Freie Bildung fördert Unternehmertum und reduziert Polarisierung
In der Zeit der Corona-Pandemie war Deutschland im internationalen Maßstab das Land, in dem Homeschooling am schlechtesten funktionierte. Dabei zeigen Studien, dass Kinder auch zu Hause durchaus Willen und Motivation zum Lernen entwickeln. Vieles deutet darauf hin, dass die besonders weitreichende Reglementierung und Staatszentriertheit der Bildung zur schlechten Vorbereitung beitrug.
Gleichzeitig zeichnet sich seit Jahren vor allem unter Deutschen ohne sogenannten Migrationshintergrund ein weiterer Trend ab: Immer weniger von ihnen wollen Unternehmer werden. Bereits von 2005 bis 2018 war die Zahl der Selbstständigen in diesem Segment um 275.000 zurückgegangen. Auch in diesem Jahr sank die Zahl der Start-ups allein von Juli bis September um 30 Prozent.
Corona hat die Vielfalt in der Bildung wachsen lassen
In den USA hingegen hat die Corona-Pandemie nicht nur Wachstum und Diversifizierung von Homeschooling, Hybrid-Homeschooling und Mikroschulwesen weiter beschleunigt. Aus dem Mikrokosmos der freien Bildung kommt zudem ein Impuls in Richtung Unternehmertum.
Dies bezieht sich nicht nur auf Eltern, Lehrer und private Bildungsdienstleister, die sich in diesem Segment etablieren. Auch Schüler, die in Strukturen freier Bildung lernen, verspüren häufiger und früher den Drang, durch selbstständige Erwerbstätigkeit Geld zu verdienen.
Im Rahmen einer Konferenz der Harvard Kennedy School im September stellte Kerry McDonald, Senior Education Fellow der Foundation for Economic Education (FEE), einige Erfolgsmodelle vor. Eines davon ist der „Rainbow Room“ in Las Vegas. Eine vierfache Mutter hat diesen vor drei Jahren gegründet. Zweimal wöchentlich bietet die Einrichtung ein Ganztagsprogramm für Kinder an, die an den anderen Tagen der Woche zu Hause beschult werden.
Weitere Gründungen neueren Datums sind beispielsweise die von einer früheren Lehrerin gegründete „Micah’s Mission“ in Mississippi oder die „Wildflower Community School“ für Kinder mit besonderen Bedürfnissen in Wichita.
Mit 12 Jahren selbst entworfene Puppen gestrickt
Freie Bildung ist jedoch auch für viele Homeschooling-Schüler ein Sprungbrett in die Selbstständigkeit. Bereits im Alter von 12 Jahren begann Hannah Frankman, handgestrickte Puppen nach selbst entworfenen Mustern zu verkaufen. Diese verkaufte sie für 24 US-Dollar pro Stück und kam im Monat schnell auf mehr als 100 Dollar an zusätzlichem Taschengeld.
Später wurde sie Gründerberaterin und äußerte sich dankbar für „echte Lektionen über das Leben, das Geschäft und die Chancengleichheit“, die ihr Schüler-Business sie lehrte. Frankman nennt vor allem drei wesentliche Vorteile von Homeschooling, die ihr einen Vorteil verschafft hätten.
Einer sei das Eintauchen in die Geschäftswelt, das aus der täglichen Teilhabe an der elterlichen Haushaltsführung herrühre. Während die Welt der öffentlichen Schule streng in Klassenstufen, Lernzeit und Freizeit unterteilt sei, sei jene des Heimschülers „organisch“:
Es ist alles eine Welt: Arbeit und Spiel, Lernen und Freizeit. Die Welt der Erwachsenen ist keine ferne Sache, mit der man sich ‚eines Tages‘ beschäftigen muss. Sie ist nur ein Teil des Sandkastens, in dem die Kinder täglich spielen.“
Homeschooler sehen demnach die Möglichkeiten, die sich in der realen Welt bieten, und die daraus erwachsenden Ansätze für Unternehmertum realer.
„Was wir gerne machen, machen wir gut“
Dazu komme die Freiheit, sich bietende Gelegenheiten wahrzunehmen. Kinder ahmten gerne nach und bereits das Spiel mit Registrierkassen und Spielküchen sei lehrreich. Es gebe weniger Unterschiede zwischen „Kinderkram“ und „Erwachsenenwelt“ und zwischen Dingen, die man „tun muss“ und „tun will“.
Zudem hätten Homeschooling-Kinder mehr Zeit für die Dinge, die sie interessieren, so Frankman:
Die meisten Kinder, die ich als Kind kannte, konnten ihre Aufgaben in zwei oder drei Stunden pro Tag erledigen, sodass sie den Rest des Tages zum Spielen hatten.“
Außerdem reiften, so Frankman, die unternehmerischen Ideen häufig aus Spiel und Freizeit. In ihrem Fall das Anfertigen von Puppen. Grundsätzlich gelte:
Es gibt viele wertvolle Dinge, zu denen wir uns von Natur aus hingezogen fühlen. Aber nur wenn wir die Freiheit haben zu spielen, können wir sie erforschen, ausprobieren, herausfinden, wie wertvoll sie sind und sie festhalten.“
Die Freude an der Tätigkeit schaffe am Ende die Bereitschaft, diese weiterzuverfolgen. Daraus resultiere auch der Erfolg.
Mit 15 Jahren zum PR-Profi
Im Alter von 15 Jahren gründete wiederum der heute 30-jährige Richard Lorenzen aus New York das PR-Unternehmen Fifth Avenue Brands. Seine Mutter, eine Autorin, habe ihn in der 7. Klasse aus einer öffentlichen Schule genommen und selbst unterrichtet. Die Eigenverantwortung beim Lernen habe ihn angespornt und später habe er in seiner lernfreien Zeit sein Start-up im Bereich Internet-Marketing gegründet.
Sein Erfolgsrezept besteht aus vier Elementen. Er rät zu frühem Aufstehen, das es möglich mache, bis zum Mittag die Aufgaben zu erledigen. Dies schaffe die Zeit, die erforderlich wäre, um am Nachmittag der Arbeit nachzugehen:
Da ich mich mit den Kunden während der normalen Arbeitszeit beschäftigte, wusste keiner, dass ich ein High-School-Teenager war. Es gelang mir, den Eindruck einer 24/7-Erreichbarkeit zu vermitteln.“
Die weiteren Erfolgsrezepte, die Lorenzen nennt, sind das Schaffen einer klaren täglichen Routine, gute Kleidung und reichliches Lesen:
Es reicht nicht aus, nur die von der Schule zugewiesenen Aufgaben und Hausaufgaben zu erledigen; man muss darüber hinausgehen. Sich selbst weiterzubilden, ist das, was diejenigen, die erfolgreich sind, vom Rest unterscheidet.“
Öffentliches Schulsystem schafft Sieger und Verlierer
Kerry McDonald trat im Rahmen des Harvard-Panels vehement der Darstellung von Gegnern freier Bildung entgegen, die neuen Angeboten schafften Polarisierung und Atomisierung. Es sei vielmehr das öffentliche Schulwesen, das zu diesen führe, ist die Beraterin überzeugt.
Die öffentliche Schule schaffe Gewinner und Verlierer, denn die Eltern wetteiferten in den örtlichen Schulausschüssen und in ihren Gemeinden um die politische Macht. Es sei ein Kampf des Willens, bei dem sich zwangsläufig eine Seite durchsetze und ihre bevorzugte Bildungsvision auch allen anderen aufzwinge.
Demgegenüber gründe ein freier Markt für Bildungsoptionen auf freiwilliger Vereinigung und Austausch. Er sei durch Zustimmung und nicht durch Zwang gekennzeichnet:
Indem man den Familien mehr Wahlmöglichkeiten bei der Bildung ihrer Kinder einräumt, wird die kulturelle Temperatur sinken. Eine größere Vielfalt an Bildungsangeboten bedeutet, dass Eltern für ihre Kinder ein Lernumfeld wählen können, das ihren Bildungsbedürfnissen und Vorlieben entspricht.“
Markt für Bildung sollte nicht anders funktionieren als der für Lebensmittel
Die Macht läge in weiterer Folge nicht mehr bei politischen Einrichtungen, sondern bei jedem einzelnen Verbraucher. Es gebe schließlich ja auch keine obligatorischen Lebensmittelgeschäfte, denen man aufgrund der Postleitzahl des Wohnortes zugewiesen werde. Diesem Prinzip müsse auch der Markt für Bildung folgen:
Wir haben die Wahl. Wir kaufen ein, wo wir wollen, und essen die Lebensmittel, die unseren individuellen Vorlieben entsprechen. Anstatt den kulturellen Streit zu verschärfen, wird die Dezentralisierung der Bildung und die Förderung der Verbreitung von Bildungsunternehmertum und vielfältigeren Lernmodellen zu einer viel friedlicheren Gesellschaft führen.“
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