und mieden das Land. ,So schlecht wie jetzt war unser Ansehen in der Welt noch nie‘.“

Es gibt aber auch Widerspruch. So schreibt etwa der Europaabgeordnete und Ex-Grünen-Chef Reinhard Bütikofer auf X: 

Mit einem CEO, der so voller Verachtung für die demokratische Legitimität einer Politik, die ihm nicht passt, unterwegs ist, muss sich kein Minister, Staatssekretär oder Abgeordneter treffen. Den kann man schneiden. Bis ihn seine Aktionäre zum Teufel schicken.”

Der Wirtschaftsweise Achim Truger schreibt über die Aussagen Weilers: „Es ist völlig substanzloses Polit-Bashing.“

Zum Jahresende geht Weimer

Theodor Weimer wird nach sieben Jahren an der Spitze der Deutschen Börse AG zum Jahresende seinen Posten abgeben. In der Vergangenheit hatte er sich immer wieder kritisch über den Zustand Deutschlands geäußert. Selten war die Kritik aber so scharf wie in seiner Rede in München. 

„Ökonomisch gesehen, sind wir auf dem Weg zum Entwicklungsland”, so Weimer weiter. Die Unternehmen beugen sich vor Brüssel und Berlin. „Die Amerikaner sagen mir direkt ins Gesicht“, so Weimer: „Hört auf, eine public economy zu sein. Werdet wie wir eine private economy.”

In den USA gelte das Motto: „Es ist uns egal, welcher alte Mann Präsident wird. Wir als Unternehmer, wir führen das Land”, sagte Weimer weiter. Deshalb steht Amerika in den nächsten zehn Jahren eine „wirtschaftliche Bonanza” bevor. Das könnte auch bedeuten, dass die gesellschaftliche Spaltung überwunden wird.

Wirtschaftsweise Truger findet Weimers Äußerungen befremdlich: „Die USA so zu verherrlichen (egal wer Präsident wird), ist lächerlich, wenn die Demokratie in Gefahr ist und die Lebenserwartung rapide sinkt – was soll das für ein Vorbild sein?”, schrieb Truger auf X.

„Unser ‚Gutmenschentum‘ findet nirgendwo Zustimmung“

Weimer sagte weiter, dass in den vergangenen 30 Jahren das Wachstum der deutschen Wirtschaft durch den zunehmenden Welthandel angetrieben wurde. Für die nächsten 20 Jahre prognostizierte er jedoch, dass Technologie der Haupttreiber für Wachstum sein werde, und Deutschland habe diesen Bereich „verschlafen“. 

Während seiner Gespräche in Singapur wurde ihm gesagt, dass Deutschland auf dem Weg sei, eine „alte Ökonomie“ zu werden, die kaum noch wächst. „Ihr seid das Japan Europas. Ist euch das klar?“, zitiert der Börsenchef einen seiner Gesprächspartner.

Auch im Bereich Verteidigung sei Deutschland im Rückstand. Internationale Investoren empfinden auch die Migrationspolitik als völlig falsch. „Unsere Ausrichtung auf ‚Gutmenschentum‘ findet nirgendwo Zustimmung“, so Weimer. „Wenn du einen Mangel an Fachkräften hast, holst du Leute ins Land, die arbeiten, deine Sprache sprechen und das Sozialprodukt generieren, aber nicht solche, die zu 50 Prozent das Bürgergeld abkassieren und es irgendwohin schicken.“

 



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