Ausweg aus der Inflation: Goldgedeckte Währung
Simbabwe, das ehemalige Südrhodesien, war einst einmal bekannt dafür, die Kornkammer Afrikas zu sein. Nachdem Landwirte weißer Hautfarbe durch die Regierung des inzwischen verstorbenen Staatschefs Robert Mugabe mehrheitlich ins Ausland gedrängt wurden, um deren staatlich enteignete Ländereien zu parzellieren und anschließend unter Landwirten schwarzer Hautfarbe aufzuteilen, ging es in Simbabwe wirtschaftlich massiv bergab.
Um die Jahrtausendwende sorgten Bilder weltweit für Schlagzeilen, auf denen simbabwische Einheimische zu sehen waren, die Berge frisch gedruckter Geldscheine und Banknoten der Zentralbank in Schubkarren transportierten, um dafür ein Minimum an lebensnotwendigen Grundnahrungsmitteln zu erwerben.
Rückblickend lässt sich sagen, dass gut 90 Prozent der simbabwischen Bevölkerung angesichts dieser im Land herrschenden Hyperinflation verarmt sind. Simbabwe hat sich bis heute nicht von diesem ökonomischen Schock erholt.
Über die letzten Jahre wurde mehrfach versucht, die simbabwische Wirtschaft zu dollarisieren, was erfolglos blieb. Ab Juni 2019 kam es zu einer Neuauflage der heimischen Währung Simbabwe-Dollar (Zim-Dollar), der von weiten Teilen der Unternehmen und Bevölkerung jedoch abgelehnt wurde. Tatsächlich hatte der neue Zim-Dollar sogleich mit den alten Problemen zu kämpfen: galoppierender Inflation, Wechselkursproblemen und Währungsturbulenzen.
Industrieverband – einer der größten Regierungskritiker
Der simbabwische Industrieverband erwies sich in den vergangenen Monaten und Jahren als einer der größten Kritiker der Regierung in der Hauptstadt Harare. Im Frühjahr 2022 forderte der Verband die Regierung auf, den offiziellen Auktionsmechanismus im Ankauf und Handel von ausländischen Währungen aufzugeben.
Grund hierfür war, dass die zahlreichen Schwarzmärkte im Land wieder einmal die Oberhoheit gewonnen hatten. Das im Spätfrühjahr durch Simbabwes Notenbank festgesetzte Währungsziel von 155 Zim-Dollar pro US-Dollar ließ sich nicht mehr verteidigen. An den Schwarzmärkten wurde bereits in Höhe von 350 Zim-Dollar gehandelt.
Weder hochrangige Vertreter der Regierung noch das Board der simbabwischen Notenbank zeigten sich erfreut über die Forderungen des heimischen Industrieverbands. Die Notenbank betonte, an ihrem Wechselkursregime – komme, was wolle – festhalten zu wollen.
Unabhängig von der Notenbank ließ sich eine Explosion der Energiepreise, allen voran im Bereich von Erdöldestillaten wie Benzin und Diesel, bis Ende Juli beobachten. Die Regierung in Harare suchte einen Sündenbock und fand ihn in Russlands Präsident Wladimir Putin und dessen Krieg in der Ukraine.
Überraschung Anfang Juli
Simbabwes Industrieverband ließ in einer sich über die Sommermonate verschlechternden Atmosphäre im Land nicht davon ab, Regierung und Notenbank in einem noch schärferen Ausmaß zu kritisieren. Die Inflation in Simbabwe erreichte im Juni ein Niveau von knapp 200 Prozent. Währungsanalysten sprachen inoffiziell von 300 Prozent, was weltweit den höchsten Wert bedeutete.
Welches Ereignis auch immer die Regierung in Harare zu einem plötzlichen Umdenken bewogen haben mag – Anfang Juli wurde durch die Zentralbank völlig unerwartet angekündigt, in Kürze eine neue Goldmünzenwährung im Land einführen zu wollen.
Regierung und Zentralbank ließen ihren Worten tatsächlich auch Taten folgen. Ende Juli begannen simbabwische Kommunalbanken und Wechselstuben damit, die angekündigte Emission von Goldmünzen mit einem Feingewicht von 31,1 Gramm (1 Unze) am Markt zu lancieren.
Primäres Charakteristikum der neuen Goldmünzenwährung ist, dass diese Goldmünzen fortan nicht nur als offiziell akzeptiertes Zahlungsmittel im ganzen Land dienen, sondern durch Regierung und Notenbank auch als Wertaufbewahrungsspeicher bezeichnet werden.
Ferner lassen sich die neuen Goldmünzen zu jedem Zeitpunkt auch wieder in Zim-Dollar oder jede andere ausländische Papierwährung umtauschen. Auf dieser Basis lässt sich behaupten, dass Simbabwe offiziell zu einem Goldstandard zurückgekehrt ist.
„Mosi-oa-Tunya“ – die Goldwährung von Simbabwe
Am 24. Juni wurde die simbabwische Bevölkerung offiziell informiert. Das Informationsministerium teilte die Entscheidung des Offenmarktausschusses der Zentralbank mit. Die Goldmünzenwährung, die nach den Victoriafällen benannt wurde, wurde erklärt und wichtige Charakteristika der neuen Goldmünzenwährung dargelegt.
Zentralbankchef John Mangudya gab bekannt, dass neben Unternehmen auch die simbabwische Bevölkerung dazu in der Lage sein wird, die inzwischen am Markt emittierten Goldmünzen sowohl im Austausch gegen heimische Währung als auch gegen US-Dollar zu erwerben.
