Wochenrückblick: Neuer Vulkanausbruch bei Grindavík – OECD senkt Prognose für Deutschland

Aus giftigem Rotschlamm wird in 10 Minuten Eisen, die EU will 1.000 Wellenkraftwerke an den Küsten bauen lassen und Finnland überlegt, ob es Reservisten seines Militärs verbietet, aus dem Dienst auszuscheiden. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, hier Teil 2.
Titelbild
Am 8. Februar 2023 ist fließt Lava über die Straße zum berühmten Touristenziel „Blaue Lagune“ in der Nähe von Grindavik im Westen Islands. Am Donnerstag begann auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands ein Vulkanausbruch, der dritte, der das Gebiet seit Dezember traf , sagten die Behörden.Foto: KRISTINN MAGNUSSON/AFP über Getty Images
Von 11. Februar 2024

Aus giftigem Rotschlamm wird Eisen

Binnen zehn Minuten kann aus Rotschlamm, der in der Herstellung von Aluminium aus Bauxit anfällt, Eisen gewonnen werden. Der stark alkalische Rotschlamm hat bereits mehrfach Katastrophen ausgelöst, beispielsweise 2010 in Ungarn und 2012 in China. Ein neues Verfahren, entdeckt von Matic Jovicevic-Klug und seinen Kollegen vom Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, könnte das Problem lösen. Mittels Elektrolichtbogenofen erhitzten sie den Rotschlamm, der neben Schwermetallen bis zu 60 Prozent Eisenoxide enthält, und beobachteten die Veränderungen. Bei der thermischen Zerlegung entsteht zunächst Titanomagnetit und kurz darauf metallisches Eisen in Form kleiner Kügelchen, die leicht abtrennbar sind. Nach rund zehn Minuten waren 70 Prozent des enthaltenen Eisens reduziert, der ph-Wert des Rotschlamms neutral und der Rest zu einem stabilen, glasartigen Mineral erstarrt – und die giftigen Teile dieser Abfälle entschärft. Wirtschaftlich rentabel sei es auch, die notwendigen Lichtbogenöfen sind in der Metallindustrie bereits weitverbreitet.

Sie sind „sich einig, uneinig zu sein“

Der französische Premierminister Gabriel Attal und Olaf Scholz stellten bei ihrem Treffen am 5. Februar fest, beim EU-Mercosur-Handelsabkommen erhebliche Meinungsverschiedenheiten zu haben. Während Kanzler Scholz es endlich verabschieden will – es wird seit zwanzig Jahren verhandelt – spricht Attal von einem „unfairen Wettbewerb“ durch Importe aus Nicht-EU-Ländern. Es dürfe nicht sein, dass Europa bestimmte Produktionsweisen verbiete, dann aber Produkte importiere, die auf diese Weise hergestellt wurden. Auch Emmanuel Macron fordert schon lange, dass „Spiegelklauseln“ im Vertrag enthalten sind. Das würde dafür sorgen, dass die Sozial- und Umweltvorschriften für alle Unterzeichner des Abkommens gelten.

Noch tanken hier Menschen ihre Fahrzeuge – während etwas weiter während eines Vulkanausbruchs in der Nähe von Grindavik im Westen Islands am 8. Februar 2023 Lava und Rauch aus einem Spalt strömt. Foto: KRISTINN MAGNUSSON/AFP über Getty Images

Neuer Vulkanausbruch

In Island hat der Vulkan bei Grindavík die Region erneut lahmgelegt. Es floss wieder Lava über die Straßen. Zudem wurden größere Schäden an der Infrastruktur als anfangs erwartet festgestellt. Zerstört waren nach dem zweiten Ausbruch drei Häuser. Laut dem Ministerium für Katastrophenschutz und Notfallmanagement werde die Reparatur der Infrastruktur zeitaufwendig und kostspielig. Besonders betroffen ist die Wasserversorgung. Kaltes Wasser gibt es nicht, Hauptleitung und Brunnen sind beschädigt und Hydranten außer Betrieb. Der dritte Ausbruch hat auch die Warmwasserversorgung wieder ins Wanken gebracht. Die ursprüngliche Leitung für Warmwasser liegt nun unter der Lava, das Hauptrohr ist zerstört. Auch das Abwassersystem gilt als in sehr schlechtem Zustand. Um elektrischen Strom in die Stadt zu bringen, wurde eine Stromleitung über die Lava gehängt, auch Notstromaggregate laufen. Allerdings ist dieses derzeitige System schwach und anfällig für Erdbeben, Wetter und Belastung. Bauwerke wie ein hastig aufgeschütteter Damm gegen die Lava, müssen nun zeigen, ob die Vorbereitung reicht.

Finnische Sommerhäuser

Der COVID-Hype bei finnischen Sommerhäusern ist beendet. Der Umsatz mit Sommerhäusern ging 2023 (verglichen mit 2022) deutlich zurück, die Preise fielen durchschnittlich um 5 Prozent. Mancherorts zahlt man sogar 29 Prozent weniger (Kanta-Häme, Satakunta und Südkarelien). Eine Ausnahme macht der Saimaa-See, wo in der Inselgemeinde Puumala und der Stadt Savonlinna die Preise um 10 bzw. 15 Prozent gestiegen sind. Ein durchschnittliches Sommerhaus kostet ab etwa 61 Euro pro Nacht, eine Ferienwohnung 133 Euro und ein Hotel zwischen 95 und 265 Euro pro Nacht. Die Preise variieren je nach Saison, Lage und Ausstattung.

