Dschihadisten abgehört: „Zu fünft, bewaffnet, du tötest das ganze Dorf in einer Nacht“

In Frankreich hat die Polizei Gespräche unter mutmaßlichen Islamisten aufgezeichnet, die von Mordplänen handeln sollen – den Betroffenen zufolge nur „Blabla“.
Titelbild
Polizeieinsatz in Frankreich (Symbolbild).Foto: LIONEL BONAVENTURE/AFP/Getty Images
Von 13. Dezember 2023

In Österreich wurde Anfang des Monats ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund festgenommen. Er soll laut Österreichs Staatsschutzchef bereits seit Oktober konkrete Vorbereitungen für Terroranschläge auf eine Wiener Synagoge gemacht haben. Bei dem 16-jährigen mutmaßlichen Islamisten wurden Datenträger gefunden, mit Anleitungen zum Bombenbau und Durchführung von Anschlägen als auch Hinrichtungsvideos und Propaganda des „Islamischen Staats“.

Ebenfalls dieser Tage warnte in Deutschland der Verfassungsschutzchef von Thüringen. Das „große islamistische Potenzial“ in Europa und Deutschland sei durch die Euphorie unter Islamisten seit dem Hamas-Terroranschlag auf Israel am Anfang Oktober nochmals größer und gefährlicher geworden. Nicht wenige Islamisten denken sich gerade: „Das, was die Hamas gemacht hat, will ich jetzt auch tun“, so der Staatsschützer.

Und in Frankreich wurde gerade ein brisanter Fall rechtzeitig aufgedeckt, der Einblicke in Mordfantasien von Islamisten gibt. Der Fall scheint an den deutschen Medien vorbeigegangen zu sein.

Ein mutmaßlicher Dschihadistentreff

Kürzlich berichteten französische Medien über einen Fall aus der Hafenstadt Brest in der Westbretagne. Die in der Provence und an der Französischen Riviera erscheinende Lokalzeitung „Nice-Matin“ berichtete über mutmaßliche Gedankenspiele einer Gruppe von Personen, die nach Behördenansicht vom „Islamischen Staat“ inspiriert seien und denen nun der Prozess gemacht wird.

Die Ermittlungen zu dem Fall begannen bereits 2019. In ihrem Mittelpunkt soll ein in Syrien geborener Palästinenser stehen. Wie der öffentlich-rechtliche Sender „France Info“ dazu berichtet, soll der Mann im November 2015 als Asylsuchender aus Syrien nach Frankreich gekommen sein. Den Ermittlern zufolge soll der Mann 2014 noch für den IS im Kampfeinsatz gewesen sein. Er selbst bestreite dies.

Regelmäßig anzutreffen soll der Palästinenser in einer Metzgerei in Brest gewesen sein. Laut Anklageschrift bestehe der Verdacht, dass in der Metzgerei auf unauffällige Weise Versammlungen der lokalen „radikal-islamistischen Bewegung“ ausgerichtet worden seien.

Mordpläne oder nur „Gerede“?

Offenbar hatten die französischen Behörden die Metzgerei abgehört und dabei brisante O-Töne aufgenommen. So soll es am 9. Dezember 2019 ein Gespräch zwischen dem Palästinenser und dem Geschäftsführer der Metzgerei, einem Mann mit Arabisch klingendem Namen, gegeben haben.

Nach Angaben der französischen Medien habe der Palästinenser dabei gesagt: „Wir brauchen ein bisschen Training, wir brauchen Waffen und wir müssen bestimmte Dinge lernen“. Er habe vorgeschlagen, dass man aufs Land gehen könne. Er konkretisierte den Plan weiter: „Man geht zu viert oder zu fünft, bewaffnet, du tötest das ganze Dorf in einer Nacht, das ist einfach.“ Man müsse nur den „Mut“ dazu haben und alles gut planen.

Verdacht auf weitere Anschlagspläne

Laut den Medienangaben sollen die zwischen 1983 und 2003 geborenen Beschuldigten zudem unter Verdacht stehen, mehrere Ziele für Anschläge in Betracht gezogen zu haben, darunter den Marinestützpunkt in Brest, chinesische Neujahrsfeierlichkeiten in Frankreich, eine Synagoge oder auch Fußballspiele.

Weitere Pläne betrafen die Infiltration der französischen Armee und die Rekrutierung von Kämpfern in Syrien oder Mali.

Französische Richter verweisen nach Medienangaben auch auf Paintball-Kämpfe der Gruppe und vergleichen dies mit Schießübungen. Einige der Personen sollen zudem geplant haben, Waffen in Brest und in Bosnien-Herzegowina zu kaufen. Allen Beteiligten wird eine kollektive Faszination für die von Dschihadisten begangenen Gewalttaten zugeschrieben.

Alles nur „Blabla“?

Im Januar 2020 wurden in diesem Zusammenhang sieben Personen verhaftet. Gegen sechs Personen wurde Anklage erhoben. Fünf von ihnen sollen sich derzeit noch in Haft befinden, inklusive des Palästinensers und des Geschäftsführers der Metzgerei.

Da die jüngste Person gerade einmal 16 Jahre alt war, soll nun, nach mehreren Jahren Ermittlungen, der Fall der Gruppe vor einem Sonderjugendgericht verhandelt werden, vermutlich jedoch erst Ende 2024.

Der Anwalt des Palästinensers habe den Medienangaben zufolge bereits erklärt, auf Freispruch plädieren zu wollen. Er wolle das Verfahren zudem formal und inhaltlich anfechten. Seiner Ansicht nach sei „alles aus dem Kontext gerissen“ und der Fall konstruiert. Aus den Reihen der fünf weiteren Angeklagten, so heißt es, habe man auf den Gruppeneffekt verwiesen und dass alles nur „Gerede“ und „Blabla“ gewesen sei.



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