Chinesische Fracht in Russland gestoppt: Eskalation im Handelskonflikt oder geheime Kooperation?

Über 1.000 chinesische Container stecken in Russland fest. Analysten sehen darin eine mögliche Strategie zur verdeckten Lieferung von Dual-Use-Gütern an Moskau trotz westlicher Sanktionen.
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Experten: Beschlagnahmungen von Containern auf dem China Railway Express könnten zur Umgehung westlicher Sanktionen dienen.Foto: Niklas Halle’n/AFP via Getty Images
Von 3. Februar 2025

Russland hält seit Ende Oktober 2024 chinesische Bahnfracht auf dem China-Europe Railway Express zurück. Laut jüngsten chinesischen Medienberichten handelt es sich um über 1.000 Container.

Beobachtern zufolge hänge die Situation mit den westlichen Sanktionen gegen Russland zusammen. Sie meinen, dass mehr dahinterstecke, als man auf den ersten Blick sehe.

Gemäß Insidern der chinesischen Logistikbranche wurde chinesisches Frachtgut in den letzten Monaten von russischen Behörden festgesetzt. Das berichtete das chinesische Medienunternehmen „Caixin“ am 27. Januar. Die chinesische Fracht sei mit dem China-Europe Railway Express nach Europa unterwegs gewesen. Dabei handele es sich um mehr als 1.000 Container.

Grundlage sei der Erlass 313 der russischen Regierung vom 9. März 2022. Dieser regelt die Liste der Waren, die nicht durch Russland transportiert werden dürfen, und wurde am 15. Oktober 2024 um den Erlass 1374 erweitert. Die erweiterte Fassung beinhaltet zusätzlich mechanische und elektronische Produkte sowie Tarnkleidung. Betroffen sind insbesondere militärische und zivile Güter mit doppeltem Verwendungszweck.

Sun Kuo-hsiang, Professor für internationale Angelegenheiten und Wirtschaft an der Nanhua-Universität in Taiwan, sagte, der China-Europe Railway Express sei eine wichtige Transportroute für den Handel zwischen China und Europa. Dort würden „insbesondere Produkte mit hoher Wertschöpfung“ transportiert. Dazu gehörten beispielsweise „Elektronik, mechanische Teile und Autoteile“, sagte Sun am 29. Januar gegenüber The Epoch Times.

Ein Grund für Russlands Beschlagnahme könnte Sun zufolge die Sorge sein, dass diese Güter letztlich in die Ukraine gelangen könnten.

Ein weiterer möglicher Grund sei die „Vergeltung für die Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland, Druck auf China auszuüben, nicht mit dem Westen zu kooperieren“, sagte er.

Umgehung der internationalen Sanktionen?

In eine andere Richtung denkt der in den USA ansässige Wirtschaftswissenschaftler Davy J. Wong. Er vermutet, dass Russland und China mit der Beschlagnahmung versuchen könnten, die immer schärferen Sanktionen des Westens zu umgehen. Schließlich habe der Westen China davor gewarnt, Waren für zivile Zwecke zu liefern, die auch militärisch genutzt werden könnten. Das kommunistische Regime Chinas gilt seit der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 als der wichtigste Unterstützer der russischen Kriegsanstrengungen.

Wong stellte fest, dass es bisher keine Informationen über europäische Käufer gebe, die angegeben hätten, dass ihre von China über China-Europe Railway Express verschifften Waren von Russland zurückgehalten wurden.

„Es wurden mehr als tausend Container zurückgehalten, und das schon seit Monaten, aber sie verschiffen weiterhin Waren auf diesem Weg“, sagte Wong gegenüber The Epoch Times am 29. Januar.

Bei den zurückgehaltenen Gütern handele es sich hauptsächlich um militärische und zivile Güter mit doppeltem Verwendungszweck. Hinzu kämen einige zivile Güter, die auch einen potenziellen militärischen Wert hätten, sagte er.

Wong ist der Ansicht, dass China auf diese Weise die internationalen Sanktionen gegen Russland umgehe.

„Diese Güter wurden möglicherweise von einer Briefkastenfirma in Europa gekauft“, sagte er. Dann hätte man sie offiziell nach Europa verschifft, aber vor ihrer Ankunft in Russland beschlagnahmt. „Das chinesische Regime liefert auf diese Weise militärische und zivile Produkte mit doppeltem Verwendungszweck an Russland“, sagte Wong.

China könne dann sagen, „dass es nicht unsere Absicht war, Russland Produkte mit doppeltem Verwendungszweck zu liefern. [Sie waren für Europa bestimmt, wurden aber] von Russland beschlagnahmt.“ So könne China nicht für die Verletzung der internationalen Sanktionen zur Verantwortung gezogen werden.

Deshalb hält Wong es für offensichtlich, „dass China und Russland eine Show für die internationale Gemeinschaft veranstalten.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Russia Holds Back Chinese Rail Cargo, Fuels Speculation Over Sanction Evasion“. (deutsche Bearbeitung jw)

 



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