Parteitag der Demokraten: Pro-palästinensische Proteste und Bidens Tränen-Auftritt

US-Präsident Joe Biden ist mit großem Applaus auf dem Parteitag in Chicago empfangen worden. Erste Kundgebungen fanden statt. Dabei wurden auch Gitter an dem Gebäude durchbrochen.
Titelbild
Während des ersten Tages der Democratic National Convention im United Center am 19. August 2024 in Chicago, Illinois.Foto: Andrew Harnik/Getty Images
Epoch Times20. August 2024

Anlässlich des Parteitags der Demokratischen Partei in den USA sind in Chicago mehr als tausend Menschen gegen den Krieg im Gazastreifen auf die Straße gegangen.

Sie versammelten sich am 19. August (Ortszeit) im Union Park in der Stadt, Autofahrer hupten zur Unterstützung der pro-palästinensischen Proteste. Die Polizei war mit Hubschraubern im Einsatz. Auch andernorts gab es Proteste, jedoch mit weniger Teilnehmern.

Zwar sagte mindestens ein Redner, die Hoffnung sei, dass im Laufe des Tages 50.000 Menschen teilnehmen würden. Es gab keine Anzeichen davor, dass diese Zahl erreicht werden könnte. Am Montag teilten die Organisatoren mit, insgesamt 20.000 Menschen hätten an dem Protest teilgenommen. Einem AFP-Journalisten zufolge waren es mehrere Tausend Menschen.

Absperrgitter durchbrochen

Pro-palästinensische Demonstranten durchbrachen die Metallbarrieren am United Center, in dem der Parteitag der US-Demokraten stattfindet.

Polizisten hinderten die Demonstranten daran, zur inneren Absperrung vorzudringen. Ein schwarz gekleideter Demonstrant wurde von mehreren Beamten weggetragen, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete.

Demonstranten am 19. August 2024 in Chicago, Illinois, in der Nähe des Parteitags der US-Demokraten. Foto: Scott Olson/Getty Images

Die Polizei in Chicago erklärte, rund 100 Protestteilnehmer hätten einen Teil der äußeren Absperrung durchbrochen. Die Einsatzkräfte seien sofort vor Ort gewesen und hätten die Situation unter Kontrolle. Die innere Umzäunung sei zu keinem Zeitpunkt durchbrochen worden, es habe keine Bedrohung gegeben.

Pro-palästinensische Aktivistengruppen hatten zuvor Demonstrationen gegen die Unterstützung der US-Regierung für Israel im Konflikt mit der islamistischen Hamas angekündigt. Die Organisatoren fordern von den Demokraten, die Palästinenser zu unterstützen, außerdem verlangen sie den Stopp „jeglicher US-Hilfe für Israel“.

Die Proteste hatten Erinnerungen an den Parteitag in Chicago im Jahr 1968 hervorgerufen. Damals hatte es heftige interne Konflikte um den Präsidentschaftskandidaten gegeben.

Zugleich wurde die damalige Versammlung von wütenden Protesten gegen den Vietnamkrieg begleitet, bei denen es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten kam.

Ein emotionaler Präsident und viel Familie

US-Präsident Joe Biden ist mit großem Applaus auf dem Parteitag der Demokratischen Partei in Chicago empfangen worden. Minutenlang wurde am Montagabend (Ortszeit) „We love Joe!“ (auf Deutsch: „Wir lieben Joe!“) gerufen. „Ich liebe Euch“, sagte Biden.

„Wir wissen beide, dass wir noch viel zu tun haben, aber wir bewegen uns in die richtige Richtung“, fuhr Biden mit Blick auf Vizepräsidentin Kamala Harris fort. Den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump bezeichnete Biden als „Verlierer“. Er forderte die US-Bürger auf, „eine Staatsanwältin ins Oval Office zu setzen, anstatt einen verurteilten Straftäter“.

Harris hatte Biden zuvor am Montag auf dem Parteitag gewürdigt. Die Demokraten seien Biden „auf ewig dankbar“, sagte die Präsidentschaftskandidatin der Partei.

Joe Biden schwor die Partei auf die neue Frontfrau Kamala Harris ein. „Seid ihr bereit, Kamala Harris und Tim Walz zu wählen?“, rief Biden. „Seid ihr bereit, für Freiheit zu stimmen?“ Er betonte: „Die besten Tage liegen nicht hinter uns, sondern vor uns.“

US-Präsident Joe Biden bei seiner Rede am ersten Tag in Chicago, am 19. August 2024. Vizepräsidentin Kamala Harris wird auf dem DNC, der vom 19. bis 22. August in Chicago stattfindet, offiziell die Nominierung der Partei für das Präsidentenamt entgegennehmen. Foto: Saul Loeb/AFP via Getty Images

Joe Biden zeigte sich bei seinem Auftritt in Chicago emotional. Bei der Begrüßung durch seine Tochter Ashley auf der Parteitagsbühne wischte sich der 81-Jährige die Augen. Die 43-Jährige hatte mit einer ebenfalls emotionalen Rede über ihre Kindheit und ihren Vater gesprochen.

Sie bezeichnete ihn dabei als ihren „besten Freund“ und als einen „Kämpfer, der sein ganzes Leben lang unterschätzt wurde“. Joe Biden trat nach ihr ans Rednerpult und fasste sich ans Herz, während ihn der Saal bejubelte. „Ich liebe dich“, sagte er an seine Tochter gerichtet.

Auch seiner Frau Jill machte er eine Liebeserklärung und sagte, sein Herz klopfe noch immer wild, wenn sie die Treppe herunterkomme. Familie sei alles, betonte er. „Familie ist der Anfang, die Mitte und das Ende.“ Zum Abschluss des Abends kam Bidens Familie nochmals gemeinsam auf die Bühne, darunter auch Bidens Enkelsohn Beau.

Ashley Biden ist die Tochter aus der zweiten Ehe des Demokraten mit der First Lady Jill Biden. Als junger Mann hatte Joe Biden 1972 seine damalige erste Frau Neilia und die gemeinsame Tochter Naomi bei einem Autounfall verloren. Seine Söhne Beau und Hunter überlebten. 2015 starb Bidens Sohn Beau allerdings im Alter von 46 Jahren an den Folgen eines Hirntumors.

Hillary Clinton zu Wahl: Höchste gläserne Decke durchbrechen

Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton sieht die Nominierung der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris als wegweisenden Schritt für das Land. Amerika sei kurz davor, die höchste und härteste gläserne Decke zu durchbrechen, sagte Clinton beim Parteitag. „Wir schreiben ein neues Kapitel in der Geschichte Amerikas“, sagte die 76-Jährige unter großem Jubel. „Die Zukunft ist hier.“

Harris will die erste Präsidentin der US-Geschichte werden. Hillary Clinton war 2016 die erste Präsidentschaftskandidatin einer der großen Parteien in den USA gewesen.

Sie unterlag damals Donald Trump, gegen den auch Harris nun im November antreten wird. Hillary Clinton wurde in Chicago geboren, wo der Parteitag stattfand. Der Parteitag der Demokraten in Chicago findet von Montag bis Donnerstag statt.

(afp/dpa/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion