Waffenruhe in greifbarer Nähe? Putins Berater: Das ist nichts weiter als eine Atempause für die ukrainischen Soldaten

Die Welt blickt heute nach Moskau: Putin könnte nach Gesprächen mit dem belarussischen Präsidenten Stellung zum möglichen Waffenstillstand in der Ukraine nehmen. Die USA entsenden eine Delegation nach Russland, während sich die G7-Minister parallel in Kanada beraten.
Auf diesem Bild aus einem vom Pressedienst des russischen Präsidenten veröffentlichten Video besucht der russische Präsident Wladimir Putin (r) in Begleitung des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow das russische Militärhauptquartier in der Region Kursk.
Der russische Präsident Wladimir Putin (r) in Begleitung des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow besuchte das russische Militärhauptquartier in der Region Kursk (12. März 2025).Foto: Uncredited/Russian Presidential Press Service/AP/dpa
Von 13. März 2025

Die Entwicklungen im Ukraine-Krieg nehmen am Donnerstag eine neue Dynamik an. Während die Welt auf eine mögliche Stellungnahme des russischen Präsidenten Wladimir Putin zum vorgeschlagenen 30-tägigen Waffenstillstand wartet, laufen auf diplomatischer Ebene intensive Gespräche.

Der Kreml hat die von den USA vorgeschlagene Waffenruhe in der Ukraine als „Atempause“ für die ukrainische Armee bezeichnet.

„Das ist nichts weiter als eine vorübergehende Atempause für die ukrainischen Soldaten, nicht mehr“, sagte der russische Präsidentenberater Juri Uschakow am Donnerstag in einem Interview mit dem russischen Staatsfernsehen. Russlands Präsident Wladimir Putin werde sich „wahrscheinlich“ am Donnerstag zu dem Thema äußern.

Uschakow sagte, er habe die Position Russlands in einem Telefonat mit US-Sicherheitsberater Mike Waltz dargelegt. Russland strebe eine „langfristige friedliche Lösung“ an, die Russlands „legitime Interessen“ berücksichtige.

Derweil bereiten sich beide Seiten auf weitere Schritte vor: Eine US-Delegation wird in Moskau erwartet. Parallel dazu wird Putin am Donnerstag eine Pressekonferenz halten. Zeitgleich beraten die G7-Außenminister in Kanada über ihre Strategie gegenüber Russland – besonders im Hinblick auf Kiews Zustimmung zur Waffenruhe.

Währenddessen eskaliert die Lage an der Front. In der Region Kursk geraten die ukrainischen Truppen zunehmend unter Druck, und russische Streitkräfte melden Geländegewinne.

Putin selbst besuchte am Mittwoch eine Kommandostelle an der Front. Währenddessen setzt die Ukraine auf massive Drohnenangriffe gegen russisches Territorium.

Eine Zusammenfassung der aktuellen Entwicklungen folgt.

Putins Meinung zum Waffenstillstand könnte heute bekannt werden

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am Donnerstagmorgen, dass Putin am Donnerstag Fragen von Journalisten beantworten wird, berichtete die russische Nachrichtenagentur „TASS“.

Putin und der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko planen, nach einem Treffen in Moskau eine gemeinsame Pressekonferenz abzuhalten. Peskow fügte hinzu, dass es von den Fragen abhängt, ob sich der russische Präsident auch zu anderen Themen als den bilateralen Beziehungen äußern wird.

Am 11. März haben die Delegationen aus Kiew und Washington in Dschidda, Saudi-Arabien, einen Plan für einen allgemeinen Waffenstillstand für 30 Tage vorgestellt. Russland hat dazu bis jetzt nicht Stellung genommen.

Am Donnerstag wird auch eine US-Delegation in Moskau erwartet, um der russischen Seite den Vorschlag einer 30-tägigen Waffenruhe vorzustellen. Das Weiße Haus hatte zuvor angekündigt, dass Trumps Sondergesandter Steve Witkoff in dieser Woche nach Moskau reisen würde.

Treffen der G7-Minister am Donnerstag in Kanada

Die Außenminister der führenden westlichen Demokratien treffen sich am Donnerstag in Kanada. Minister aus Großbritannien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, den USA und der EU treffen als Gruppe der Sieben in den Bergen von Quebec in dem Touristenort La Malbaie zu zweitägigen Gesprächen.

