Frankreich: Strom wird teurer – wohl auch in Deutschland

In Frankreich läuft der dortige Strompreisdeckel aus, die Kunden müssen um bis zu 15 Prozent mehr bezahlen. Die Lage könnte auch Deutschland beeinflussen.
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Das Kernkraftwerk in Fessenheim in Frankreich.Foto: Patrick Seeger/dpa
Von 1. Februar 2023

Seit Mittwoch, 1. Februar, müssen Haushalte im Frankreich bis zu 15 Prozent mehr für ihren Strom bezahlen. Grund dafür ist das Ende eines staatlichen Preisdeckels, der einen Preisanstieg von mehr als vier Prozent bislang ausgeschlossen hatte. Auf diese Weise blieb Frankreich von Preissprüngen, wie andere Länder sie erlebt hatten, verschont.

Wie eine Regierungskommission schätzt, hätten sich die Strompreise im westlichen Nachbarland ohne den sogenannten Schutzschild fast verdoppelt. Seit Anfang des Jahres ist der Gaspreis bereits um etwa 15 Prozent gestiegen. Insgesamt 45 Milliarden Euro will die Regierung in Paris in diesem Jahr aufwenden, um die Energiepreise im Rahmen zu halten. Von diesen sollen 27 Milliarden der Kontrolle des Strompreises dienen.

Energiekrise belastete Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich

Inwieweit eine Erhöhung des Strompreises in Frankreich auch Auswirkungen auf Deutschland hat, ist noch ungewiss. Es ist jedoch davon auszugehen, da beide Länder ein enges Handelsverhältnis bezüglich Energie verbindet. Die durch den Ukraine-Krieg bewirkte Energiekrise hat dabei einige Dynamiken ausgelöst, die beiderseits Besorgnis auslöst.

Deutschland importiert hauptsächlich Atomstrom aus Frankreich, insbesondere in der kalten und dunklen Jahreszeit. Gleichzeitig importiert Frankreich Gas, Kohle und – solange die Meiler noch laufen – Atomstrom aus Deutschland.

Die Stromübertragung zwischen beiden Ländern erfolgt über Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs- (HVDC) und Hochspannungs-Wechselstrom-Übertragungsleitungen (HVAC). Für Entlastung sorgt mittlerweile auch die interkontinentale Verbindung „ElecLink“. Sie verbindet direkt die Stromnetze von Frankreich und Großbritannien über den Ärmelkanal. In weiterer Folge ermöglicht sie auch den Stromaustausch zwischen Frankreich und Deutschland.

Vor allem in den vergangenen Monaten war der Importstrombedarf Frankreichs größer als üblich, weil sich eine Vielzahl der dortigen Kernreaktoren nicht in Betrieb befinden. Grund dafür sind anhaltende Wartungsarbeiten.

Normalisierung des Kkw-Betriebs im Laufe des Jahres erwartet

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte seine Zustimmung zu einer Laufzeitverlängerung von Kkws in Deutschland vor allem mit der Ungewissheit über französische Stromlieferungen begründet. Obwohl die Regierung in Paris angekündigt hatte, die Funktionsfähigkeit der Kkws bis Winter wiederherzustellen, ist dies noch nicht vollständig gelungen.

Wie die „Japan Times“ berichtet, hat sich in einigen wichtigen Einrichtungen die Fertigstellung der Arbeiten verschoben. Es ist demnach erst im Frühsommer mit einer weitgehenden Normalisierung zu rechnen.

Die Leistung der französischen Kernkraftwerke, die in der Regel etwa 70 Prozent der Stromerzeugung des Landes ausmachen, sei im Vorjahr auf 279 Terawattstunden zurückgegangen. Im Jahr 2021 waren es noch mehr als 361 TWh. Energieversorgungsunternehmen schätzen, dass sich die Produktion 2023 auf 300 bis 330 TWh erholen wird. Das würde jedoch bedeuten, dass Frankreich immer noch für einen großen Teil des Jahres Strom importieren wird.

Deutschland importiert bereits jetzt teureren Strom aus Frankreich

Im Vorjahr musste Deutschland aufgrund der ausbleibenden Stromlieferungen aus Frankreich auch zusätzlich Gas verstromen. Gleichzeitig blieb die Versorgung aus eigenen erneuerbaren Quellen ungleichmäßig. Neben witterungsbedingten Ungleichmäßigkeiten spielten dabei auch fehlende Windkraftanlagen im Süden Deutschlands und fehlende Transportinfrastruktur eine Rolle.

Da Strom aus erneuerbaren Quellen nicht zu jeder Zeit in gleichem Maße verfügbar ist, muss dieser bei Bedarf eingeführt werden – zu deutlich höheren Preisen.

Einem Bericht der „Bild“ im Januar zufolge exportierte Deutschland im Vorjahr insgesamt 62,05 Terawattstunden Strom. Die daraus erlangten Erlöse beziffert das Bundeswirtschaftsministerium auf etwa 12,5 Milliarden Euro.

Im Gegenzug mussten die Energieversorger 2022 insgesamt 35,77 Terawattstunden importieren – für insgesamt 9,6 Milliarden Euro. Der Unterschied in den Preisen für eine Kilowattstunde lag zwischen Import und Export demnach bei 27 zu 20 Cent.

Die intensivere europaweite Zusammenarbeit bei der Stabilisierung der Stromnetze hat seinen Ursprung im Stromausfall vom 4. November 2006. An jenem Samstag war für 120 Minuten in Teilen Deutschlands, Frankreichs, der Beneluxstaaten sowie Italiens und Spaniens der Strom ausgefallen. Millionen Menschen waren betroffen. Der Schaden hielt sich zwar nicht zuletzt der milden Temperaturen wegen, die im Herbst und Winter 2006/07 in Europa herrschten, in Grenzen. Für die Netzbetreiber galt der Vorfall jedoch als Warnsignal.

(Mit Material von AFP)



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