Italien greift durch: Zwei Boote beschlagnahmt – Staatsanwaltschaft ermittelt gegen deutschen Kapitän
Der „Eleonore“ von der MS Lifeline wurde die Einfahrt in den italienischen Hafen am Dienstag genehmigt. Der deutsche Kapitän, Claus-Peter Reisch, war trotz eines Verbotes von italienischer Seite in deren Gewässer gefahren war. Er hatte – wie schon oft zuvor – den Notstand an Bord ausgerufen, da die Zustände nach seinen Angaben nicht mehr tragbar waren. „Wenn das Schiff zum Seenotfall wird, dann ist dies prinzipiell möglich“, sagte Lifeline-Sprecher Axel Steier dpa.
Die italienische Finanzpolizei habe die Erlaubnis gegeben, in den Hafen von Pozzallo auf Sizilien zu fahren, sagte ein Sprecher der Hilfsorganisation Mission Lifeline. Die Migranten durften an Land. Die „Eleonore“ wurde beschlagnahmt, hieß es aus dem Innenministerium in Rom.
Nun ermittelt laut „Welt“ die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Ragusa gegen Reisch wegen des Verdachts der Begünstigung illegaler Einwanderung. Das Boot, das als private Motoryacht registriert ist, war zudem viel zu klein für die vielen Geretteten an Bord.
Laut „Augsburger Allgemeine“ bezeichnet Reisch den Vorwurf der Staatsanwaltschaft als „völlig absurd“. Nach seinen Worten verhielt sich der Sachverhalt wie folgt: „Wir haben ein blaues Schlauchboot auf See gefunden, mit kaputtem Motor und einer geplatzten Kammer. Die Leute haben an einer Bordwand den Schlauch mit Händen hochgehalten, damit das Boot nicht untergeht.“
Eine zweite Kammer sei geplatzt, während sich Reisch dem Boot näherte. Der Kapitän aus Landsberg sagte: „Da war die Not noch größer. Wir haben die in letzter Sekunde da rausgeholt, sonst wären diese 104 Menschen jetzt nicht mehr am Leben. Dass man jetzt versucht, dem Einsatzleiter und mir daraus einen Strick zu drehen, ist schlicht verwerflich und völlig absurd.“
Mehrere Tage lag das Boot vor der Küste. Als in der achten Nacht ein Gewittersturm mit Windstärke sieben aufkam, rief Reisch den Notstand aus: „In meinem Bett haben vier Leute gelegen. In so einer Situation ziehe ich die Reißleine und bringe die Leute an Land – egal, welche Strafe mir droht. Oder glaubt irgendwer, dass ich stattdessen da draußen untergehe?“
Die „Eleonore“ hatte mehr 104 Migranten an Bord. 43 von ihnen werden nun von Deutschland aufgenommen. Für die restlichen Migranten geht die Reise weiter nach Frankreich, Irland, Portugal und Luxemburg .
„Mare Jonio“ beschlagnahmt und 300.000 Euro Bußgeld verhängt
Das NGO-Schiff „Mare Jonio“ konnte mittlerweile einlaufen und die Migranten von Bord lassen. Kurz nach seiner Ankunft wurde das Schiff laut „Welt“ von den italienischen Behörden beschlagnahmt und ein Bußgeld in Höhe von 300.000 Euro verhängt. Für die rund 31 Migranten gibt noch keine Lösung.
„Alan Kurdi“ vor Malta
Laut „Welt“ waren 13 Menschen von der „Alan Kurdi“ in einem maroden Holzboot in maltesischen Gewässern entdeckt worden. Die Menschen wurden an Bord genommen. Nun verweigert Malta die Aufnahme der Migranten. Sie sollen nach Tunesien zurückgebracht werden. Das Schiff „Alan Kurdi“ liegt zwölf Seemeilen vor Malta.
Norwegens Justiz- und Einwanderungsminister Joran Kallmyr erklärte im norwegischen Rundfunk NRK, dass Norwegen keinen einzigen Migranten vom Schiff „Proactiva Open Arms“ übernehmen wird und das gleiche für diejenigen auf der „Ocean Viking“ von „Ärzte ohne Grenzen“ gilt. Frankreich hatte eine entsprechende Anfrage gestellt.
Kallmyr ergänzt, dass Norwegen keine „Flüchtlinge“ aufnehmen wird, solange es keine grundsätzlichen „Mechanismen gibt, die diese Personen von der Überfahrt abhalten“. Es müsse ein System geben, dass die Afrikaner, die in Europa keine Chance auf Asyl haben, schnell zurückgeschickt werden.
Ursprünglich war für den 19. September ein EU-Sondertreffen zur Verteilung von Bootsmigranten geplant. Dieses wurde auf den 21. September verschoben. (ks/sua)
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