Papst besucht Iraks Kirchenruinen
Der Terminkalender von Erzbischof Nadschib Michaeel ist prall gefüllt. Am 5. März reist Papst Franziskus in den Irak – auch in Michaels Diözese Mossul.
Es ist die erste Auslandsreise des Kirchenoberhaupts seit Beginn der Corona-Pandemie, und die erste Visite eines Papstes im Irak. Der Besuch in Mossul hat besondere Bedeutung, denn hier versuchte die islamistische Terrororganisation Islamischer Staat drei Jahre lang alles Christliche zu vernichten.
Die Miskinta-Kathedrale in Mossul, die der Bischof als Kind mit seinen Eltern besuchte, ist voller Schutt, in der Sankt-Simeon-Kirche liegt Müll. „14 Kirchen in der Provinz wurden zerstört, sieben davon stammten aus dem fünften, sechsten und siebten Jahrhundert“, sagt der 65 Jahre alte Geistliche in seinem schwarz-roten Talar.
Spuren des islamistischen Vernichtungsfeldzuges noch immer sichtbar
Vor vier Jahren wurden die Islamisten vertrieben, doch die Spuren ihres Vernichtungsfeldzuges sind noch immer sichtbar. Ein zerbrochener Kelch, ein zerstörtes Kreuz auf dem Kirchturm und eine beschädigte Ikone erinnern an die drei Jahre der Belagerung.
Manches davon lässt der Erzbischof der chaldäisch-katholischen Kirche bewusst nicht reparieren. „Wir wollen vergeben, aber nicht vergessen“, sagt er. Michaeel selbst rettete alte Manuskripte vor den Islamisten, in dem er sie nachts auf Schleichwegen in die kurdischen Gebiete in Sicherheit brachte.
Seit über fünf Jahren hat kein ausländischer Regierungsvertreter Mossul besucht
Eine prächtige Kathedrale oder ein großes Stadion, wo der Papst eine Messe feiern könnte, gibt es in der Region nicht. Noch immer sind islamische Extremisten im Irak aktiv. Den Papst auf seiner Reise zu schützen ist eine heikle Aufgabe. Seit mehr als fünf Jahren habe kein ausländischer Regierungsvertreter mehr Mossul besucht, sagt Michaeel. „Wir stehen unter enormem Druck.“
Mit seinen 84 Jahren kann der Papst nicht zu Fuß durch die steilen Gassen der Altstadt von Mossul gehen, in der immer noch Trümmer liegen. Auch Fahrten im offenen Papamobil sind riskant. „Alle Sicherheitsbeamten werden bereitstehen“, sagt der Bischof, ein ehemaliger Ingenieur und Spezialist für Ölbohrungen.
Mehrere Kommissionen kümmern sich um Logistik und Protokoll, seit Wochen proben Chöre und Pfadfinder. Priester sind damit beschäftigt, die Messen ins Italienische, Lateinische, Arabische und Aramäische zu übersetzen, die Sprache Jesu. Zum ersten Mal wird der Papst einen Gottesdienst nach dem Ritus der Ostkirche halten – mit anderen Ritualen und Gesängen.
„Das wird ein spirituelles Ereignis“
Für den Bischof ist die dreitägige Tour weit mehr als ein formeller Besuch. „Das wird ein spirituelles Ereignis“, sagt er. „Das Wichtigste ist, dass Freude in die Herzen aller kommt“, sagt Michael. „Starke Worte des Papstes, seine moralische Unterstützung und sein Segen“ könnten die verschiedenen Religionsgemeinschaften und Ethnien wieder näher zusammenbringen.
Der interreligiöse Aspekt steht im Mittelpunkt des Papstbesuches, besonders beim Besuch in der antiken Stadt Ur im Süden, in der Abraham geboren worden sein soll – der sowohl im Juden- und Christentum als auch im Islam als Stammvater gilt.
Dort will der Papst nicht nur mit Christen und Muslimen gemeinsam beten, sondern auch mit Jesiden. „Diese Tour durch den Irak ist extrem wichtig“, sagt Michael. „Nicht nur für die Christen, sondern für alle Iraker.“ (afp)
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