Eine panafrikanische Goldwährung – der „Nilar“
Die Zentralafrikanische Republik hat Bitcoin zu einem allseits akzeptierten Zahlungsmittel im Land auserkoren. Im südafrikanischen Simbabwe haben sich Regierung und Zentralbank dazu entschlossen, eine instabile und zudem durch hohe Inflation belastete Wirtschaft mittels Emission einer Goldmünzenwährung zu stabilisieren.
Hierbei handelt es sich um erste, jedoch aus dem Blickwinkel eines größeren Gesamtbildes nur unzureichende Schritte in die richtige Richtung. Zu dieser Ansicht gelangte kürzlich Manuel Tacanho. Tacanho ist Präsident des Afrindependent Institute sowie ein Verfechter freier Märkte und soliden Geldes für Afrikas wirtschaftliche Entwicklung. Er gründete Afridom, ein solides, geldbasiertes Digital-Banking-Startup für Europa und Afrika.
Afrikaner wachen auf
Afrika beheimatet nicht nur die durchschnittlich jüngste Bevölkerung rund um den Globus, die in den fortschrittlichen Ländern über einen wachsenden Bildungsgrad verfügt, sondern weiß überdies um seinen enormen Natur- und Rohstoffreichtum. Afrikaner gelangen langsam, aber sicher zu einem anderen Bewusstsein.
Seit der formalen Unabhängigkeit vieler afrikanischer Staaten hat ein zu beobachtender Fiatgeld-Kolonialismus seinen ganz eigenen Beitrag dazu geleistet, die Entbehrungen zusätzlich anzufachen. Die Entstehung einer multipolaren Weltordnung ist in vollem Gange und lässt sich auch nicht mehr aufhalten. Manuel Tacanho fordert, dass Afrika in einer solchen sich herausbildenden Welt nicht länger im Zustand der Unterentwicklung und Ausbeutung verharren sollte.
Aus seiner Sicht ist die zukünftige Emission einer panafrikanischen Goldwährung, der er den Namen „Nilar“ verliehen hat, unumgänglich.
Befreiung von alten Konzepten
Der Nil ist nicht nur der längste Fluss unserer Erde, sondern erweist sich auch als Synonym für jene Kraft, die sich auf dem afrikanischen Kontinent entfachen ließe, wenn die einzelnen Staaten ihre post-kolonialen und ihnen nicht selten von außen aufoktroyierten Systeme über Bord werfen würden.
Dringend notwendig sei eine Wende in der bislang vorherrschenden Denkweise unter den afrikanischen Nationen – weil sich die post-kolonialen Staaten in Afrika seit ihrer formalen Unabhängigkeit einerseits unafrikanische und andererseits unterdrückerische Konzepte zu eigen gemacht haben.
Zu diesen Konzepten gehören Fiatgeld, Zentralbanking sowie sozialistische und andere etatistische Ideologien und Systemvorstellungen. Die althergebrachten Konzepte haben dem afrikanischen Kontinent – bis auf wenige Ausnahmen – nicht zu ökonomischer Prosperität und einem allgemeinen Wohlstand verholfen.
Die aktuelle Krise könnte sich somit auch als eine Chance erweisen, um einen Neuanfang zu wagen und sich des afrikanischen Erbes bewusst zu werden. Die Zeit könnte nun anbrechen, um sich vollends von fremden Staatskonzepten zu befreien und auf diese Weise auch echte Unabhängigkeit und Freiheit der afrikanischen Gesellschaften zu erreichen.
Die Einführung einer panafrikanischen Goldwährung namens Nilar könnte hierbei behilflich und von großem Nutzen sein. Wie könnte eine solche Emission gelingen? Dazu schlägt Tacanho eine Abfolge von zu unternehmenden Schritten und Maßnahmen vor.
Eine panafrikanische Goldwährung
Die Emission einer panafrikanischen Goldwährung kann nur auf Ebene der Afrikanischen Union beschlossen und verkündet werden, zumal sich weltweit die Zeichen mehren, dass das bestehende und auf immerwährender Kreditexpansion basierende Fiatgeld-System zu einem Ende zu kommen scheint.
Viele Ökonomien bewegen sich auf einen Kollaps zu, während Nationen wie Sri Lanka ein solches Schicksal bereits ereilt hat. Es ist Manuel Tacanhos Ansicht, dass afrikanische Länder mit nicht mehr zurückzahlbaren Schuldenniveaus einen präventiven Zahlungsausfall auf alle ausländischen Schulden erklären sollten.
In einem zweiten Schritt werden sich Afrikas Regierungen in der Zukunft fiskalpolitisch verantwortungsbewusst und als diszipliniert erweisen müssen, da sich Defizitfinanzierungen nicht mit den Anforderungen eines Nilar werden vereinbaren lassen. In diesem Zuge wird es unerlässlich sein, zukünftig auf eine betrügerische Geldinflation durch Zentral- und Geschäftsbanken zu verzichten. Fractional Reserve Banking ist folgerichtig zu verbieten (dabei leiht eine Bank Geld aus, welches die Kunden gleichzeitig einzahlen).
Nur die wenigsten afrikanischen Nationen verfügen über oberflächennah abbaubares Gold. Deshalb sollten die einzelnen Regierungen alle noch bestehenden Wirtschaftsrestriktionen, darunter Zölle, nichttarifäre Handelshemmnisse, Steuern, zu lange Genehmigungsprozesse und andere Komplexitäten abschaffen.