Die Lage der Ukraine wird auch ein Thema für die Außenminister sein, die sich erstmals seit Trumps Amtsantritt treffen. Wegen des grundsätzlichen Ja Kiews zu einer Waffenruhe gibt es Hoffnung auf Fortschritte und eine gemeinsame Haltung der G7. Neben dem Nahostkonflikt dürfte auch der von Trump begonnene Handelskrieg mit weltweiten Strafzöllen Thema der Gespräche sein.

Trump plant, in Kürze mit Putin zu telefonieren

Während einer Pressekonferenz am Dienstag sagte US-Präsident Donald Trump, er glaube, dass er diese Woche mit Putin über den Vorschlag sprechen werde:

„Für Tango braucht es zwei, wie man sagt, richtig? Hoffentlich wird er auch zustimmen. Und ich denke wirklich, dass das 75 Prozent des Weges wären“, so Trump.

Der Kreml-Sprecher sagte am Donnerstag, dass Putin im Laufe des Tages ein „internationales Telefongespräch“ führen könnte, ohne jedoch anzugeben, mit wem.

Selenskyj fordert Druck auf Moskau

Derweil forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, die Verbündeten seines Landes müssten in dieser Lage den Druck auf Moskau aufrechterhalten. „Das Wichtigste ist die Fähigkeit unserer Partner, dafür zu sorgen, dass Russland bereit ist, nicht zu täuschen, sondern den Krieg tatsächlich zu beenden“, sagte er in einem Video.

In dem Video, das Selenskyj am Mittwochabend auch auf X veröffentlichte, sagte er außerdem, dass „wir uns in Richtung Frieden bewegen müssen, in Richtung Sicherheitsgarantien, und wir müssen unser Volk befreien. Wir sind entschlossen, mit unseren Partnern so schnell wie möglich zusammenzuarbeiten“.

Auch der Druck auf das Land werde immer größer, denn „im Moment hören die russischen Angriffe nicht auf. Etwa hundert Shahed-Drohnen greifen jede Nacht die Ukraine an. Es gibt regelmäßige Raketenangriffe. Einige zivile Infrastrukturen und Häfen wurden leider getroffen, darunter auch Odessa“, sagte Selenskyj.

Ukrainische Front bei Kursk bricht zusammen

Sieben Monate lang haben ukrainische Truppen ein Stück Russland in der Region Kursk besetzt gehalten. In den ersten Tagen der Offensive wurden etwa 1.300 Quadratkilometer erobert. Nun bricht ihre Verteidigung zusammen. Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow gab bekannt, dass 430 ukrainische Soldaten gefangen genommen wurden.

Auch Putin reiste am Mittwoch erstmals an diesen Teil der Front, wo er eine Kommandostelle besuchte. Die russische Armee müsse die ukrainische Armee in Kursk so schnell wie möglich besiegen und eine regionale Sicherheitszone errichten, sagte er an einem nicht genannten Ort, wie die staatliche Nachrichtenagentur „TASS“ meldete.

Auf die Frage, wie Russland die ukrainischen Soldaten auf dem russischen Territorium sieht, stellte Putin ebenfalls klar: „Die Menschen, die hier in der Region Kursk sind, die Verbrechen gegen Zivilisten begehen und gegen unsere Streitkräfte, Strafverfolgungsbehörden und Sicherheitsdienste kämpfen, sind nach russischem Recht Terroristen.“

Er betonte jedoch, dass „wir jeden menschlich behandeln müssen – jeden, der uns in die Hände fällt“. Allerdings unterstrich er, dass ausländische Söldner nicht unter die Genfer Konvention von 1949 über die Behandlung von Gefangenen fallen. Diese verbietet unter anderem die unmenschliche Behandlung von Menschen, die an bewaffneten Konflikten teilnehmen.

Ukraine dementiert vollständigen Abzug aus russischem Gebiet

Trotz der Rückschläge für die ukrainischen Truppen in Kursk dementierte Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj einen vollständigen Abzug. „Trotz des verstärkten Drucks der russisch-nordkoreanischen Armee werden wir die Verteidigung in der Region Kursk so lange aufrechterhalten, wie es angemessen und notwendig ist“, schrieb er auf Facebook.