99.750 Euro Strafe

Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes hat gesprochen: Wegen des Abbrennens von Pyrotechnik während eines Spiels des Hamburger SV gegen den FC St. Pauli muss Ersterer eine Geldstrafe in Höhe von 92.850 Euro zahlen. Bei dem Spiel der Zweitligisten am 3. Dezember fackelten Fans laut DFB „mindestens 146 pyrotechnische Gegenstände“ ab. Sie verursachten damit eine zweiminütige Spielpause. Von dem Betrag kann der Verein bis zu 30.950 Euro für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen nutzen. Ähnlich bestraft wurden die Bundesligaclubs FC Augsburg und VfB Stuttgart. Die Augsburger werden wegen Pyrotechnik durch ihre Fans mit 99.750 Euro zur Kasse gebeten, die Schwaben mit 15.000 Euro aufgrund eigenen Fehlverhaltens. Sie waren zu spät zur Kontrolle der Ausrüstung erschienen, daher verzögerte sich der Spielbeginn um eineinhalb Minuten.

Am Ufer des großzügigen Flussbettes des Los Angeles River, während der zweite und stärkere von zwei „atmosphärischen Flüssen“ am 5. Februar 2024 Los Angeles, Kalifornien, überschwemmt und Rekordniederschläge und Überschwemmungen mit sich bringt. Die Bürgermeisterin von Los Angeles forderte die Bewohner der Millionenstadt auf, ihre Häuser nur in dringende Notfällen zu verlassen. Foto: Robyn Beck/AFP über Getty Images

Der „Pineapple Express“

Kalifornien leidet unter dem „Pineapple Express“: Das Wetterphänomen bringt große Mengen feuchter Luft vom Pazifik aus der Region um Hawaii nach Kalifornien. Dieser „atmosphärische Fluss“ mit einer Breite von etwa 500 Kilometern und einer Länge von rund 2000 Kilometern sorgte als Sturmtief für heftige Regenfälle und starken Wind, gefolgt von Überschwemmungen, Sturzfluten, Schuttströmen und Erdrutschen. Das führte wiederum zu Stromausfällen und unbewohnbaren Häusern. Einige Teile der Region Los Angelas erhielten binnen weniger Tage so viel Regen wie sonst in einem halben Jahr. Gouverneur Gavin Newsom hat den Notstand für acht Landkreise ausgerufen. Betroffen sind rund 40 Millionen Menschen. 2024 ist ein Jahr mit einem starken El Niño, der weltweit Einfluss auf das Wetter hat – unter anderem mit Dürren im Amazonasbecken und einem warmen Nordatlantik. Die Brände in Chile dürften durch El Niño begünstigt sein, ebenso die Unwetter in Kalifornien.

Zukunftsmusik Wellenenergie

Bis 2030 sollen an den Küsten der EU Kraftwerke, die die Energie der anrollenden Wellen nutzen, mit einer Gesamtleistung von einem Gigawatt installiert sein. Bauen soll sie die finnische Firma AW-Energy. Sie bestehen aus einem 20 Tonnen schweren Flügel, der so befestigt ist, dass er mit den Wellen hin- und herschwingen kann. Die Bewegung wird auf einen Generator übertragen, der Strom erzeugt. Jede dieser Anlagen hat eine Leistung von einem Megawatt. Um die EU-Pläne zu realisieren, müssen also 1.000 davon errichtet werden. Optisch könnte das gehen, denn das System befindet sich meist vollständig unter der Wasseroberfläche. Die Stromgestehungskosten sollen bei neun bis 14 Cent pro Kilowattstunde liegen, etwa so viel wie Atomstrom aus einem neuen Kraftwerk. Die „WaveRoller“ sollen dazu in Serienfertigung gehen – bisher gibt es jedoch nur eine Versuchsanlage vor der portugiesischen Küste.

OECD senkt Prognose für Deutschland

Die Industriestaatenorganisation OECD hat die Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft für dieses Jahr nach unten korrigiert. Man erwarte einen Zuwachs von 0,3 Prozent. Im November war die OECD noch von einem Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent ausgegangen. Anderen Ländern wird mehr zugetraut: Frankreich liegt demnach beim Wachstum bei 0,6 Prozent, Italien bei 0,7 und Spanien bei 1,5. Die USA werden mit 2,6 Prozent eingeschätzt und Russland mit 1,8 Prozent. Für 2025 senkte die OECD zudem ihre Erwartung für Deutschland von 1,2 auf 1,1, damit bleibt Berlin weiterhin unter dem Durchschnitt der Eurozone von 1,3 Prozent. Die Organisation der Industriestaaten macht als Gründe dafür die hohen Energiekosten und hausgemachte Unsicherheiten aus. Dazu zählen unter anderem hohe Arbeitskosten, sehr hohe Steuern, unklare Finanzierung von Innovationen, Bürokratie, Frauen in Teilzeit

