Mutmaßlicher Auftraggeber blutiger Anschläge von Reyhanlı 2013 ausgeliefert

Im Mai 2013 starben mehr als 50 Menschen bei einer Autobombenserie im türkischen Reyhanlı. Am 30. Juni wurde der mutmaßliche Auftraggeber von den USA an die Türkei ausgeliefert. Um die Hintergründe des Terrorakts hatte es lange Zeit Spekulationen gegeben.
Reyhanlı-Anschläge: Mutmaßlicher Auftraggeber an die Türkei ausgeliefert
Ein Tag nach der verheerenden Explosion zweier Autobomben in Reyhanlı (Türkei).Foto: BULENT KILIC/AFP via Getty Images
Von 5. Juli 2022

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Nach fast zehn Jahren könnte das Mysterium um die blutigen Autobombenanschläge im südosttürkischen Reyhanlı vor einer Klärung stehen. Wie die „Hürriyet“ berichtet, haben die USA mit Mehmet G. den mutmaßlichen Auftraggeber der Anschläge an die Türkei ausgeliefert.

Bei dem Anschlag im Mai 2013 explodierten zwei Autobomben vor dem Rathaus in Reyhanlı. Dabei kamen mindestens 52 Zivilisten ums Leben, 140 weitere wurden verletzt. Reyhanlı ist eine kleine Stadt an der türkischen Grenze zu Syrien und diente in der Vergangenheit als sicherer Ort für Geflüchtete des syrischen Krieges.

Drahtzieher bereits 2019 verurteilt

Am Donnerstag (30.6.) traf der mutmaßliche Auftraggeber des Bombenanschlags am Istanbuler Flughafen ein. Neben dem Anschlag stehen weitere 17 Anklagen auf dem Konto des lange gesuchten Drogenbarons. Die türkische Polizei verbrachte ihn zu ersten Vernehmungen nach Ankara.

Die Terrorakte ereigneten sich in der Anfangsphase des syrischen Krieges. Syrien versank nach der blutigen Niederschlagung von Protesten gegen die Führung unter Präsident Baschar al-Assad im Jahr 2011 zunehmend in einem Mehrfrontenkrieg. Dabei sollen auch ausländische Mächte mitgemischt haben.

Es dauerte bis 2018, ehe eine Spur von Reyhanlı in Richtung Mehmet G. führte. Bereits ein Jahr später gelang es dem türkischen Nachrichtendienst MİT Yusuf N., den Drahtzieher des Anschlags festzunehmen. Yusuf N. wurde anschließend zu einer 53-fachen lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Erste Gespräche bereits ein halbes Jahr vor Anschlag in Reyhanlı

In seiner Vernehmung sagte Yusuf N., er habe den Auftrag, den Anschlag zu organisieren, von Mehmet G. erhalten. Dieser saß zum damaligen Zeitpunkt bereits in den USA wegen Drogendelikten in Haft. Über eine Interpol-Anfrage erreichte die türkische Justiz in weiterer Folge seine Auslieferung.

Noch am Abend der ersten Vernehmung erklärte Mehmet G., er habe selbst den Befehl, den Anschlag in die Wege zu leiten, aus Syrien erhalten. Dies deckt sich mit den Angaben von Yusuf N., wonach er sich mit Mehmet G. sechs Monate vor dem Anschlag getroffen habe. Mehmet G. habe diesen in weiterer Folge mit Personen, die als Mittäter ausgewählt waren, bekannt gemacht und die Verbindung zum syrischen Auslandsgeheimdienst hergestellt.

Das Geständnis von Yusuf N. hatte zur Folge, dass die türkischen Sicherheitskräfte eine 40-köpfige Sonderkommission einsetzen konnten. Diese sollten die Angaben überprüfen und Ermittlungen gegen den US-Staatsbürger Mehmet G. in die Wege leiten.

Geheimdienst der Türkei konnte Yusuf N. aus Latakia entführen

Dass syrische Geheimdienste hinter dem Anschlag stehen könnten, um die Türkei als Unterstützer der regierungsfeindlichen Kräfte zu destabilisieren, war zu Beginn nur eine der Theorien, die bezüglich der Urheberschaft die Runde gemacht hatten.

Auch radikale Randgruppen der PKK, mit deren inhaftiertem Anführer Abdullah Öcalan Ankara damals versucht hatte, einen Verhandlungsfrieden zu erreichen, und andere Terrorgruppen wie Al-Kaida oder der „Islamische Staat“ wurden als mögliche Verantwortliche genannt. Die türkische Regierung beschuldigte später den damals zuständigen Staatsanwalt Özcan Şimşek, die Ermittlungen sabotiert zu haben. Şimşek soll der Gülen-Bewegung angehört haben, die von der türkischen Regierung der Unterwanderung des Staates beschuldigt wird.

Yusuf N. gab nach seiner Verhaftung jedoch an, dass die Anschläge ursprünglich entweder für die zentralanatolischen Provinzen Ankara oder Konya geplant waren. Die Idee dazu soll der nach wie vor flüchtige Mihraç Ural gehabt haben, der als Kommandant der linksextremen Miliz „Acilciler“ („Die Eiligen“) im syrischen Bürgerkrieg auf der Seite Assads gekämpft hatte.

Nachdem es türkischen MİT-Agenten gelungen sei, Yusuf N. in einer Kommandoaktion aus der syrischen Hafenstadt Latakia in die Türkei zu bringen, habe dieser zugegeben, dass die syrische Führung seinen Lebensunterhalt gesichert habe. Im Gegenzug habe er die zwei Fahrzeuge und den Sprengstoff in die Türkei transportiert und potenzielle Anschlagsziele ausgekundschaftet.



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