Ende einer Ära: Ukraine stoppt russischen Gastransit nach Europa

Ab heute fließt kein russisches Gas mehr durch ukrainische Pipelines nach Europa. Die Entscheidung von Naftogaz, den Transitvertrag nicht zu verlängern, markiert das Ende einer jahrzehntelangen Energiepartnerschaft.
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Das staatliche ukrainische Energieunternehmen Naftogaz hat den Transitvertrag mit der russischen Gazprom auslaufen lassen. Mehr als die Hälfte der noch verbliebenen russischen Gaslieferungen nach Europa fällt damit weg.Foto: Genya Savilov/ AFP via Getty Images
Von 1. Januar 2025

Das staatliche ukrainische Energieunternehmen Naftogaz hat den Vertrag über den Transport von russischem Gas in andere europäische Länder auslaufen lassen. Ab heute wird kein russisches Gas mehr über die Ukraine nach Europa fließen.

Seit über 40 Jahren diente die Ukraine durch eine Partnerschaft mit dem staatlichen russischen Energiekonzern Gazprom als Pipeline für russische Energieexporte nach Europa.

Seit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges im Jahr 2022 haben sich die europäischen Nationen aber zunehmend von der russischen Gasversorgung abgekoppelt. Sie hofften damit, Moskau eine wichtige Einnahmequelle für seine Kriegsanstrengungen zu nehmen.

Auf dem Höhepunkt der Energielieferungen deckte Russland etwa 35 Prozent des jährlichen Gasbedarfs Europas.

In den Jahren 2018 und 2019 lieferte Gazprom über seine verschiedenen Leitungen etwa 180 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa. Das Volumen sank auf etwa 63,8 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2022 und auf 28,3 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2023.

Die Ukraine transportierte 2023 etwa 15 Milliarden Kubikmeter Gas. Sie war damit der Hauptkanal für die russischen Gasexporte nach Europa. Seit Beginn des Krieges hat Russland weitere Gasverbindungen nach Europa verloren.

Aufgrund westlicher Sanktionen wurde die Jamal-Europa-Gasleitung durch Polen im Mai 2022 geschlossen. Im August 2022 stoppte Gazprom auch den Gasfluss durch seine Nord-Stream-Leitung nach Deutschland mit der Begründung, dass Reparaturen erforderlich seien.

Ein immer noch ungeklärter Anschlag im September 2022 zerstörte drei der vier Nord-Stream-Pipelines. Die verbliebene vierte Pipeline will die EU aufgrund ihrer Sanktionspolitik aber nicht mehr nutzen.

Energietransport immer noch möglich

In einer Pressekonferenz am 26. Dezember wies der russische Präsident Wladimir Putin darauf hin, dass die Entscheidung der Ukraine, ihren Vertrag mit Russland auslaufen zu lassen, dem Rest Europas wirtschaftlich schaden würde.

„Sie essen aus der Hand Europas, weil die Ukraine nicht weiter kämpfen kann, geschweige denn ohne Europas Unterstützung existieren kann“, sagte er. Trotzdem hätten sie beschlossen, Europa zu bestrafen, „indem sie den Vertrag über den Transit unseres Gases nach Europa beenden“. Dabei werde die Situation mit Gaspreisen von etwa 500 US-Dollar (circa 481 Euro) pro 1.000 Kubikmeter immer schwieriger.

Der russische Präsident deutete bereits frühzeitig an, dass die Partnerschaft zwischen Gazprom und Naftogaz trotz des Krieges tragfähig gewesen sei. Sie hätte fortgesetzt werden können. Das Vertragsende sei nicht die Schuld Russlands. „Wir haben das nicht provoziert. Das ist ihre Politik“, sagte Putin.

Putin sagte, dass russische Leitungen durch die Ukraine oder Polen wieder in Betrieb genommen werden könnten. Des Weiteren stelle die Turkstream-Leitung durch die Türkei eine Option für den Transport von russischem Gas nach Europa dar.

Auch der letzte verbliebene Strang von Nord Stream könnte eine Option sein. Im Oktober 2022 bot Putin an, Gaslieferungen durch den unbeschädigten Strang von Nord Stream 2 wieder aufzunehmen. Er sagte: „Der Ball ist im Feld der EU. Wenn sie wollen, können die Hähne aufgedreht werden und das war’s.“

Im Oktober 2023 wiederholte Putin dieses Angebot beim Waldai-Forum. Er erklärte, Russland sei bereit, 27 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr durch die verbliebene intakte Leitung von Nord Stream 2 zu pumpen. Er betonte dabei, dass die Entscheidung bei Deutschland liege, ob es diese Gaslieferungen annehmen wolle.



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