Wie konnten Ukraines Drohnen Moskaus Verteidigung durchbrechen?

Hochmoderne Drohnen durchbrachen Russlands Luftabwehr nur Stunden bevor sich US-amerikanische und ukrainische Vertreter in Saudi-Arabien trafen. Ein ukrainischer Offizier erklärte, dass der tödliche Angriff Putin zum Einlenken in Richtung Waffenruhe bewegen sollte. Doch der Kreml sagt, der Angriff könne eine sich abzeichnende Einigung stören.
Titelbild
Ein beschädigtes Wohnhaus nach einem ukrainischen Drohnenangriff in Sapronovo in der Region Moskau am 11. März 2025.Foto: Tatyana Makeyeva/AFP via Getty Images
Von 13. März 2025

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In den frühen Morgenstunden des 11. März registrierten russische Streitkräfte das Eindringen von 337 ukrainischen Drohnen in verschiedenen Regionen Russlands, darunter 91 über Moskau.

So viele Drohnen in einem einzigen Angriff wurden im gesamten Krieg von der Ukraine noch nie zuvor gegen Russland eingesetzt. Nach Angaben Moskaus wurden dabei Brände verursacht, der Flug- und Bahnverkehr unterbrochen und zum ersten Mal bei Drohnenangriffen auch Menschen getötet.

Der Angriff passierte nur wenige Stunden, bevor sich US-amerikanische und ukrainische Delegierte zu Friedensgesprächen in Saudi-Arabien trafen.

Ein hochrangiger ukrainischer Offizier verkündete danach, dass der russische Präsident Wladimir Putin durch den Drohnenangriff veranlasst werden sollte, die von der Ukraine in Gesprächen mit Saudi-Arabien vorgeschlagene Waffenruhe zu akzeptieren.

„Der größte Drohnenangriff der Geschichte wurde gegen Moskau und die Region Moskau durchgeführt“, sagte Andriy Kovalenko, der im Nationalen Sicherheitsrat für die Bekämpfung von Desinformation zuständig ist. Er fügte hinzu: „Das ist ein weiteres Signal an Putin, dass er an einem Waffenstillstand […] interessiert sein sollte.“

Wie konnte dieser beispiellose Drohnenangriff Moskaus Schutzwall durchbrechen? Was für Folgen sind zu erwarten?

Der beispiellose Schwarm

Kovalenko berichtete, dass der schwarmähnliche Drohnenangriff Russlands stufenweise aufgebaute Luftverteidigung durchbrechen musste. In der Tat habe sich Moskau verschanzt, um die Sicherheit der Hauptstadt aufrechtzuerhalten, selbst auf Kosten der Ölraffinerien in der Umgebung.

Die ukrainischen Streitkräfte haben während der Aktion auch die Moskauer Ölraffinerie und die Druschba-Ölpipeline in der Region Orjol getroffen. Der Angriff wurde in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Sicherheitsdienst (SBU) und dem militärischen Nachrichtendienst (HUR) durchgeführt, so der Generalstab in Kiew.

Der britische „Independent“ berichtete, dass die Drohnen in der Ukraine mit modernster Technologie hergestellt und in so großer Zahl eingesetzt wurden, dass die russische Luftabwehr dem nicht standhalten konnte.

Dem Bericht zufolge handelte es sich bei dem Angriff am Dienstag, 11. März, wahrscheinlich um die von der Ukraine selbst entwickelten Palianytsia-Raketendrohnen, die einen 50 Kilogramm schweren Sprengkopf tragen und mit rund 800 Kilometer pro Stunde eine Flugstrecke von 600 Kilometer zurücklegen können. Die eingesetzten Drohnen arbeiten mit der neuesten Technologie. Sie können Radar umgehen, Raketen ausweichen und sich selbst navigieren, um ihr Ziel zu treffen.

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Die Taktik entsprach im Wesentlichen derjenigen, die die russischen Streitkräfte bei ihren Luftangriffen in der Ukraine selbst anwenden. Die von Moskau entsandten Schwärme bestehen in der Regel aus 100 bis 200 Drohnen.

Der zivile Schaden

Die Angriffe begannen laut der ukrainischen Nachrichtenagentur „RBC-Ukraine“ gegen 4 Uhr und führten zu erheblichen Schäden an Wohnhäusern, Autos und der Infrastruktur.

Auf russischen Telegram-Kanälen wurden Bilder geteilt, die die Folgen des Drohnenangriffs auf den Parkplatz von Miratorg, einem der größten Fleischunternehmen Russlands, im südlichen Moskauer Vorort Domodedovo zeigen. Einigen Berichten zufolge wurde bei dem Angriff eine Person getötet, während andere von drei Toten und rund 40 beschädigten Fahrzeugen berichten.