Photovoltaik in Afrika

Afrika hat im Jahr 2023 insgesamt rund 3,7 Gigawatt neue Solarkapazitäten installiert. Fast 3 GW davon entstanden in Südafrika, der Rest in Burkina Faso, Mauretanien, Kenia und Kongo. Zwei Drittel der Anlagen waren industrielle oder kommerzielle Projekte für den Eigenverbrauch, so die Africa Solar Industry Association (AFSIA). 3,7 Gigawatt ist wenig, gerade im sonnenreichen Afrika. Insgesamt summieren sich damit die bisher installierten PV-Flächen des Kontinents Ende Dezember auf 16 GW. Zum Vergleich: Deutschland installierte 2023 insgesamt 14,1 GW. 3,7 GW entsprechen rund 750 Windrädern mit einer Leistung von je 5 MW.

Das erste Mal am Strand und im Sand: Kinder am 27. Januar 2024 in Sydney, Australien, im Sand von North Narrabeen. Rund 30 indigene Kinder aus Brewarrina, Weilmoringle und Goodooga im äußersten Nordwesten von New South Wales reisten Ende Januar im Rahmen des „Bush to Beach“-Programms nach Sydney. Laut Jack Cannons, Mitbegründer von „Bush to Beach“, ist dieser Ausflug eine Belohnung für den Schulbesuch und eine Gelegenheit für die Kinder, zu sehen, dass es außerhalb ihrer Gemeinschaft noch eine andere Welt gibt. Foto: Jenny Evans/Getty Images

Aus Blatt wird Wurzel

Der tropische Baumfarn Cyathea rojasiana recycelt seine toten Blätter: Seine Blattwedel wandeln sich, wenn sie gestorben sind, in Wurzeln um. Sie knicken ab und dienen dem ein bis zwei Meter hohen Baumfarn künftig als Wurzeln. Botaniker um James Dalling von der University of Illinois wurden davon überrascht, als sie verschiedene Bodenproben nehmen und dabei die Wedel zur Seite wischen wollten. Doch das ging nicht, die Wedel waren festgewachsen. Im Regenwald von Panama, wo die Forscher unterwegs waren, besteht der Boden meist aus nährstoffarmen vulkanischen Böden. Im Labor zeigte sich, dass die neuen Wurzeln tatsächlich funktionsfähig sind. Der Wasserfluss im Inneren wurde offenbar umgekehrt, trotz des Abknicken der Wedel besteht weiterhin eine direkte Verbindung zur Hauptpflanze. Pro Farn fanden die Forscher 20 bis 30 solcher „Zombie-Blätter“.

Verbote für Reservisten?

Finnland überlegt, ob es Reservisten des Militärs verbietet, aus dem Dienst auszuscheiden. Verteidigungsminister Antti Häkkänen hält solche Rücktritte für unpatriotisch. Nachdem er in den Medien darüber gesprochen hatte, stieg die Anzahl der Austritte sprunghaft an. Nach Angaben des Civilian Service Centre wurden im Februar bereits 675 Rücktrittsanträge eingereicht, allein 293 am 2. Februar. Im Januar gab es insgesamt 255 Anträge auf Übergänge in den zivilen Dienst. Nach Abschluss des Militärdienstes gehen Soldaten in die Reserve über. Sie umfasst rund 870.000 und hilft im Notfall, die Armeestärke von 278.000 Menschen zu halten. Reservisten hätten laut der Militärbehörde das Recht, ihren Status beim Militär zu ändern. Die Sicherheitslage Finnlands hat sich mit dem NATO-Beitritt geändert und die Gesetze entsprechend überprüft.

Marineschiffbau unter staatlicher Kontrolle

Die Bundesregierung erwägt eine strategische Beteiligung an ThyssenKrupp Marine Systems (tkMS), einer führenden Werftengruppe im Marineschiffbau. Der Vorschlag liegt derzeit zur Prüfung bei der KfW-Bank, bis Ende März ist eine Entscheidung zu erwarten. Ziel ist, den gesamten Marineschiffbau unter staatliche Kontrolle zu bringen. tkMS mit seiner Hauptwerft in Kiel ist auf den Bau konventioneller U-Boote spezialisiert, sie könnte zudem einen wichtigen Auftrag Bau von Fregatten des Typs F127 erhalten. Diese sind zur Luftraumsicherung vorgesehen. Die Überlegungen sind nicht nur aus dem Verteidigungsaspekt heraus zu betrachten, sondern auch, weil bedeutende deutsche Werften, darunter ThyssenKrupp und die Lürssen-Gruppe, ihre Marinegeschäfte abgeben möchten. Auch German Naval Yards steht zum Verkauf. Werften müssen ihren Kunden finanzielle Garantien bieten, die ohne staatliche Hilfe kaum zu leisten wären. Wird der Bund Teilhaber, könnten solche Garantieren entfallen, da Auftraggeber wie Israel, Norwegen oder Deutschland selbst dem deutschen Staat vertrauen.



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