Eventuelle Rückzüge gebe es, um das Leben der Soldaten zu schonen. In diesem Fall manövrierten sich die Einheiten „erforderlichenfalls in günstigeren Positionen“, erklärte Syrskyj. Den Karten ukrainischer Militärbeobachter zufolge sind nur noch wenige Quadratkilometer in der Hand Kiewer Truppen.

Moskau meldet Drohnenangriffe

Moskau meldete in der Nacht ukrainische Drohnenangriffe auf russisches Gebiet. 77 ukrainische Drohnen seien abgefangen worden, berichtete das russische Verteidigungsministerium. 30 davon seien etwa über der Region Brjansk, 25 über der Region Kaluga und sechs über dem Gebiet Kursk abgefangen worden.

In den frühen Morgenstunden des 11. März registrierten russische Streitkräfte das Eindringen von 337 ukrainischen Drohnen in verschiedenen Regionen Russlands, darunter 91 über Moskau. So viele Drohnen in einem einzigen Angriff wurden im gesamten Krieg von der Ukraine noch nie zuvor gegen Russland eingesetzt.

„Der größte Drohnenangriff der Geschichte wurde gegen Moskau und die Region Moskau durchgeführt“, sagte Andriy Kovalenko, der im Nationalen Sicherheitsrat für die Bekämpfung von Desinformation zuständig ist. Er fügte hinzu: „Das ist ein weiteres Signal an Putin, dass er an einem Waffenstillstand […] interessiert sein sollte.“

Fünf europäische NATO-Staaten beraten über Ukraine-Strategie

Eine Fünfergruppe wichtiger europäischer NATO-Staaten traf sich in Paris und arbeitete an militärischen Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Dabei ging es auch um eine mögliche Truppenstationierung, um einen Friedensschluss mit Russland abzusichern. Zur konkreten Ausgestaltung und Stärke einer solchen Truppe machten die Verteidigungsminister aus Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und Großbritannien aber noch keine Angaben.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat den Vorschlag für eine 30-tägige Waffenruhe in der Ukraine begrüßt und den russischen Präsidenten zu seiner Annahme aufgefordert. Es sei wichtig, die 30 Tage zu nutzen, „um einen dauerhaften Waffenstillstand zu gewährleisten“, sagte der Minister in Paris.

Frankreichs Verteidigungsminister Sébastien Lecornu sagte, dass als erste Sicherheitsgarantie die ukrainische Armee gestärkt werden müsste. Es gehe nicht um die Absicherung einer Waffenstillstandslinie durch die Europäer. Man habe jedoch „begonnen, über die Aufteilung der Rollen nachzudenken“, sagte er. Der Forderung Russlands nach einer „Demilitarisierung“ der Ukraine erteilte er eine Absage.

In Moskau vermutete der Politikexperte Wladimir Frolow, Putin werde es zur Vorbedingung einer Feuerpause machen, dass keine europäischen Truppen in die Ukraine entsandt werden.

Scholz schließt von Russland gewollte Demilitarisierung der Ukraine aus

Vor dem Hintergrund der möglichen Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz für eine weitere, dauerhafte Unterstützung der Ukraine ausgesprochen. Bis ein Frieden geschlossen sei und auch darüber hinaus, müssten Europa und auch die USA die Ukraine weiterhin unterstützen, sagte er am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit EU-Ratspräsident António Costa im Kanzleramt in Berlin.

Scholz hob hervor, er sei sehr froh darüber, dass die USA die Aussetzung ihrer Militärhilfen für die Ukraine beendet haben, „weil es klar macht, dass der russische Präsident nicht darauf hoffen kann, dass er einfach auf dem Schlachtfeld gewinnt, weil der Ukraine die Unterstützung entzogen wird“, sagte Scholz weiter.

Eine Entwaffnung der Ukraine schloss er aus. „Die Demilitarisierung der Ukraine ist eines der Kriegsziele Russlands gewesen und das darf nicht gelingen“, sagte Scholz, der die Bedeutung einer starken Armee für die Ukraine unterstrich. Dies sei „die wichtigste Sicherheitsgarantie für das Land“.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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