China: Partei-Insider enthüllt Story um Qin Gang und Raketenstreitkräfte
Erst verschwunden, dann Gerüchte, dann abgesetzt. Der Fall des chinesischen Außenministers Qin Gang ging durch die weltweiten Medien. Am 25. Juli erklärte das Regime, dass Qin seines Amtes enthoben worden war. Sein Posten wurde vom vorherigen Außenminister und jetzigen Direktor des Büros für auswärtige Angelegenheiten der Kommunistischen Partei Chinas (KPC), Wang Yi, übernommen.
Normalerweise kontrollieren Pekings Zensoren jegliche Online-Diskussionen. Doch im Fall von Qin Gang durfte die Gerüchteküche fröhlich brodeln. Ein auffälliges Phänomen von Klatsch und Tratsch um eine Affäre und ein uneheliches Kind. Die Epoch Times (USA) sprach mit einem Insider des Regimes; einer Quelle, die einem ranghohen Parteifunktionär nahesteht.
Was hatte der Sturz von Qin Gang mit den dramatischen Ereignissen um Chinas Raketenstreitkräfte zu tun?
Das PLARF-Problem
Unter den fünf chinesischen Militärkategorien Armee, Marine, Luftwaffe, den Militärregionen (Ost, West, Süd, Nord, Mitte) und den Raketenstreitkräften (The People’s Liberation Army Rocket Force, PLARF) sind die Letztgenannten der geheimste Teil der sogenannten Volksbefreiungsarmee (PLA). Diese strategische und taktische Streitmacht ist für Chinas landgestützte, konventionelle und nukleare ballistische Raketen zuständig.
Am 24. Oktober 2022 veröffentlichte das amerikanische China Aerospace Studies Institute (CASI), eine Denkfabrik der US-Luftwaffe, einen 242-seitigen Bericht (PDF). In diesem wurden detaillierte interne Organisationsstrukturen und Standorte der Raketentruppen ebenso wie die Entschlüsselung der codierten Identifikationsnummern der Rocket-Force-Einheiten aufgedeckt.
Am 26. Juli teilte eine der obersten Ebene der KPC nahestehende Quelle der Epoch Times mit, dass die Entlassung von Qin tatsächlich durch dramatische Ereignisse im Zusammenhang mit den Raketenstreitkräften ausgelöst worden sei. Geleitet wird die Raketentruppe von General Li Yuchao. Die Quelle berichtete, dass der Sohn des Generals in den USA studiere und dort auch Geschäfte mache. Er sei es angeblich gewesen, der die Militärgeheimnisse an die USA verkauft habe, so die Quelle. Chinas Agenten in den Vereinigten Staaten wurden über das Leck informiert und meldeten es an Außenminister Qin Gang. Dieser habe es jedoch nicht sofort an Xi Jinping weitergemeldet. „Hier liegt das Problem“, so die Quelle.
Eine schicksalhafte Verzögerung
Die KPC-Ermittler hatten demnach bei ihren Untersuchungen des Lecks festgestellt, dass eine gewisse Frau Fu beteiligt war. Die Familie des Generals habe mit Frau Fu gesprochen, einer guten Bekannten der Familie, damit diese ein gutes Wort bei Qin Gang einlegen möge. Das Ziel war, die Angelegenheit des Verrats der Militärgeheimnisse zu vertuschen. Dies habe der Quelle nach zu der Verzögerung der Meldung des Leaks geführt. Dem Insider zufolge könnte Qin sogar eingegriffen haben, um ein gutes Wort für den Sohn des Beamten einzulegen, obwohl dies wirkungslos geblieben sei. Umso wirkungsvoller war die Verzögerung der Meldung durch Außenminister Qin Gang. Das habe Xi Jinping beunruhigt, erklärte die Quelle. Das habe Xi auch dazu veranlasst, Qin mit Argwohn zu betrachten.
Wie die Epoch Times bereits in dem Beitrag „Chinas kurzlebiger Außenminister: Peking im Sog von Machtkämpfen und Spaltungen“ berichtete, hatte zum Fall von Qin Gang bereits der im Exil lebende ehemalige Juraprofessor der Universität Peking, Yuan Hongbing, erklärt, dass Qin mit seinem Eingreifen in die Rocket-Force-Affäre ein großes Tabu in der Kommunistischen Partei Chinas gebrochen habe: abteilungsübergreifende Aktivitäten. Er, der Außenminister, hatte versucht, für den Sohn des führenden Militäroffiziers Fürsprache einzulegen. Vielleicht, so Professor Yuan, hatte Qin versucht, seinen sozialen Status damit weiter aufzuwerten.
Ist Frau Fu eine Doppelagentin?
Doch was sagte die Insider-Quelle zu der Sache mit Qin Gang und Frau Fu? „Sie trat mit einem bestimmten Ziel an Qin Gang heran“, meinte der Insider. „Oberflächlich betrachtet ist sie eine Angestellte von ‚Phoenix TV‘, aber in Wirklichkeit arbeitet sie in der zweiten Abteilung des (chinesischen) Generalstabs. Ich weiß nicht, wie sie zu einer Doppelagentin wurde, die auch für die Vereinigten Staaten arbeitet.“
Die zweite Abteilung des chinesischen Generalstabs ist eine Spezialeinheit des Militärs und beschäftigt sich mit der Entwicklung und dem Einsatz elektronischer Kriegsführungssysteme, mit Aufklärungs- und Überwachungssystemen und mit der Abwehr elektronischer Angriffe.
