USA: Öffentliche Schulen in der Krise – 1,4 Millionen Schüler abgemeldet

Englischstunde auf der Couch, Mathematikunterricht am Küchentisch: Viele Eltern in den USA haben die Bildung ihrer Kinder im Zuge der Corona-Pandemie selbst in die Hand genommen. Obwohl seitdem der Normalbetrieb wiederhergestellt ist, sind viele dieser Schüler nicht an öffentliche Schulen zurückgekehrt.
Öffentliche Schulen in der Krise
Durch das Lernen zu Hause erhielten Eltern viel mehr Einblick in das, was ihr Kind lernen soll. Nun zweifeln einige Eltern an den Inhalten und dem Lernstoff. Auch die Art und Weise, wie manches in den Schulbüchern aufbereitet ist, wird kritisiert.Foto: iStock
Von 22. Januar 2023

Mehr als 1,4 Millionen Schüler in den USA wurden während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 von den öffentlichen Schulen abgemeldet – ein Verlust von knapp 3 Prozent. Dies zeigen Daten des Nationalen Zentrums für Bildungsstatistik (NCES). Einige US-Bezirke bereiten sich nun auf Schulschließungen vor, weil es nicht genügend Schüler für deren Betrieb gibt.

Zeitgleich haben andere Schulformen wie Homeschooling, öffentliche Charterschulen und Privatschulen einen deutlichen Zulauf. So ist die Schülerzahl an Charterschulen in den beiden Schuljahren von 2019 bis 2021 um mehr als 7 Prozent gewachsen – ein Anstieg um fast 240.000 Schüler landesweit. Auch die Privatschulen sind gefragter. Laut „Statista“ gab es in dem genannten Zeitraum rund 600.000 Schulanmeldungen mehr.

Darüber hinaus entscheiden sich immer mehr Eltern dafür, ihre Kinder zu Hause zu unterrichten. Die genauen Zahlen zu benennen, sei allerdings „nicht möglich“, erklärte Allen Weston, Geschäftsführer der „National Home School Association“ (NHSA), gegenüber der Epoch Times. Es liegt daran, dass die meisten Staaten keine Registrierungspflicht für Homeschooling eingeführt haben. Der Trend zum Heimunterricht ist jedoch offensichtlich. Seine Organisation, die Anlaufstelle für Familien, die sich für den Heimunterricht interessieren, sei in den letzten Jahren um das 20-Fache gewachsen, berichtete Weston.

Unterdessen bangen einige öffentliche Schulen um ihre Existenz. Die Schulbehörde von Jefferson County in Colorado hat im November 2022 für die Schließung von 16 Schulen gestimmt. In Saint Paul, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Minnesota, wurden letzten Sommer fünf Schulen geschlossen. Die Schulbehörde von Oakland, Kalifornien, stimmte im Februar letzten Jahres für die Schließung von sieben Schulen, nachdem die Schülerzahlen jahrelang rückläufig waren und finanzielle Probleme aufgetreten waren. Darüber berichtet das „Wall Street Journal“.

Sinkendes Bildungsniveau

Für diese Entwicklung gibt es vielerlei Gründe. Zum einen spielt der demografische Wandel eine entscheidende Rolle, wie Wohnortwechsel, niedrige Geburtenraten und eine generell schrumpfende Bevölkerungszahl in manchen Städten. Der Bundesstaat New York beispielsweise verlor zwischen Juli 2020 und Juli 2021 über 350.000 Menschen durch Binnenmigration.

Zum anderen war in vielen Fällen die Corona-Politik der US-Regierung maßgebend. So waren massive Einschränkungen des Schulbetriebs der Auslöser für die Entscheidung einiger Eltern, ihre Kinder von den öffentlichen Schulen abzumelden.

Vor allem hatte der Fernunterricht den Eltern einen Einblick geboten, was in den öffentlichen Schulen tatsächlich gelehrt wird. Und das ließ Zweifel wachsen, wie eine von der Epoch Times durchgeführten Elternbefragung zeigt. Viele sind ernsthaft besorgt um das sinkende Bildungsniveau ihrer Kinder.