Der Preis der offiziell emittierten Goldmünzen richtet sich dabei jeweils am tagesaktuellen Spot-Preis an den internationalen Goldmärkten (der London Bullion Market Association; LBMA) aus. Parallel zur neuen Goldmünzenwährung wird der US-Dollar über einen Zeitraum der nächsten fünf Jahre als offizielles Zahlungsmittel in Simbabwe akzeptiert.
Leitzins auf 200 Prozent angehoben
Dass die Notenbank ihren Leitzins im gleichen Atemzug auf 200 Prozent (!) anhob, um der heimischen Inflation den Garaus zu machen, fiel in der Wirtschaft erwartungsgemäß nicht auf fruchtbaren Boden. Der Industrieverband warnte vor einem ökonomischen Blutbad.
Letztlich sieht so der schmerzhafte Preis für die jahrelange Gelderzeugungsorgie aus, in deren Zuge Fiatgeld auf seinen intrinsischen Wert von null sinkt.
Ausgerechnet am Beispiel Simbabwes zeigt sich nun, welcher Weg der Federal Reserve Bank oder der Europäischen Zentralbank bevorstünde, wenn sie es tatsächlich ehrlich mit dem „Kampf gegen die Inflation“ meinen würden.
Medien sprechen von einem grandiosen Erfolg
Wie hat sich die Situation in Simbabwe seit der Emission der neuen Goldmünzenwährung entwickelt? Die Antwort lautet, dass lokale Medien von einem grandiosen Erfolg sprechen. Inzwischen hat die Regierung ihre Absicht kundgetan, die neue Goldmünzenwährung ab November auch in kleineren Stückelungen emittieren zu wollen.
In einer offiziellen Erklärung der Zentralbank teilte der Vorsitzende John Mangudya vor Kurzem mit, dass die ab dem 25. Juli 2022 in Kraft getretene Emission der neuen Goldmünzenwährung bislang sehr erfolgreich verlaufen sei. Es gebe eine gewaltige Nachfrage im ganzen Land.
Aus diesem Grund wird die Zentralbank ab November auch kleinere Einheiten dieser neuen Goldmünzenwährung in den Gewichten einer Zehntel- und Viertelunze sowie einer halben Unze am heimischen Markt anbieten.
Dass bald kleinere Stückelungen der neuen Goldmünzenwährung auf den Markt kommen würden, ließ sich im letzten Monat bereits absehen. Denn die Münzen mit dem Gewicht einer vollen Feinunze haben zurzeit immerhin einen Preis von um die 1.800 US-Dollar zuzüglich Produktions- und Vertriebskosten in Höhe von fünf Prozent.
Verkauft werden die neuen Goldmünzen hauptsächlich durch Lokal- und Kommunalbanken, die für dieses Projekt durch die Regierung und die Zentralbank auserkoren wurden und eine entsprechende Verkaufsgenehmigung erteilt bekommen haben.
Es liegt allein im Ermessen der Käufer, die neue Goldmünzenwährung in Papiergeld – entweder Zim-Dollar oder internationale Papierwährungen – umzutauschen. Zwingend notwendig wird dies jedoch nicht, da sich die neue Goldmünzenwährung auch in alltäglichen Zahlungen und im Transaktionswesen nutzen lässt.
Die Ankündigung zu einer Emission von kleineren Stückelungen der neuen Goldmünzen wurde auch deshalb erwartet, da die durchschnittlichen Jahreseinkommen unter weiten Teilen der simbabwischen Bevölkerung bei 2.600 US-Dollar pro Kopf liegen.
Auf diese Weise soll also allen Teilen der heimischen Bevölkerung ein Zugang zu der neuen Goldmünzenwährung verschafft werden. Seit dem 25. Juli haben die an das heimische Verkaufsnetzwerk angeschlossenen Lokal- und Kommunalbanken (Stand: Mitte August) rund 4.500 Goldmünzen mit dem Gewicht einer Feinunze (31,1 Gramm) verkauft.
Lage an den Schwarzmärkten hat sich deutlich entspannt
Für über 90 Prozent der Goldmünzenkäufe wurde die heimische Währung und damit der Zim-Dollar genutzt. Lokal ansässige Geschäftsbetreiber teilen mit, dass sich die Wechselkurse an den Schwarzmärkten des Landes (Zim-Dollar versus US-Dollar) seit Einführung der neuen Goldmünzenwährung stabilisiert haben.
Bald schon werden heimische Geschäftsbetriebe aufgrund dieser erfreulichen Entwicklung wohl auch wieder Zahlungen unter deren Kunden auf Basis des Zim-Dollars akzeptieren. Viele Betriebe liebäugeln augenscheinlich auch mit dem Gedanken, in Empfang genommene Zim-Dollar in die neue Goldmünzenwährung umzutauschen.
Mittlerweile hat die Regierung erklärt, zuvor eingeführte Restriktionen im Bereich des Geldumtauschs an den Schwarzmärkten sowie in offiziell anerkannten Wechselstuben gelockert zu haben. Anstelle von bislang 500 US-Dollar pro Woche dürfen Unternehmen und private Verbraucher nun wieder 5.000 US-Dollar pro Monat in Fremdwährungen umtauschen.
Warum Simbabwe unter Berücksichtigung der eigenen reichen Goldvorkommen nicht schon viel früher auf den Gedanken zur Emission einer Goldmünzenwährung im Kampf gegen die heimische Inflation gekommen ist, erschließt sich außenstehenden Beobachtern nicht. Denn gesetzlich sind ohnehin alle in Simbabwe aktiven Goldproduzenten dazu verpflichtet, das vor Ort abgebaute Gold ausschließlich an die Zentralbank zu verkaufen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 61, vom 10. September 2022.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion