Trotz Sanktionen: Russlands Wirtschaft wuchs um 3,6 Prozent
Mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 begannen viele Staaten, sich von Russland abzuwenden. Verschiedenste Handelsbeziehungen wurden abgebrochen. Auch die EU belegte das flächenmäßig größte Land der Welt mit Sanktionen, die bis heute andauern.
Ziel war es, Russland wirtschaftlich zu schaden. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) begrüßte dies und ging kurzerhand davon aus, dass die Maßnahmen „Russland ruinieren“ würden.
2023: Russland top, Deutschland floppt
Anfangs schien der Plan des Westens noch aufzugehen: 2022 ging das Bruttoinlandsprodukt Russlands um 1,2 Prozent zurück. Im darauffolgenden Jahr ist die Wirtschaft allerdings wieder um 3,6 Prozent gewachsen. Das geht aus Zahlen hervor, die die russische Statistikbehörde Rosstat am Mittwoch, 7. Februar, veröffentlichte.
Ebenso bestätigten laut der „Zeit“ internationale Organisationen wie die Weltbank und der Internationale Währungsfonds ein klares Wirtschaftswachstum für Russland.
Zum Vergleich: In Deutschland sank das Bruttoinlandsprodukt im letzten Jahr um 0,3 Prozent. Erstmalig seit dem Corona-Krisen-Jahr 2020 verzeichnete das Bundesamt somit ein Minus in der Wirtschaftsleistung des Landes.
Günstige Handelsbedingungen für Russland
Das Ergebnis von 2023 zeigt, dass die russische Wirtschaft die Auswirkungen der Sanktionen größtenteils aufgefangen hat. Durch Änderungen der Lieferketten und Handelspartner sowie durch staatliche Eingriffe konnte sie negative Folgen umgehen.
Ausländische Experten führen das Wachstum vorwiegend auf gestiegene staatliche Investitionen in Rüstung und Militär bei, wie ntv berichtet.
Die wirtschaftlichen Aktivitäten wurden zudem durch für Russland vorteilhafte Energiepreise, günstige Kreditbedingungen und eine starke Inlandsnachfrage aufgrund des Verteidigungssektors gestützt. Wegen des Arbeitskräftemangels stiegen auch die Löhne. Dem russischen Finanzministerium zufolge blieb das Staatsdefizit trotz stark erhöhter staatlicher Ausgaben konstant bei 1,9 Prozent.
Militärinvestition sorgt für Aufschwung
Trotz der vergleichsweise positiven wirtschaftlichen Situation sieht sich die russische Wirtschaft langfristigen Herausforderungen gegenüber. Beobachter sprechen von einem „Überhitzungskreislauf“. Demnach wird sich die Abhängigkeit der Wirtschaft von Militärinvestitionen in diesem Jahr noch verschärfen.
Derzeit fließe laut „Zeit“ mehr als ein Drittel des russischen Staatsbudgets in die Rüstung und das Militär. Das seien sechs Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes. Für die kommenden Jahre ist es laut dem „Handelsblatt“ daher möglich, dass es in Russland zu einer Stagnation oder einer Rezession kommen könnte.
Genauere Aussagen darüber machte das russische Zentrum für makroökonomische Analyse und kurzfristige Prognosen. Demnach sind 60 bis 65 Prozent Anstieg der Industrieproduktion der letzten zwei Jahre auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen. Experten betrachten es möglicherweise als zu früh, eine drohende Rezession vorherzusagen. Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass die russische Wirtschaft in bestimmten Sektoren, wie der Automobilproduktion und dem Baugewerbe, ins Stocken gerät.
Inflation und Leitzins hoch
Zudem stieg die Inflation im vergangenen Jahr um 7,4 Prozent. Die Gehälter bei vielen Russen wachsen allerdings kaum.
Der Leitzins liegt derzeit bei 16 Prozent. In den vergangenen zehn Jahren war dieser laut „Statista“ nur Ende 2014 und kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar 2022 höher. Die hohe Zinsrate ist ungünstig für die Privatwirtschaft. Es werden weniger Kredite aufgenommen. Das bedeutet kein Geld für Investitionen, neue Technik oder für höhere Löhne.
Der unabhängige russische Ökonom Igor Lipsitz sagte der „Zeit“: „Für die Militärausgaben wird alles Geld aus der zivilen Wirtschaft gesaugt.“ Sie werde „nackt, arm, ohne Kapitalreserven und ohne Entwicklungsmöglichkeit“.
Russische Behörden gehen aktuell davon aus, dass die Wirtschaft in diesem Jahr dennoch weiter anwachsen wird, wenn auch langsamer.
(Mit Material von AFP)
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