Nordkorea könnte Überraschungsangriff planen – und droht den USA
Der überraschende Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hat auch in Südkorea die Alarmglocken schrillen lassen. Ähnlich wie der jüdische Staat permanent mit Attacken durch Terrorgruppen rechnen muss, steht man in Seoul vor der Herausforderung, sich auf mögliche Angriffe aus Nordkorea vorzubereiten. Dort nahm man ein jüngst durchgeführtes Manöver von Südkorea, Japan und den USA zum Anlass für neue Drohungen.
Nordkorea wäre ein Überraschungsangriff jederzeit zuzutrauen
Dass mit Überraschungsangriffen aus Nordkorea jederzeit zu rechnen ist, haben mehrere Zwischenfälle aus der Vergangenheit gezeigt. Einer davon, der Beschuss der Insel Yeonpyeong im Jahr 2010, war durch ein Manöver der südkoreanischen Streitkräfte motiviert. Dabei hatten diese Geschosse abgefeuert – allerdings nicht in Richtung Nordkorea.
Dennoch war von dort eine Aufforderung gekommen, „den Beschuss“ einzustellen. Stunden später feuerte Nordkorea Artilleriegranaten auf die Insel ab, wobei zwei Zivilisten starben und drei Verletzungen erlitten.
Nun gibt es neue Drohungen aus Pjöngjang – und diese richten sich gegen die USA. Die staatliche Nachrichtenagentur der „Demokratischen Volksrepublik Korea“, KCNA, veröffentlichte jüngst einen Kommentar. Dieser titelt, dass man die in Südkorea stationierten strategischen Nuklearanlagen der Vereinigten Staaten zum „ersten Ziel“ der Zerstörung ausersehen hat.
Manöver von Südkorea, USA und Japan als Stein des Anstoßes
In dem Text warf Nordkorea den Amerikanern „militärische Provokationen“ vor, die sich „in ein immer gefährlicheres Stadium“ entwickelten. Bezug nahm man dabei auf das jüngste gemeinsame Manöver der Streitkräfte der USA, Südkoreas und Japans. Dafür hatten die USA strategische B-52-Bomber und den Tarnkappenjäger „F-22 Raptor“ in die Region verlegt.
An den „wilden Provokationen am Himmel“, wie man sie im Kommentar nannte, hatten auch F-35A-Kampfflugzeuge der südkoreanischen Luftwaffe teilgenommen. Die Übung habe „in einem an die militärische Demarkationslinie angrenzenden Gebiet“ stattgefunden.
In dem Text findet sich auch die Behauptung, ranghohe US-Militärs seien bereits am 19. Mai auf dem Luftwaffenstützpunkt Chongju aufgetaucht. Dabei hätten sie zusammen mit dem Generalstabschef der südkoreanischen Luftstreitkräfte offen über einen „Präventivschlag“ gesprochen. Die Verlegung strategischer Nuklearwaffen würde, so die KCNA, diesem Ziel dienen.
Pjöngjang droht mit Präventivschlag gegen US-Anlagen im Süden
Angesichts dieser „vorsätzlichen Atomkriegsprovokation“ der USA, „die im In- und Ausland in die Enge getrieben werden“, droht Nordkorea nun selbst mit einem Präventivschlag. Die USA wüssten „sehr wohl, dass sich die koreanische Halbinsel rechtlich im Kriegszustand befindet“. Deshalb müssten „die im Gebiet der gegnerischen Seite stationierten strategischen Anlagen das erste Ziel der Zerstörung sein“.
Der Text erinnerte an den jüngst von Nordkorea in der Verfassung festgeschriebenen Zusatz, der sich auf die Nuklearstreitkräfte bezieht. Diesen sei es nun erlaubt, „die notwendigen Handlungsprozeduren zu durchlaufen, falls ein Angriff auf den Staat mit Atomwaffen erfolgt oder ihr Einsatz unmittelbar bevorsteht“. Am Ende steht die Drohung:
Unüberlegtes Handeln wird von unwiederbringlichem Bedauern begleitet sein.“
Südkorea ohne taugliche Abwehrsysteme für den Fall eines groß angelegten Angriffs
Daniel Pinkston, Dozent für internationale Beziehungen an der Troy University in Seoul, sprach mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) über die Bedrohungslage. Demnach hat Nordkorea 1.000 Artilleriesysteme mit großer Reichweite in der Nähe der Demarkationslinie platziert. Von diesen seien 340 auf die Hauptstadt Seoul gerichtet.
Zudem geht man in Militärkreisen Südkoreas davon aus, dass Nordkorea bis zu 16.000 Geschosse pro Stunde abfeuern könne. Einem solchen Angriff sei nicht einmal ein Abwehrsystem nach Vorbild des israelischen „Iron Dome“ gewachsen – über das Südkorea nicht verfüge.
Yang Uk, Sicherheitsexperte am Asan Institute in Seoul, erklärt gegenüber der NZZ:
Unser Militär muss bei einem Angriff die nordkoreanischen Systeme so schnell wie möglich lokalisieren und zerstören.“
Nordkorea könnte von gleichem iranischem Know-how profitieren wie die Hamas
Anders als die Hamas, die Terror verbreiten und möglichst viele Zivilisten töten wolle, habe es Nordkorea vor allem auf militärische Ziele abgesehen. Immerhin wolle man einen Krieg gewinnen. Allerdings könnte es militärstrategisch einen Austausch geben zwischen Pjöngjang, Syrien und vor allem dem Iran, der sowohl die Schattenmacht in Syrien als auch Förderer der Hamas ist.
Dass die Terroristen bei ihrem Angriff auf Israel Attacken am Boden, Drohnen und motorisierte Gleitschirme kombiniert hätten, könne eine Konsequenz daraus gewesen sein. Auf ein solches Szenario müsse man auch in Seoul vorbereitet sein.
Nordkorea, Syrien und der Iran praktizierten einen Austausch und beeinflussten einander wechselseitig mit Blick auf die militärische Doktrin. Es gebe wechselseitige Waffenlieferungen, Munitionstransfers und Ausbildungen.
Abkommen aus der Trump-Ära vor der Kündigung?
Die USA werfen Nordkorea auch vor, Russland mit Waffen für den Ukraine-Krieg zu beliefern. Der Kreml weist dies zurück. Tatsächlich haben Präsident Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow das Regime in Pjöngjang zuletzt jedoch diplomatisch deutlich aufgewertet. Die wechselseitigen Staatsbesuche waren zwar dem Kreml zufolge nicht von konkreten Abkommen begleitet. Die internationale Isolation Nordkoreas könnte jedoch perspektivisch infrage stehen.
In Südkorea hadert man derweil mit einem unter Mitwirkung der USA zustande gekommenen Abkommen zwischen Seoul und Pjöngjang. Dieses stammt aus dem Jahr 2018 und umfasse unter anderem Pufferzonen, reduzierte Manöver und eine Reduktion einiger Wachposten entlang der Landgrenze.
Jedoch verhindere es nun auch Aufklärungsflüge in der Nähe der Demarkationslinie. Dies, so befürchtet man in Nordkorea, könnte einen Informationsnachteil für den Fall eines geplanten Überraschungsangriffs bedeuten.
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