Großbritannien will „Renaissance der Kernkraft“ anführen – und China außen vor lassen

Die Vernachlässigung der Kernkraft sei ein „kolossaler Fehler“ gewesen, erklärt Großbritanniens Energieminister Shapps. Er will die Technologie nun im großen Stil ausbauen.
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Kernkraftwerk Dungeness in Großbritannien.Foto: iStock
Von 20. Juli 2023

Großbritannien steht vor einer umfassenden Renaissance der Kernkraft. Das hat Energiesicherheitsminister Grant Shapps am Dienstag, 18. Juli, in London angekündigt. Der Minister sprach anlässlich der Gründung einer neuen Regierungsbehörde mit dem Namen „Great British Nuclear“ (GBN). Diese soll helfen, bis 2050 ein Viertel des Stromverbrauchs im Vereinigten Königreich aus Kernkraft zu gewinnen.

Vernachlässigung der Kernkraft war „kolossaler Fehler“

Wie die englischsprachige Epoch Times schreibt, sprach Shapps von einem Fonds über bis zu 157 Millionen Britische Pfund (180 Millionen Euro). Aus diesem wolle man unterschiedliche Projekte zur Weiterentwicklung der Kernkraft in Großbritannien fördern.

Die GBN hat den Auftrag, so Shapps, „den raschen Ausbau der Kernenergie in einem noch nie da gewesenen Umfang und Tempo voranzutreiben“. Er nannte den Kurs früherer Regierungen, welche die Kernkraft vernachlässigt hätten, einen „kolossalen Fehler“. Diese hätten sich von Anti-Kernkraft-Bewegungen der 1970er- und 1980er-Jahre beeinflussen lassen:

Diese Stimmung sickerte sogar in die Regierung selbst ein, und Anfang der 1990er-Jahre befand sich die britische Atomindustrie infolgedessen im Niedergang.“

Die Folge sei eine immer größere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern gewesen. Nun stehe der „Beginn eines neuen nuklearen Zeitalters, einer Renaissance“ bevor. „Unangebrachte Ängste“ vor dieser Technologie würden nicht mehr die Szenerie beherrschen.

SMR-Technologie als Forschungsschwerpunkt

Großbritannien strebe „an die Spitze eines weltweiten Wettlaufs um die Entwicklung von Spitzentechnologien, um rasch sauberere, billigere und sicherere Energie zu liefern“. So wolle man Innovationen schaffen, die Energiesicherheit erhöhen, Energie leistbar machen und Wachstum gewährleisten.

Seit Dienstag können Unternehmen sich bei GBN um Unterstützung für ihre Projekte bewerben. Die neue Regierung wird dazu einen ersten Wettbewerb ausrichten. Im Fokus soll dabei die Entwicklung von Kleinkraftwerken stehen. Am Ende könnten Milliarden von Pfund an öffentlichen und privaten Investitionen in kleine modulare Reaktoren (SMR) fließen, so das Ministerium.

Bis zur Inbetriebnahme der Anlagen könne es noch bis mindestens 2029 dauern, äußerte Shapps. Allerdings hoffe er bis dahin auf Investitionsentscheidungen, sodass die ersten Kernreaktoren in den 2030er-Jahren Strom erzeugen könnten.

Regierung will Know-how-Transfer nach China verhindern

Eine Beteiligung des chinesischen KP-Regimes an Investitionen will der Minister zwar nicht vollständig ausschließen, er werde jedoch „kein chinesisches Geld in irgendetwas einfließen lassen, das Teil unserer nationalen Infrastruktur ist“. Auch einen Technologietransfer werde es nicht geben.

Zuvor hatte ein parlamentarischer Überwachungsausschuss Bedenken bezüglich der Rolle des kommunistischen Regimes im zivilen Kernenergiesektor geäußert. Den Sicherheitsbedenken wolle er Rechnung tragen.

Das KP-nahe Unternehmen China General Nuclear ist im vergangenen Jahr aus dem Projekt für das Kernkraftwerk Sizewell C in Suffolk ausgestiegen. Allerdings warnte der Parlamentsausschuss vor möglichen weiteren Einstiegsplänen Pekings zum Zwecke der Abschöpfung von Know-how.

Die oppositionelle Labour-Partei wirft der Regierung hingegen „13 Jahre des Scheiterns“ vor. Man habe es versäumt, auf Vorarbeiten aufzubauen. Energiesprecher Alan Whitehead erklärte:

Es ist beschämend, dass nach 13 Jahren Tory-Regierung nicht einer der zehn von der letzten Labour-Regierung genehmigten Atomstandorte gebaut wurde.“

Thatcher wollte mithilfe der Kernkraft und der Märkte dem Klima trotzen

Die britischen Konservativen galten ursprünglich als Vorreiter einer offensiven Nutzung und Entwicklung der Kernkraft. Schon Ende der 1980er-Jahre äußerte Premierministerin Margaret Thatcher, diese werde auch zum entscheidenden Faktor im Fall einer möglichen Erderwärmung.

Wie die „Los Angeles Times“ im November 1989 berichtet hatte, bezeichnete Thatcher den durch Kohlendioxidemissionen verursachten Treibhauseffekt als „eine eindeutige Gefahr für die Welt“. Sie trat für ein internationales Rahmenabkommen über den Umgang mit dem „Klimawandel“ ein.

Die Nationen könnten die Bedrohung durch die globale Erwärmung bekämpfen, indem sie die Nutzung der Kernenergie verstärken, so Thatcher. Ferner sollten sie es den freien Marktkräften überlassen, das Problem zu lösen.

Mit Fortdauer der Zeit rückten mehrere konservative Premierminister von der aktiven Förderung der Kernkraft ab. Als besonders kritisch galt dabei Boris Johnson.



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