Zehn Länder simulieren Cyberangriff auf das globale Finanzsystem

Die zehntägige Übung unter Leitung des israelischen Finanzministeriums soll die internationale Zusammenarbeit gegen die Bedrohung der globalen Finanzsysteme durch Hacker stärken.
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Symbolbild: Cybersicherheit.Foto: iStock
Von 29. Dezember 2021

Zehn Länder und drei globale Finanzinstitute trafen sich Anfang Dezember virtuell, um ihre Kampftaktiken im Cyberkrieg zu verbessern. Angeführt von Israel – dessen Finanzministerium eine internationale Simulation groß angelegten Cyberangriffs auf das globale Finanzsystem organisierte – soll das „Kriegsspiel“ das erste seiner Art gewesen sein.

An der Simulation mit dem Titel „Collective Strength“ nahmen Finanzbeamte aus den USA, Großbritannien, Österreich, der Schweiz, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Deutschland, Italien, Thailand und den Niederlanden teil. Außerdem waren noch Vertreter des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich dabei.

Ziel der zehntägigen Aktion war, mögliche Schäden für Finanzmärkte und Banken künftig zu minimieren. Bei dem simulierten Cyberangriff sind sensible Daten im Dark Web zusammen mit falschen Nachrichten aufgetaucht und sorgten für ein Chaos auf den globalen Märkten und gleichzeitig für einen Ansturm auf die Banken.

Weltweite Zusammenarbeit

Die Simulation hat verschiedene Szenarien durchgespielt, wobei die globalen Devisen- und Anleihemärkte, die Liquidität, die Integrität von Daten und Transaktionen zwischen Importeuren und Exporteuren angegriffen wurden.

Solche Ereignisse wie die Zerstreuung falscher Informationen würden Chaos auf den Finanzmärkten verursachen, sagte ein Sprecher in einem Film, der den Teilnehmern im Rahmen der Simulation gezeigt wurde und „Reuters“ vorliegt.

Regierungsbeamte aus Israel erklärten, dass die simulierten Bedrohungen nach zahlreichen schon bekannten Cyberangriffen auf große Unternehmen durchaus möglich seien. Nach ihrer Einschätzung können die Schäden nur begrenzt werden, wenn eine weltweite Zusammenarbeit bestehe.

Finanzsektor besonders gefährdet

Im Durchschnitt hat ein Mitarbeiter in der Finanzdienstleistung an dem Tag, an dem er seinen Arbeitsplatz betritt, Zugang zu fast 11 Millionen Dateien, wobei diese Zahl in großen Unternehmen auf 20 Millionen ansteigt.

Dazu kommt, dass in den meisten Unternehmen für Finanzdienstleistungen die Mitarbeiter Zugriff auf über 350.000 sensible Daten haben. Die Daten hat das israelische Datensicherheitsunternehmen Varonis zusammengestellt. 

Kurz gesagt: Der Finanzsektor stellt ein endloses Reservoir an Ressourcen für Cyberkriminelle dar. Diese können an viele Informationen gelangen und möglicherweise an viel Geld, das als Lösegeld von den Unternehmen gezahlt wird. Unternehmen werden oft von Hackern erpresst.

Daher habe „diese einzigartige, bahnbrechende Übung die Bedeutung eines koordinierten globalen Vorgehens von Regierungen und Zentralbanken verdeutlicht“, sagte Shira Greenberg, Chefvolkswirtin des israelischen Finanzministeriums.

Die Simulation habe zudem „deutlich gemacht, dass Koordination, Vertrauen und die Bereitschaft, sich mutig mit Lücken in bestehenden Instrumenten auseinanderzusetzen, der Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen sind“, sagte Yoni Mor, Leiter der Abteilung für Cyber-Sicherheit im Finanzministerium.

Die Angreifer seien jedoch den Verteidigern zehn Schritte voraus, sagte Micha Weis, Finanz-Cybermanager im israelischen Finanzministerium, gegenüber „Reuters“.

Warum Israel?

Die Simulation sollte ursprünglich auf der Weltausstellung in Dubai stattfinden, wurde aber wegen der Omikron-Variante von COVID-19 nach Jerusalem verlegt, wobei die Beamten per Videokonferenz teilnahmen.

Doch warum hat Israel die Simulation gehostet? Vierzig Prozent aller privaten Finanzmittel, die in Cybertechnologien und -unternehmen fließen, werden in Israel investiert. Dies geht aus einem neuen Buch hervor, das der Gründer des israelischen nationalen Cyberdirektorats mitverfasst hat.

Professor Eviatar Matania von der Universität Tel Aviv bezeichnet Israel als ein „globales Kraftpaket“ im Cyber-Bereich. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich das Land zu einem sehr bedeutenden Akteur in der Cybersicherheit und Cyberwirtschaft entwickelt, schreibt er in seinem Buch „Cybermania“.

Simulation ist zu langsam

Ganz realistisch fanden einige Teilnehmer die Simulation dann doch nicht. Sie sagten, dass ihre Regierungen in einer realen Cyberangriffssituation schneller handeln würden als in der Simulation.

„Sobald die Geldversorgung zumindest in der Europäischen Union behindert würde, würden wir wahrscheinlich noch am selben Tag eine Dringlichkeitssitzung einberufen“, sagte ein Teilnehmer gegenüber „Reuters“. Er würde sich sofort an seine Amtskollegen in Europa und den Vereinigten Staaten wenden.



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