Russische Staatsmedien veröffentlichten zudem Bilder einer beschädigten Wohnung in einem mehrstöckigen Gebäude im Bezirk Ramenskoje nahe Moskau, der etwa nur 50 Kilometer südöstlich des Kremls liegt.

Der Gouverneur der Region Moskau, Andrej Worobjow, gab bekannt, dass mindestens sieben Wohnungen in Ramenskoje beschädigt wurden, als Trümmer eines unbemannten Luftfahrzeugs (UAV) auf ein Wohngebäude fielen.

„Drohnentrümmer fielen auf ein Wohnhaus in Ramenskoje, wo mindestens sieben Wohnungen vom 19. bis zum 22. Stock des Gebäudes an der Sewernoje-Autobahn beschädigt wurden“, schrieb er auf seinem Telegrammkanal.

Der Flugverkehr wurde auf allen vier Moskauer Flughäfen eingestellt. Zwei weitere Flughäfen in den Städten Jaroslawl und Nischni Nowgorod, östlich von Moskau, wurden ebenfalls geschlossen.

Die Medien beschrieben den Schrecken der Bevölkerung. „Wie konnte eine so große Anzahl von Drohnen unbemerkt die Grenze zur Ukraine überqueren? Wo waren die Warnungen?“, schrieb eine Frau in einem Telegram-Chat für Einwohner von Domodedowo laut dem britischen „Guardian“.

Kreml: Drohnenangriff soll Dialog stören

Der großangelegte ukrainische Drohnenangriff auf Moskau und seine Umgebung könnte darauf abgezielt haben, den sich abzeichnenden diplomatischen Trend einer Einigung in der Ukraine zu stören, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag gegenüber Reportern.

Er wies zudem darauf hin, dass derzeit noch keine konkreten Friedensverhandlungen stattfinden. Die Amerikaner seien erst – nach eigenen Angaben – dabei, zu versuchen herauszufinden, wie bereit die Ukraine für Friedensgespräche sei.

„Es gibt noch nichts zu sabotieren, aber die Tatsache, dass die aufkommende Tendenz schwer beschädigt werden könnte, ist richtig“, erklärte er.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagte nach den Angriffen: „Das ist ein Signal an die internationale Gemeinschaft und an den kollektiven Westen. Ein Westen, der nur an der Oberfläche kollektiv erscheint, in der Praxis jedoch völlig zersplittert ist. Jetzt muss sich der Westen mit dem entfesselten Wahnsinn des Monsters auseinandersetzen, das er selbst erschaffen hat. Er hat es genährt, ausgerüstet, unkontrolliert mit Waffen versorgt und mit Geld überschüttet.“

Sacharowa sagte auch, dass der Angriff eine Gelegenheit gewesen sei, dem OSZE-Generalsekretär zu zeigen, worum es der Kiewer Regierung „wirklich geht“.

Eine Delegation unter der Leitung des Generalsekretärs der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Feridun Sinirlioğlu, hat Moskau genau am selben Tag besucht. Der Generalsekretär konnte so die Folgen des Drohnenangriffs begutachten.

Mögliche Folgen

In der Zeit, während die USA ihre Militär- und Geheimdiensthilfe für die Ukraine eingestellt hatten, hat Russland auch selbst seine Offensive in der russischen Region Kursk verstärkt.

In Russland wurde nun bekannt, dass Behörden eine strafrechtliche Untersuchung zu einer „terroristischen Tat“ im Zusammenhang mit dem großangelegten Drohnenangriff eingeleitet haben.

Das vorgebliche ukrainische Ziel der Angriffe, Putin dazu zu bewegen, dem Waffenstillstand zuzustimmen, bleibt fraglich.

Nach der Zustimmung der Ukraine zu einem US-Vorschlag für eine 30-tägige Waffenruhe im Krieg mit Russland ist die Reaktion aus Moskau verhalten ausgefallen. Russland warte darauf, offiziell von Washington „über die stattgefundenen Verhandlungen und die erzielten Vereinbarungen“ informiert zu werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch.

Gleichzeitig ist es nicht ausgeschlossen, dass die Aktion bei der russischen Führung den gegenteiligen Effekt hervorrufen könnte. So schlug Andrei Kartapolov, der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der russischen Staatsduma, vor, dass Russland mit der ballistischen Mittelstreckenrakete Oreshnik zurückschlagen sollte.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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