Neue Müll-Ballons aus Nordkorea: Seoul wird Lautsprecherdurchsagen wieder aufnehmen
Nach neuen Müll-Ballon-Sendungen aus Nordkorea hat Südkorea die Wiederaufnahme von Lautsprecherdurchsagen an der Grenze zu dem Nachbarland angekündigt. „Wir werden heute Lautsprecher (…) aufstellen und Durchsagen machen“, erklärte das Präsidialamt in Seoul am Sonntag.
Die Verantwortung für die „Eskalation der Spannungen“ zwischen beiden Ländern liege „allein beim Norden“, hieß es in der Erklärung weiter. Das Vorgehen Pjöngjangs habe die nun angekündigte Gegenmaßnahme nötig gemacht.
Die Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un, Kim Yo Jong, drohte Seoul daraufhin eine „neue Antwort“ an und warnte vor einer „sehr gefährlichen Situation“.
Nordkorea hat seit Samstag nach Angaben der südkoreanischen Armee erneut mehr als 300 an Ballons befestige Müllsäcke über die Grenze geschickt. Etwa 80 Müllsäcke seien „in unserem Gebiet niedergegangen, und in der Luft ist derzeit nichts zu erkennen“, erklärte Südkoreas Generalstab am Sonntag. Analysen zeigten, dass die Säcke mit Altpapier und Plastik gefüllt seien und „keine sicherheitsgefährdenden Substanzen“ enthielten.
Tiermist und Zigarettenstummel
Die Stadtverwaltung von Seoul und die Behörden der umliegenden Provinz Gyeonggi hatten am Samstag per Textnachricht die Einwohner vor den Ballons gewarnt. Seouls Bürgermeister Oh Se Hoon bezeichnete die Aktion im Onlinedienst Facebook als „minderwertige Provokation gegen unsere zivilen Gebiete“.
Nordkorea hatte in den vergangenen Wochen bereits hunderte Ballons mit Müll über die Grenze geschickt. In den Müllsendungen waren unter anderem Zigarettenstummel, Plastik, Stoff- und Papierreste sowie wohl auch Tiermist enthalten.
Südkorea setzte daraufhin ein Militärabkommen mit Nordkorea aus dem Jahr 2018 aus. Das Abkommen zielt darauf ab, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel abzubauen und eine unbeabsichtigte Eskalation zu vermeiden, insbesondere entlang der stark befestigten Grenze.
Was schickt Südkorea gen Nordkorea?
Seoul hatte das Militärabkommen bereits im vergangenen Jahr teilweise ausgesetzt, nachdem Pjöngjang einen Spionage-Satelliten ins All gebracht hatte. Die Aussetzung ermöglicht Südkorea die Wiederaufnahme von Schießübungen und Propagandakampagnen über Lautsprecher entlang der Grenze.
Südkoreanische Aktivisten hatten als Reaktion auf die Müll-Ballons in den vergangenen Wochen Dutzende Ballons mit K-Pop-Aufnahmen, Dollarscheinen und Flugblättern mit Kritik am nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in Richtung Norden steigen lassen und damit Pjöngjang verärgert.
Der Schritt Südkoreas, die Lautsprecherdurchsagen wieder aufzunehmen, die auf den Koreakrieg zurückgehen, könnte nach Ansicht von Experten die Spannungen zwischen beiden Ländern weiter verstärken. (afp/red)
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