Dänemarks Mega-„Energieinsel“: Investor steigt aus, Habeck steigt ein
Megaprojekt in der Nordsee
Noch nie zuvor gab es in Dänemark ein solch riesiges Bauprojekt. Rund 80 Kilometer vor Dänemarks Küste soll die künstliche „Energy Island“ entstehen.
Die geplante Größe laut Plänen aus dem Jahr 2021 ist mit 12 bis 46 Hektar (ha) angegeben. Zum Vergleich: der Vatikanstaat hat 44 ha, und 46 ha entsprechen der Fläche von knapp 64,5 Fußballfeldern. Die rechteckig geformte Insel soll an drei Seiten hohe Mauern haben, die die Insel vor Wellen der Nordsee schützt. An einer der vier Seiten sollen künftig Wartungsboote anlegen können.
Hundertprozentig sicher ist diese Inselbauweise allerdings nicht. Die Planer der dänischen Firma Energinet diskutieren auch eine Plattformlösung.
Wann das Megaprojekt fertig wird, ist ungewiss. Anfangs sollte die Energieinsel bis zum Jahr 2030 fertiggestellt sein. Später war von 2033 die Rede. Inzwischen ist der früheste Fertigstellungstermin laut „Reuters“ erst im Jahr 2036.
Wenn die Energieinsel steht, sollen dort in einer ersten Etappe des Projekts rund 200 große Windräder in den Himmel wachsen. Der Strom aus diesen Turbinen kann dann laut dänischer Regierung rund drei Millionen Haushalte mit Strom versorgen. Die geplante Offshore-Windkapazität liegt bei drei bis vier Gigawatt.
BMWK: Passt sehr gut zu den deutschen Plänen
Daniel Greve, Pressesprecher des BMWK, bestätigte auf Anfrage der Epoch Times das „große Interesse“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) an einer Kooperation an der Energieinsel.
Die Aussicht auf „zusätzliche Offshore-Windkraftkapazität […] passt sehr gut zu den deutschen Plänen für die Energiewende“, sagte Greve. Die Energieinsel werde mit entsprechend groß dimensionierten Leitungen an Dänemark und an Deutschland angeschlossen.
„Dänemark ist in dieser Hinsicht ein wichtiger Partner für Deutschland“, so der Pressesprecher. In diesem Zusammenhang erwähnte er das bereits vereinbarte Kooperationsprojekt Bornholm Energy Island. Dabei soll die dänische Insel Bornholm mit Windkraftanlagen als Stromlieferant für beide Länder dienen. Eine rund 470 Kilometer lange Stromleitung soll einen Teil des Stroms nach Deutschland transportieren.
„Dieses erste hybride Offshore-Windkooperationsprojekt in der Ostsee wurde 2023 zwischen unseren Regierungen und den jeweiligen Übertragungsnetzbetreibern vereinbart“, so Greve. Bis zum Jahr 2030 soll dieses natürliche Energieinselprojekt fertiggestellt sein. Deutschland und Dänemark teilen sich dabei die Kosten und den Nutzen.
Springt Belgien ab?
Anfangs sollte die Energieinsel in der Nordsee ein Kooperationsprojekt zwischen Dänemark und Belgien sein. Zwar will Dänemark mit Belgien als zusätzlichen Investor noch weiter im Gespräch bleiben, wie Lars Aagard, der dänische Energieminister, mitteilte.
Bis jetzt hätten sie jedoch keinen gemeinsamen Weg finden können, „der für Dänemark vernünftig und akzeptabel war“, so Aagard. Dies begründe er mit Verteuerungen der Rohstoffpreise und höheren Zinssätzen.
„Die Voraussetzung war, dass sie [die Energieinsel] ohne Subventionen etabliert werden konnte und sie einen positiven Gewinn sowohl für Belgien als auch für Dänemark geben würde“, erklärte Aagard. „Die Realität hat sich so verändert, dass man einen solchen Fall nicht mehr sehen kann.“
Während die Kooperation mit Belgien offenbar scheitert, meldet sich mit Deutschland jetzt ein möglicher neuer Interessent und Investor bei den Dänen.
Die neue Kooperation würde für das Nordseeprojekt bedeuten, dass eine direkte Stromverbindung nach Deutschland in die Planung aufgenommen wird. Aagard sagte dazu:
Es ist sehr positiv, dass gerade Deutschland großes Interesse an einem Anschluss an die Energieinsel zeigt.“
Gestiegene Kosten
Nicht nur der Zeitplan für die Fertigstellung der künstlichen Energieinsel musste angepasst werden. Auch die zu Beginn geschätzten Kosten für das Projekt hat Aagard bereits nach oben korrigiert. Die Investitionen liegen inzwischen über der Marke von 200 Milliarden dänischen Kronen (26,8 Milliarden Euro).
Zudem seien umgerechnet 6,7 Milliarden Euro an staatlicher Unterstützung erforderlich. Aagard teilte „Reuters“ nicht mit, um welchen Betrag sich die Kosten im Vergleich zur ursprünglichen Schätzung erhöht haben.
Auf die Frage, wie viele Finanzmittel aus deutscher Kasse in das Projekt fließen, konnte Sprecher Greve keine konkrete Zahl nennen. „Die Finanzierung erfolgt durch die Übertragungsnetzbetreiber.“ Wie sich die Kosten zwischen Dänemark und Deutschland letztlich aufteilen, würden die Projektpartner noch verhandeln. Diese orientiere sich an der Verteilung des Nutzens aus dem Projekt. „Die Gespräche dazu laufen“, so der Sprecher.
Deutschland nutzt die Fläche der Nordsee großzügig für den Ausbau der Windkraft aus. Rund 20 bis 25 Prozent der Fläche würden die Windparks nach Berechnung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie einnehmen. Bis zum Jahr 2045 will die Ampelregierung die installierte Leistung der Offshore-Windenergie auf 70 Gigawatt steigern.
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