Marine-Paraden und Putin: Russland will „spiegelgerecht“ auf NATO-Stationierungen antworten

Am „Tag der Marine“ gab es in Russland mehrere Paraden mit Kriegsschiffen. Schiffe aus China, Indien und Algerien waren vor Ort. Russlands Präsident Putin warnt in seiner Rede vor der Stationierung neuer US-Raketen in Deutschland.
Titelbild
Auf diesem von der russischen staatlichen Agentur Sputnik verbreiteten Pool-Foto nimmt der russische Präsident Wladimir Putin, flankiert von Russlands Verteidigungsminister Andrej Belousow und dem Oberbefehlshaber der russischen Marine, Admiral Alexander Moissejew, an der großen Marineparade anlässlich des Tages der russischen Marine in Sankt Petersburg am 28. Juli 2024 teil.Foto: Vyacheslav Prokofyev/POOL/AFP via Getty Images
Epoch Times28. Juli 2024

Kremlchef Wladimir Putin hat bei der großen Marineparade in St. Petersburg mit Dutzenden Kriegsschiffen eine Reaktion auf die für 2026 geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland angesagt.

Russland werde im Fall einer Umsetzung der Pläne „spiegelgerecht“ reagieren und sich einem früheren Verbot landgestützter atomarer Mittelstreckenwaffen nicht mehr verpflichtet fühlen. Der INF-Vertrag über ein Verbot dieser Waffen gilt nach der Kündigung der USA 2019 nicht mehr.

Laut Putin hatte sich Russland bisher aber ein Moratorium auferlegt und weiter an die Vereinbarungen gehalten. Die USA beklagen dagegen russische Verstöße gegen den Vertrag.

Moskau hatte die in diesem Monat verkündete Entscheidung der USA, Marschflugkörper und Raketen in Deutschland 2026 als zusätzliche Abschreckung zu stationieren, scharf kritisiert. Putin sprach von einem Rückfall in den Kalten Krieg.

Putin: US-Raketen können russische Ziele erreichen

Putin erklärte, dass Russland möglicherweise wieder die Produktion atomarer Mittelstreckenraketen aufnehme, sollten die USA an ihren Plänen zur Stationierung von Langstreckenwaffen in Deutschland festhalten. „Wenn die USA diese Pläne in die Tat umsetzen, fühlen wir uns nicht länger an den kürzlich einseitig erklärten Stopp der Stationierung von Kapazitäten für Angriffe kurzer und mittlerer Reichweite gebunden.“

Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite zwischen 500 und 5500 Kilometern waren 1987 durch den INF-Vertrag zwischen der USA und der Sowjetunion begrenzt worden. Beide Seiten zogen sich 2019 aus dem Vertrag zurück und warfen der anderen Seite vor, die Bestimmungen des Abkommens zu verletzen. Moskau hatte allerdings erklärt, es werde die Produktion dieser Waffen nicht wieder aufnehmen, solange die USA diese nicht im Ausland stationierten.

Putin betonte bei der Parade, dass mit den Raketen, die in der Perspektive auch mit nuklearen Sprengköpfen ausgerüstet werden könnten, wichtige Ziele in Russland in Reichweite gerieten.

Staatliche, militärische Objekte und wichtige Industrieanlagen könnten so binnen zehn Minuten getroffen werden. Darauf werde Russland „spiegelgerecht“ antworten. Auch russische Kriegsschiffe könnten demnach mit Raketen als Antwort ausgestattet werden.

In einer Erläuterung der Bundeswehr zum russischen Vorgehen heißt es, Russland habe unter anderem nuklearwaffenfähige Iskander-Raketen in der Exklave Kaliningrad stationiert und könne mit seinen Mittelstreckenwaffen auch deutsche Städte treffen. Die Pläne seien eine Antwort hierauf und dienten der Abschreckung.

Unter den US-Waffen für Deutschland sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk sein, die technisch gesehen auch nuklear bestückt sein können, Luftabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Hyperschallwaffen, die insgesamt weiter reichen sollen als bislang stationierte Landsysteme.

Marineparaden im ganzen Land

An der Parade in Putins Heimatstadt St. Petersburg nahmen auch Kriegsschiffe aus China, Indien und Algerien sowie Delegationen aus einem Dutzend Staaten teil.

Menschen besichtigen den Zerstörer „Jiaozuo“ der Chinesischen Volksbefreiungsarmee, der an einem Ufer der Newa festgemacht ist, vor den Feierlichkeiten zum Tag der Marine in Sankt Petersburg am 27. Juli 2024. Foto: Olga Maltseva/AFP via Getty Images

Insgesamt beteiligten sich an den Marineparaden im ganzen Land nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau rund 200 Kriegsschiffe verschiedener Klassen, mehr als 100 Einheiten Kampftechnik und etwa 15.000 Angehörige der Streitkräfte. Die Kriegsmarine in Russland ist mehr als 300 Jahre alt.

