Italien trauert: Silvio Berlusconi ist tot
Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist tot. Der Politiker, Medienunternehmer und Chef des Fußballvereins AC Milano starb am Montag, 12. Juni, im Krankenhaus „San Raffaele“ in Mailand. Er wurde 86 Jahre alt.
Der zweimal geschiedene Politiker hinterlässt nach Informationen des Onlineportals „InFranken.de“ „fünf Kinder und viele Enkel“. Seine letzte Lebensgefährtin war die mehr als 50 Jahre jüngere Forza-Italia-Parlamentarierin Marta Fascina.
Vielfältig erkrankt
Nach Angaben des ZDF war der Milliardär in der vergangenen Woche wieder einmal in das Mailänder Krankenhaus gebracht worden, um Routineuntersuchungen machen zu lassen. Berlusconi habe schon länger gravierende gesundheitliche Probleme gehabt, sei bis zuletzt unter anderem an chronischer Myelomonozytärer Leukämie erkrankt gewesen, wie die „Welt“ berichtet.
Zuletzt hatte Berlusconi das Hospital am 5. April 2023 aufgesucht. Dort war er sechs Wochen lang wegen Atemproblemen behandelt worden. Nach dem erfolgreichen Kampf gegen den Lungeninfekt wurde er Mitte Mai aber wieder entlassen.
Bereits 1997 habe er sich einer Prostatakrebsbehandlung unterzogen, schreibt „InFranken.de“. 2016 habe Berlusconi dann eine Herzoperation über sich ergehen lassen müssen. 2020 habe ihn eine Corona-Infektion inklusive Lungenentzündung erwischt. 2022 litt er an einer Harnwegsinfektion. Nun also machte der Körper nicht mehr mit.
Eine schillernde Figur
Silvio Berlusconi hatte Politik und Boulevard nicht nur in Italien jahrzehntelang beschäftigt. Er war als Sohn eines Bankangestellten und einer Hausfrau am 29. September 1936 in Mailand in bürgerlichen Verhältnissen zur Welt gekommen.
Der junge Silvio studierte Jura, entdeckte aber alsbald sein Talent für das Showgeschäft und arbeitete als Entertainer auf Kreuzfahrtschiffen, bevor er sein Glück in den 1960er-Jahren in der Baubranche versuchte.
In den 1970er- und 1980er-Jahren habe Berlusconi das Potenzial des Privatfernsehens entdeckt und eigene Sender gegründet, „die er später zum Einstieg in die Politik nutzte“, wie das ZDF schreibt. Zuletzt gehörte ihm das italienische Medienimperium MFE, das aus „Mediaset“ hervorgegangen war. Über das Aktienpaket von MFE ist Berlusconis Familie laut „Welt“ auch beim deutschen Medienkonzern ProSieben-Sat.1 engagiert.
Mit „Forza Italia“ an die politische Macht
In den Jahren ab 1994 stand Berlusconi mit der von ihm gegründeten Partei „Forza Italia“ insgesamt „vier Regierungen in Italien als Ministerpräsident vor“, berichtet die „Tagesschau“. 2011 musste er wegen der Auswirkungen der internationalen Finanzkrise seinen Hut nehmen.
2013 war er wegen Steuerbetrugs rechtskräftig verurteilt worden. Nach Informationen von „InFranken.de“ brachte ihm das den Ausschluss aus dem Parlament ein, außerdem ein mehrjähriges Verbot, politische Ämter auszuüben.
Auch zuvor hatte der umtriebige Polit-Unternehmer maßgebliche Rollen in Dutzenden Wirtschafts- und Korruptionsfällen gespielt – unvergessen der Skandal um seine „Bunga-Bunga“-Partys. In letzter Instanz wurde Berlusconi aber im März 2015 von den Vorwürfen des Geschlechtsverkehrs mit minderjährigen Prostituierten und des Amtsmissbrauchs freigesprochen. Auch Zeugenbestechung konnte man ihm nicht nachweisen.
Anfang 2022 scheiterte er mit seinem Traum, Staatspräsident Italiens zu werden. Der frühere Regierungschef und Ex-EU-Kommissar Mario Monti hatte Berlusconi einmal den „Vater aller Populisten“ genannt, er selbst sah sich lieber als „Jesus Christus der Politik“, berichtet die „Tagesschau“.
Seit September wieder im Senat
Im September 2022 erlebte Berlusconi mit seiner Partei „Forza Italia“ („Vorwärts, Italien“) aber wieder so etwas wie ein politisches Comeback, denn er errang einen Sitz im Senat, der kleineren der zwei römischen Parlamentskammern. Berlusconis „Forza Italia“ und die „Fratelli d’Italia“ bilden seitdem eine Regierungskoalition mit Ministerpräsidentin Giorgia Meloni von den „Fratelli d’Italia“ an der Spitze.
Berlusconi hatte sich in den frühen 2000er-Jahren auch für die militärische Kooperation zwischen Italien und Kolumbien eingesetzt – offiziell zur Bekämpfung des Terrorismus, unter der das mittelamerikanische Land wegen der linksextremen Guerilla-Gruppe FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) leidet.
Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto hatte als einer der Ersten auf die Todesnachricht reagiert. „Ein großer, riesiger Schmerz. Er hinterlässt eine große Lücke, weil er großartig war. Eine Ära ist vorbei, eine Ära geht zu Ende. Ich habe ihn sehr geliebt. Auf Wiedersehen Silvio“, twitterte Crosetto.
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni schmückte ihr Abschiedsvideo auf Twitter schlicht mit „A Dio, Silvio“.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion