Datenschutz in Gefahr? – Aldi antwortet nicht
Der deutsche Discounter Aldi Süd hat ambitionierte China-Pläne. Eine große Expansion in der ostchinesischen Megametropole Shanghai steht bevor. Doch zu wichtigen Fragen der Datensicherheit der Kunden wollte sich der Lebensmitteldiscounter nicht äußern.
Hunderte neue Aldis für Shanghai
„China ist und bleibt einer der interessantesten Märkte in allen Bereichen“ und die Mittelschicht wachse rasant, was ein „riesiges Potenzial im Lebensmittelmarkt“ sei, erklärte Aldi-China-Chef Roman Rasinger dieser Tage gegenüber dem „Handelsblatt“.
Shanghai mit seinen 25 Millionen Einwohnern hat für Aldi laut Rasinger „derzeit Priorität“. Allein für Shanghai sehe er das Potenzial „einer dreistelligen Zahl von Geschäften“. Bisher sind es 26. Auch das Umfeld verspricht großes Potenzial. Im Jangtse-Delta leben mehr als 100 Millionen Menschen.
Erfolg mit Aldi-Online
Laut Boris Planer, Handelsexperte beim Marktforscher WGSN, habe das Aldi-Geschäft in China ein „hohes Zukunftspotenzial“. Aldi sammele in China wichtige Erfahrungen, die sie bald auch in anderen Ländern brauchen könnten, so der Experte: „Was man jetzt in China sieht, kommt in fünf Jahren nach Deutschland.“
Als zentraler Erfolgsfaktor der Aldi-Strategie in China wird der Online-Handel angesehen, der über eine eigene App auf der chinesischen Social-Media-Plattform „WeChat“ und andere chinesische Online-Shops, Einkaufsportale und Lieferdienste laufe.
Bereits 2017 berichtete „Money Control“ allerdings, dass die Messaging-App „WeChat“ eine Menge persönlicher Nutzerdaten speichert und an die Regierung weitergibt, unter anderem die Kontaktdaten der User und alle während der App-Nutzung online gesuchten Informationen. Nach chinesischem Recht sind chinesische Firmen zur Zusammenarbeit mit chinesischen Sicherheitsbehörden, Militärs und Geheimdiensten verpflichtet.
Aldi schweigt zur Datensicherheit
Doch zu wichtigen Sicherheitsfragen zur Expansion in China wollte sich der Discounter nicht äußern. Diesbezügliche Fragen der Epoch Times zum Datenschutz wurden nicht beantwortet, eine Begründung gab es nicht.
Der bei den Chinesen sehr beliebte Online-Handel erfolgt bei Aldi China über eine Aldi-eigene App, die über die chinesische Social-Media-Plattform WeChat bedient wird, schreibt das „Handelsblatt“.
Die Epoch Times wollte von Aldi Süd dazu wissen:
- Wie sieht es mit der Datensicherheit der Nutzer der Aldi-Einkaufs-App in China aus?
- Muss Aldi ebenfalls persönliche Daten von Usern an die Behörden melden – eventuell auch erst auf Anfrage?
In den bisherigen Aldi-Filialen in China können die Kunden unter anderem mit dem Smartphone die Waren im Einkaufskorb scannen und anschließend mit dem Handy auschecken. Diese Bezahlform heißt „Scan and Go“. Die Frage dazu:
- Wie sieht es mit diesen Daten aus? Werden diese lediglich zu Zahlungsverkehrszwecken genutzt oder von Aldi gespeichert und im Bedarfsfall an die chinesischen Behörden ausgeliefert?
Auf alle diese Fragen wollte Aldi Süd nicht antworten.
Überwachungs-KI im Einsatz
Eine abschließende Frage an Aldi Süd betraf einen anderen Aspekt der Sicherheit der Kunden. Auch hier gab es keine Antwort:
- Sind in den Läden installierte Überwachungskameras mit den Polizei- oder Staatssicherheitsbehörden gekoppelt?
Die Frage scheint für westliche Länder merkwürdig, für China ist sie es jedoch nicht. Die Gesichtserkennung durch Künstliche Intelligenz in China ist weit fortgeschritten und wird zur Überwachung der Bürger eingesetzt.
Schon seit Längerem ist bekannt, dass chinesische Sicherheitsbehörden beispielsweise 5G-Brillen einsetzen, die über eine sekundenschnelle Gesichtserkennung verfügen, um gesuchte Personen zu identifizieren. 5G-Brillen scannen Gesichter und gleichen diese mit umfangreichen Datenbanken ab. Dank hoher Datenübertragungsraten erfolgt dies binnen Sekunden. Sobald ein Verdächtiger erkannt wurde, hört der Träger der Brille einen akustischen Alarm und bekommt die entsprechende Person „auf den Bildschirm gelegt.“ Zusätzlich dazu markiert ein roter Rahmen die Person im Sichtfeld der Brille.
Wer in China gesucht wird, muss aber nicht unbedingt ein Krimineller im herkömmlichen Sinn sein, sondern ist vielleicht Menschenrechtsaktivist, Demokratiebefürworter oder gehört einer verfolgten religiösen Gruppe an, wie den christlichen Untergrundkirchen oder der Meditationsbewegung Falun Gong. Es könnte sich dabei auch um ein Mitglied einer unterdrückten Ethnie handeln, wie den Tibetern und Uiguren. Gerade auch zur Überwachung der Uiguren gibt es ein ausgefeiltes Gesichtserkennungsprogramm, den sogenannten „Uiguren-Alarm“.
Aldi – seit 2017 in China
Aldis Engagement in China begann im Jahr 2017 mit einem Onlineshop auf dem Online-Marktplatz TMall Global. 2019 kamen die ersten beiden Test-Filialen in Shanghai hinzu. In der chinesischen Wikipedia wird das Hauptkonzept von Aldi in China mit „High End“ und „ausgewählten importierten Produkten“ für „mittlere und hohe Einkommensgruppen“ beschrieben.
Ein Artikel aus der Aldi-Süd-Presseabteilung im Firmenblog erklärt, dass bei den Chinesen Importware besonders beliebt sei. In den Testfilialen hatte Aldi damals schon hungrigen chinesischen Kunden einen „Dine-in-Counter“ mit Ready-to-Eat-Produkten angeboten und die Bezahlmethode „Scan and Go“ eingeführt: Produkte mit dem Handy scannen und am Ende die Gesamtsumme bezahlen. Wer nicht extra in den Laden kommen wollte, konnte sich auch im Umkreis von drei Kilometern beliefern lassen. Die Bestellung lief über – „WeChat“.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 57, vom 13. August 2022.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion