Internationale Handelsbeziehungen
US-Finanzminister: Mehr als 70 Länder zu Gesprächen bereit – Trump persönlich in Verhandlungen involviert
Nach der Einführung neuer Importzölle durch US-Präsident Donald Trump zeigt sich Finanzminister Scott Bessent zuversichtlich: Über 70 Länder hätten bereits Interesse an Neuverhandlungen signalisiert. In der Sendung „Kudlow“ auf „Fox Business“ erklärte er, dass Trump persönlich an den Gesprächen beteiligt sein werde – es zeichne sich ein arbeitsreicher Frühling für die US-Handelspolitik ab.

US-Finanzminister Scott Bessent. (Archivbild)
Foto: J. Scott Applewhite/AP/dpa
Eine knappe Woche nach der Verkündung neuer Importzölle für Einfuhren in die USA durch Präsident Donald Trump hat sich Finanzminister Scott Bessent zu Wort gemeldet. In der Sendung „Kudlow“ auf „Fox Business“ äußerte sich der Minister am Montagnachmittag, 7. April, zuversichtlich mit Blick auf den Erfolg der Maßnahmen.
Bereits jetzt hätten sich bis zu 70 Länder aus aller Welt mit dem Ansinnen an die USA gewandt, die künftigen Handelsbeziehungen auf eine neue Grundlage zu stellen. Donald Trump werde direkt an allen Verhandlungen beteiligt sein. Bessent prognostiziert:
„Es wird also ein arbeitsreicher April, Mai, vielleicht bis in den Juni hinein.“
Trump persönlich in Verhandlungsprozesse involviert
In der Vorwoche hatte der Präsident eine Grundabgabe von 10 Prozent auf alle Waren angekündigt, die aus dem Ausland in die USA importiert werden. Dazu kamen individuell bemessene reziproke Zölle für bestimmte Nationen. Deren Höhe bemisst sich auf Grundlage einer von Handelsminister Howard Lutnick aufgestellten Formel unter anderem nach der Höhe des jeweiligen Handelsbilanzdefizits.
Bessent erklärte gegenüber Moderator Larry Kudlow, Trump sei „besser als jeder andere, wenn es darum geht, sich selbst den maximalen Einfluss zu verschaffen“. Aus diesem Grund habe man am 2. April die Zölle skizziert und den betroffenen Ländern „mehrere Tage Zeit gegeben, darüber nachzudenken“.
Der Minister erläuterte, er habe den Regierungsbeamten im Ausland schon im Vorfeld dazu geraten, einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie seien eingeladen, mit Angeboten auf die USA zuzukommen.
Nicht tarifäre Handelshemmnisse häufig noch schädlicher als Zölle
Es gehe um Vorschläge, „wie sie die Zölle senken werden, wie sie nicht tarifäre Handelshemmnisse abbauen werden, wie sie ihre Währungsmanipulation stoppen werden, wie sie die subventionierte Finanzierung stoppen werden“. Ab einem bestimmten Punkt werde Präsident Trump bereit sein, in die Verhandlungen einzusteigen.
Zuletzt habe der Präsident mitgeteilt, dass er ein Gespräch mit dem japanischen Premierminister Shigeru Ishiba geführt habe. Anschließend habe er Bessent selbst und den US-Handelsbeauftragten Jameson Green mit der Leitung der bilateralen Zollverhandlungen betraut.
Die Verhandlungen mit Japan hätten besondere Priorität, so Bessent, weil sie schon bisher „sehr schnell vorangekommen“ seien. Außerdem seien die wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen zwischen den Ländern von besonderer Wichtigkeit.
Wie die USA in der Praxis benachteiligt werden
Kudlow machte zudem deutlich, dass es nicht allein die Importzölle selbst seien, die den Kern des Problems ausmachten. Aus diesem Grund habe man auch andere Faktoren in die Berechnung einbezogen, die in ähnlicher Weise zum Handelsdefizit beitrügen. Studien hätten dabei vor allem den Einfluss nicht tarifärer Handelshemmnisse offengelegt.
Vielfach seien es diese, die „das eigentliche Problem für die USA sind, einen freien und fairen Zugang zu diesen Märkten zu haben“. Zu diesen zählen unter anderem mengenmäßige Einfuhrbeschränkungen, Subventionen, Ausgleichssteuern oder technische Handelshemmnisse wie strikte Normen oder Herkunftsbezeichnungen.
Auch bürokratische Importdokumente, Formalitäten und Verwaltungsverfahren oder benachteiligende Regeln bei staatlichen Auftragsvergaben fallen in diesen Bereich. In ihrer Wirkung können auch sie einen ähnlichen Effekt wie direkte Zölle haben. Die EU arbeitet in vielen Bereichen mit solchen Zugangserschwernissen, beispielsweise im Bereich der Lebensmittel- oder Umweltstandards.
Trump räumt Verhandlungen mit Japan Priorität ein
Was die Aussichten auf ein zeitnahes Handelsabkommen mit Japan anbelangt, sagt Bessent harte Verhandlungen voraus. Präsident Trump sei sich des Umstandes bewusst, dass es ein „sehr unfaires Spielfeld“ gegeben habe. Dennoch gebe es Gründe zum Optimismus:
„Ich wiederhole, was ich letzte Woche bei Ländern gesehen habe, die keine Vergeltung üben. Wir haben ein maximales Zollniveau erreicht, und ich hoffe, dass wir durch gute Verhandlungen nur eine Senkung des Zollniveaus erreichen werden. Aber das wird von den anderen Ländern abhängen.“
Unterdessen hat der japanische Nikkei-Index am Dienstag seinen Abwärtstrend gestoppt. Der Hang Seng verhält sich volatil, notierte am frühen Nachmittag (Ortszeit) jedoch leicht im Plus. Möglicherweise sind die Zölle und ihre Wirkungen zum Teil bereits in die Kursentwicklungen eingepreist.
Die Zölle sind Teil einer auf mehreren Säulen aufgebauten Strategie Donald Trumps, mehr US-Waren im Ausland abzusetzen und mehr Investoren im produzierenden Sektor dauerhaft in die USA zu bringen. Dabei sollen die Zölle eine vorübergehende Maßnahme darstellen. Flankiert werden sollen sie von niedrigen Steuern und weniger Regulierungen.
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