Gold und die daran angeschlossenen Märkte würden auf diese Weise eine Liberalisierung erfahren, was die gesamte Lieferkette in diesem Bereich mit einschließen würde. Eine solche Entscheidung würde der lokalen Goldproduktion aller Voraussicht nach stark auf die Sprünge helfen.
Mehr ausländisches Kapital fände seinen Weg auf den Kontinent, was es den Ländern erlauben würde, zudem auch Goldbarren aus dem Ausland zu importieren. Gleichzeitig sei mit einer enormen Steigerung der Anzahl von in der Heimat geprägten Goldmünzen, Barren und Minibarren zu rechnen.
Entrepreneuren und jungen Technologiefirmen, die es auch in zahlreicher Anzahl auf dem schwarzen Kontinent gibt, würde so die Chance auf einen Einstieg in völlig neue Geschäftsfelder ermöglicht. Der Ausbau von bislang nur rudimentären Lieferketten wäre die unmittelbare Folge.
Goldmünzen und landesspezifische Motive
Gleichzeitig wäre es wünschenswert, wenn der afrikanische Kontinent seine Unternehmen und Bürger wieder selbst darüber entscheiden lassen würde, welchem Geld in Transaktionen der Vorzug gegeben wird. Destabilisierende Effekte ließen sich auf eine bessere Weise unter Kontrolle bringen.
Ähnlich wie in Simbabwe könnte die panafrikanische Goldwährung Nilar in verschiedenen Stückelungen im Bereich von ein bis einhundert Gramm Gold aufgelegt werden. Ein Nilar entspräche beispielsweise einem Gramm Gold mit dem Reinheitsgrad von 999,9 Karat pro Gramm.
Während auf der Vorderseite der Goldmünzen die entsprechende Denominierung samt dem Feingehalt abgebildet wäre, könnten die einzelnen afrikanischen Nationen die jeweils in ihren Ländern zu emittierenden Nilars mit eigenen und landesspezifischen Motiven prägen.
In einem Folgeschritt schlägt Tacanho vor, die Nilar-Goldwährung zu tokenisieren, womit sich die Währung dann auch in Krypto-Form digital einsetzen und zirkulieren lassen würde. Wichtig hierbei ist, dass Emittenten jederzeit werden nachweisen müssen, jedes zirkulierende Token durch die entsprechend benötigte Menge an Gold zu decken. Hierzu böten sich durch externe Firmen durchzuführende Audits an, damit sich auch jeder an die Spielregeln hält.
Wer sich in dieser Transformationsphase nicht an die Spielregeln halte, solle mit harten Strafen belegt werden. Zentralbanken würden als solche nicht mehr benötigt, da es ab diesem Zeitpunkt nicht mehr länger zu einer Emission von Fiatgeld kommen würde. Eine dauerhafte Manipulation der Zins- und Währungsmärkte durch Zentralbanken wäre nicht mehr nötig.
Zentralbanken erhalten eine neue Rolle
Vielmehr unterbreitet Manuel Tacanho den Vorschlag, Zentralbanken fortan in staatliche Münzprägeanstalten umzuwandeln, die zukünftig für eine Vielzahl an Dienstleistungen rund um die Emission, Lagerung und die staatliche Aufsicht des Marktes verantwortlich sein würden.
Um eine gegenseitige Kontrolle zu gewährleisten, sollten staatliche Dienstleister mit lizenzierten Dienstleistern im privaten Wirtschaftsbereich konkurrieren. Checks and Balances lautet in diesem Bereich also das Schlagwort. Sowohl die Zinssätze als auch die Wechselkursraten würden fortan frei an den lokalen Märkten bestimmt. Es handelt sich um nichts anderes als ein Plädoyer zugunsten einer absoluten Geldfreiheit.
Diese Art der Geldfreiheit wäre auch notwendig, allein schon deshalb, um die Disparitäten zwischen einzelnen Wirtschaftsräumen wie Südafrika oder Kamerun auszutarieren. Eingriffe nach Art der heutigen Zentralbankaktivitäten wären ausgeschlossen, sodass nicht mehr eine kleine technokratische Klasse allein über den Preis des Geldes und die Zinssätze bestimmen kann.
Afrikanische Staaten, die über ausreichend hohe Goldreserven verfügen, würden mit der Prägung und Emission von Nilar-Goldmünzen beginnen, um lokale Bondhalter, Vertragsnehmer und Regierungsmitarbeiter zu bezahlen.
Während die Zirkulation von den im Umlauf befindlichen Nilar-Goldmünzen beständig zunähme, würden afrikanische Fiat- und durch nichts gedeckte Papierwährungen sukzessive und parallel hierzu aus dem Umlauf genommen.
Afrikanische Regierungen würden damit aufhören müssen, ihren Bürgern keine vollen Rechte an Immobilien und Grundstücken einzuräumen. Immobilien und Grundstücke werden in der Zukunft in vollem Umfang gegen Gold und andere Rohstoffe aufzuwiegen sein, sodass Privateigentum ohne Einschränkungen möglich gemacht wird.
Selbst wenn auf diesen Grundstücken Goldlager gefunden werden sollten, so müssten diese Lagervorräte in Privateigentum bleiben, ohne dass Regierungen auf deren Ausbeutung und Verkauf ein Vorrecht hätten. Nur auf eine solche Weise funktionierten freie und gerechte Gesellschaften.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 63, vom 24. September 2022.
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