Ukrainischer Angriff bei Kursk treibt Erdgaspreis – zeitweise fast 43 Euro pro Megawattstunde

War die Erdgasstation Sudscha das eigentliche Ziel der ukrainische Kämpfe bei Kursk? Seither steigt der Gas-Börsenpreis. Selenkyj plant, den Transit von russischem Gas ab 2025 einzustellen. Das könnte Österreich, die Slowakei, Ungarn und Tschechien hart treffen.
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Russisches Erdgas durchquert als Transitgut die Ukraine. Der Vertrag läuft 2024 aus. Im Bild ein Ventil an einer russischen Pipeline.Foto: blinow61/iStock
Epoch Times13. August 2024

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In dem von ukrainischen Truppen besetzten russischen Gebiet in der Region Kursk befindet sich die für Europa wichtige Gas-Übergabestation Sudscha. Sie ist seit dem Gegenangriff mutmaßlich in der Hand der Ukrainer.

Über sie wird russisches Erdgas quer durch die Ukraine in die Slowakei und Österreich und weitere europäische Länder geleitet. Fast die Hälfte aller russischen Gaslieferungen nach Europa läuft hier durch.

Der Gas-Transitvertrag, der seit 2019 gilt, beschert der Ukraine hohe finanzielle Einnahmen. Er müsste in diesem Jahr neu verhandelt werden – was Selenskyj jedoch nicht auf seiner Planung hat. Stattdessen beabsichtigt die Ukraine, den Transit von russischem Gas durch ihr Territorium ab 2025 einzustellen.

Seit Bekanntwerden des Angriffs stieg der Preis für die Megawattstunde Erdgas am niederländischen Handelsplatz TTF stetig an.

Am 12. August erreichte der Preis für im September zu lieferndes Erdgas mit zeitweise fast 43 Euro je Megawattstunde eine Höhe wie zuletzt Anfang Dezember 2023.

Vier EU-Länder stark betroffen

Die Destabilisierung der Energieinfrastruktur Russlands durch die Ukraine könnte Teil einer Strategie sein, um Russlands wirtschaftliche und militärische Fähigkeiten zu schwächen. Eine solche Unterbrechung könnte auch die Verhandlungsposition Russlands in Bezug auf zukünftige Gas-Transitabkommen mit der Ukraine und anderen europäischen Ländern beeinträchtigen.

Zu Beginn des Jahres 2024 importierte die EU 18 Prozent ihres Gases aus Russland, ohne die Ukraine-Pipeline wären es etwa 13 Prozent gewesen. Diese Abhängigkeit nimmt weiter ab, da die EU ihre Gasquellen diversifiziert.

Österreich, die Slowakei, Ungarn und Tschechien, die auf russisches Gas angewiesen sind, wären jedoch durch ein Ende der Lieferungen massiv betroffen. Österreich importierte im Frühjahr 2024 etwa 80 Prozent seines Gasbedarfs aus Russland. In Tschechien könnten bis zu 50 Prozent des Gases aus Russland stammen, obwohl die genaue Herkunft oft nicht eindeutig festgestellt werden kann. Für Ungarn und die Slowakei gibt es keine detaillierten Angaben.

Preisanstiege vorprogrammiert?

Trotz der militärischen Spannungen berichtet Gazprom, dass der Gastransport über die Station bisher weiterhin normal verläuft, wobei täglich etwa 37,3 Millionen Kubikmeter eingespeist werde.

Die mittlerweile gestiegenen Gas-Großhandelspreise werden sich nach Ansicht des Energiefachmanns Malte Küper voraussichtlich nicht auf die Gas-Verbraucherpreise auswirken.

„Wenn wir jetzt Preisschwankungen haben, die nur einige Wochen anhalten werden, dann wird das keine Auswirkungen auf die Preise haben, die Haushalte für Erdgas bezahlen“, sagte Küper.

Grund sei die meist längerfristig angelegte Einkaufsstrategie der Energieversorgungsunternehmen. Küper ist Referent für Energie und Klimapolitik am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln.

Industrie eher betroffen von Preisanstieg als Haushalte

Küper sieht den Hauptgrund für die gestiegenen Großhandelspreise in der Sorge der Märkte vor einer unbeabsichtigten Zerstörung der Station in Zuge von Kampfhandlungen, etwa durch einen Raketeneinschlag.

„Ein ukrainisches Interesse, da jetzt irgendwas einzustellen, kann ich nicht erkennen“, sagte der Experte. Sollte es doch zu einer unbeabsichtigten Beschädigung kommen, könnte etwa Österreich über Deutschland und Italien mit Erdgas versorgt werden.

Und falls der aktuelle Preisanstieg länger anhalte, wäre die Industrie laut Küper eher davon betroffen als Haushaltskunden. Grund sei, dass Industrieunternehmen wegen einer anderen Beschaffungsstrategie Preisschwankungen an der Börse häufig unmittelbarer oder früher zu spüren bekämen als Haushaltskunden.

Auch hätten in energieintensiven Industriebetrieben kleinere Preisunterschiede größere Auswirkungen als bei Haushalten. (ks/mit Material von dpa)



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