Auch die Unterrichtsinhalte zu sozialen Themen wie Sexualität, Gender und Drogenmissbrauch seien alarmierend. Ein Vater erklärte gegenüber der Epoch Times, dass seiner Tochter in der zweiten Klasse beigebracht wurde, welche Drogen es so in der Welt gibt. Andere Eltern äußerten sich besorgt über Mobbing und die digitale Verbreitung sexueller Inhalte durch Mitschüler.

Die Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder der „radikalen Indoktrination ausgesetzt werden, die die öffentlichen Schulen betreiben“, erklärte Allen Weston, Geschäftsführer der National Home School Association, gegenüber der Epoch Times.

„Der Fernunterricht hat uns die Augen geöffnet“

Laut dem Meinungsforschungsinstitut GALLUP ist die Zufriedenheit der Eltern mit dem öffentlichen Schulsystem in den letzten drei Jahren stark gesunken. Im Jahr 2019 gaben 51 Prozent der Eltern an, dass sie mit der Bildung ihres Kindes entweder vollkommen oder einigermaßen zufrieden waren. Drei Jahre später lag die Quote bei 42 Prozent.

„Der Fernunterricht hat uns die Augen geöffnet“, sagte Maria Nicholas aus Kalifornien. Sie beschloss im Herbst 2021, ihren Sohn selbst zu Hause zu unterrichten. Homeschooling kam für die Mutter vor der Pandemie nie in Betracht. Aber als sie sah, wie ihr Sohn im Heimunterricht aufblühte, fühlte sie sich in ihrer Entscheidung bestärkt.

Zudem hatte die Kombination aus Maskenpflicht und Impfvorschriften an den öffentlichen Schulen einige Eltern dazu veranlasst, nach Alternativen zu suchen.

„Die meisten Eltern wollten nicht, dass ihre Kinder sechs Stunden am Tag die Maske tragen müssen“, sagte Christine Hamman, die seit mehreren Jahren eine Heimschulgruppe betreibt. Viele Eltern schickten deshalb ihre Kinder zu ihr in den Unterricht.

Es gibt auch Eltern, die ihre Kinder lieber zu Hause behalten, weil die Corona-Maßnahmen ihrer Meinung nach nicht strikt genug waren. Maria Nicholas bemängelte, dass es an der Schule ihres Sohnes zu viele Menschen gab, die nicht geimpft waren und keine Maske trugen.

Wenige Schüler kehren in die öffentlichen Schulen zurück

Insgesamt sind relativ wenige Schüler, die die öffentlichen Schulen im Jahr 2020 verlassen haben, bisher zurückgekehrt. Eltern, die sich in den letzten zwei Jahren für einen Schulwechsel entschieden haben, sind laut einem Bericht der National Alliance for Public Charter Schools (NAPCS) sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung.

Fast 90 Prozent der Familien, die die Schulform gewechselt haben, erlebten eine positive Veränderung als Folge des Wechsels, wobei 57 Prozent sagten, ihr Kind sei glücklicher, so die NAPCS.

„Zuerst war ich verärgert darüber, dass wir gezwungen waren, unsere Kinder aus medizinischen Gründen zu Hause zu unterrichten“, sagte Sara Cruz aus Kalifornien bei der Elternbefragung. Doch nachdem sie beobachtet hätte, was – aus ihrer Sicht – für eine politische Agenda in den Schulen vorangetrieben werde, ist sie mit ihrer Entscheidung im Nachhinein zufrieden.

Auch NHSA-Geschäftsführer Weston denkt, dass die meisten Eltern, die Homeschooling ausprobiert haben, nicht zur öffentlichen Schule zurückkehren würden.

„Die Eltern haben begriffen, dass ein bis zwei Stunden Einzelunterricht mit ihren Kindern viel produktiver sind als eine ganze Woche Unterricht im Klassenzimmer.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: The Great Dropout: Why 1.4 Million Children Left Public Schools in 2020 and Where They Went (redaktionelle Bearbeitung dl)

 

 



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