Russische Kriegsschiffe besuchen Kuba

Drei Kriegschiffe der in der Ostsee stationierten Baltischen Flotte liefen unterdessen in Gewässern vor Kuba ein – zu einem nicht offiziellen Besuch bis Ende des Monats, wie die Marine mitteilte.

Schon im Juni gingen im Hafen von Havanna Kriegsschiffe der russischen Nordmeerflotte vor Anker, darunter auch ein Atom-U-Boot ohne Bewaffnung und die Fregatte „Admiral Gorschkow“.

Russland weist angesichts der US-Waffen in seiner Nähe in Europa und wegen der Erweiterung der NATO immer wieder darauf hin, dass es sich in seiner Sicherheit bedroht sehe – und selbst auch Raketen in der Nähe der USA stationieren könne.

Das russische Lenkwaffenschiff „Naro-Fominsk“ während der großen Marineparade zum Tag der russischen Marine am 28. Juli 2024 in Sankt Petersburg. Foto: Olga Maltseva/AFP via Getty Images

Moskau verkündet erneut Vormarsch im Raum Donezk

Die russischen Truppen verkündeten bei ihrem Vormarsch in der ostukrainischen Region Donezk erneut Erfolge. Das Verteidigungsministerium in Moskau meldet die Einnahme der Dörfer Progress und Jewheniwka. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.

Allerdings haben die russischen Truppen seit Jahresbeginn auch nach Einschätzung westlicher Militärexperte zahlreiche Städte und Dörfer im Donbass in der Ostukraine unter ihre Kontrolle gebracht. Etwa ein Fünftel des Landes ist von russischen Truppen besetzt.

Russisches Öllager brennt nach ukrainischem Drohnenangriff

Bei einem neuen ukrainischen Drohnenangriff auf das russische Gebiet Kursk geriet nach Behördenangaben ein Öllager in Brand. Drei Treibstofftanks seien in Flammen aufgegangen, die Löscharbeiten dauerten an, teilte der amtierende Gouverneur Alexej Smirnow mit. Verletzte gab es dort nicht.

Besonders auch die an der Grenze zur Ukraine gelegene Region Kursk ist immer wieder Ziel von Angriffen. Nach Darstellung Smirnows warf in der Kleinstadt Sudscha ein ukrainisches Flugobjekt einen Sprengsatz auf ein Wohnhaus ab. Eine Frau sei verletzt ins Krankenhaus gebracht worden.

Bislang nutzt die Ukraine noch vor allem westliche Raketen zum Beschuss russischer Stellungen. Nun will Kiew selbst verstärkt bauen (Archivbild).

Bislang nutzt die Ukraine noch vor allem westliche Raketen zum Beschuss russischer Stellungen. Nun will Kiew selbst verstärkt bauen (Symbolbild). Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

Selenskyj will bessere Versorgung von Kriegsverletzten

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach sich in Kiew derweil für eine bessere Versorgung von Kriegsversehrten in seinem Landes aus. Er habe die Schaffung eines modernen Rehabilitationskrankenhauses in der Ukraine angeordnet, sagte er bei einem erstmals in dem Land abgehaltenen Kongress zur Kriegsmedizin.

„Wir müssen uns mehr um die Verletzten kümmern, müssen aufmerksamer denen gegenüber sein, die aus der russischen Hölle zurückkommen“, sagte er.

Der Staatschef besuchte in Kiew auch das unlängst bei einem Raketenschlag schwer getroffene größte Kinderkrankenhaus des Landes. Selenskyj bekräftigte Pläne, dass die Klinik, deren intakte Teile wieder in Betrieb sind, vollständig aufgebaut werde.

Lawrow erklärt: Selensky habe Verhandlungen verboten

Beide Kriegsparteien sprachen wiederholt von der Bereitschaft zu Verhandlungen, um den Konflikt diplomatisch zu lösen. Zugleich aber werfen sich Kiew und Moskau gegenseitig vor, nicht ernsthaft an Gesprächen für ein Ende der Kämpfe interessiert zu sein.

Russlands Chefdiplomat Sergej Lawrow sagte nach einem Außenministertreffen südostasiatischer Staaten in Laos, dass Selenskyj Verhandlungen mit der russischen Seite per Dekret verboten habe.

Er betonte, dass Russland alle seine Kriegsziele, darunter die Verhinderung von NATO-Basen in dem Nachbarland, erreichen werde. (dpa/red)



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