Für die chinesischen Ermittler sei Frau Fu der Schlüssel zur Lösung des gesamten Falls. Der Insider sagte, dass Frau Fu gestanden habe, Qin gebeten zu haben, einen Weg zu finden, den Leak-Vorfall zu vertuschen. Die Gerüchte über die Affäre von Herrn Qin mit der attraktiven Journalistin hätten noch Wochen nach dem Verschwinden von Herrn Qin auf WeChat kursiert.
Der Insider stellte fest, dass dies höchst ungewöhnlich sei. „Es wäre unmöglich gewesen, dass sich solche Skandale ohne Zensur auf WeChat frei verbreiten könnten. Tatsächlich schürt die Cyberpolizei der KPC auf Anweisung einiger hochrangiger KPC-Führer hinter den Kulissen das Feuer, um den Skandal weit und breit zu verbreiten, damit die Öffentlichkeit immer empfänglicher für die Idee wird, dass man Qin Gang zu Fall bringen werde.“
Angriff der Prinzlinge auf Qin Gang
Qin Gang feierte einen kometenhaften Aufstieg unter der persönlichen Förderung von Xi Jinping. Zwischen Oktober 2022 und März 2023 wurde der 56-Jährige dreimal befördert: Erhebung zum Mitglied des Zentralkomitees der KPC (Oktober), Ernennung zum Außenminister (Dezember), Ernennung zum Staatsrat (März). Sein Sturz kam überraschend. Nach dem Vorfall mit der Rocket Force wurde er Chinas Außenminister mit der kürzesten Amtszeit.
Der Insider vermutet, dass Qin Opfer eines Angriffs der „Prinzlinge“ geworden sei, die ihn aus Eifersucht loswerden wollten. Die Prinzlinge, der „Rote Adel“ der Kommunistischen Partei Chinas, sind die Nachkommen der hohen Parteifunktionäre der ersten und zweiten Generation. Diese kleine Gruppe genießt besondere Privilegien und hat einen großen Einfluss auf Chinas Politik und Gesellschaft.
Der Sturz von Außenminister Qin durch Xi Jinping ist, der Quelle nach, eine Folge der Kombination aus Frau Fus Geständnis und dem hinterlistigen Treiben der Prinzlinge.
Wird Qin Gang „verschwinden“?
Die Quelle meinte, dass die Geschichte für Herrn Qin wahrscheinlich kein Happy End haben werde. „Die Kommunistische Partei Chinas ist sehr bösartig, wenn es um die Eliminierung von Dissidenten geht“, sagte er.
Der Insider erklärte: „Xi Jinping ist seit Langem ein paranoider Mensch und hat immer Angst, dass andere sich ihm widersetzen wollen. Deshalb wird jeder eliminiert, der auch nur die geringste Bedrohung für Xi Jinping darstellt. Sobald Xi Jinping glaubt, dass Herr Qin Ambitionen hat, wird er Herrn Qins Leben ein Ende setzen. Jetzt glaubt Xi Jinping nicht nur, dass Qin Gang versucht hat, ein Verbrechen zu vertuschen, er vermutet sogar, dass Qin Gang versucht, den Thron zu übernehmen“, so der Insider.
Das Ausscheiden der Generäle
Der ehemalige chinesische Fregattenkapitän (Oberstleutnant) Yao Cheng lebt im amerikanischen Exil, unterhält jedoch auch heute noch zahlreiche Verbindungen ins chinesische Militär. In der NTDTV-Sendung „Pinnacle View“ erklärte Yao, dass der Detailgrad des amerikanischen CASI-Berichts „erschütternd“ gewesen sei und hochspezifische Informationen enthalten habe. Aufgrund der internen Geheimhaltung seien diese überhaupt nicht für Militärmitarbeiter von niedrigerem Rang zugänglich.
Xi Jinping habe im Namen der Korruptionsbekämpfung eine Reihe
Militärführer abgesetzt. Die Raketentruppe (PLARF) habe dies jedoch nur selten berührt. Allerdings hätten in den letzten Monaten chinesische Medien innerhalb und außerhalb Chinas über Säuberungen in der Rocket Force berichtet. Mehrere Generäle seien entfernt worden und die KPC versuche das Leck zu schließen, welches zu dem CASI-Report geführt habe.
Am 6. Juli verstarb der ehemalige Vize-Kommandeur der PLARF, Generalleutnant Wu Guohua, im Alter von 66 Jahren an einem Schlaganfall, so die offizielle Version. Erst mehr als drei Wochen später, am 27. Juli, berichtete das chinesische Newsportal „Paper“ über den Tod des ranghohen Militärs. Kurz darauf wurde der Artikel gelöscht. Bereits am 10. Juli hatte jedoch das taiwanische Nachrichtenportal „NewTalk“ unter Berufung auf Insiderquellen über einen mutmaßlichen Selbstmord des Generals berichtet.
Yao Cheng meinte, dass die KPC den Tod des Generals höchstwahrscheinlich aus Angst vor einer Destabilisierung des Militärs verschwiegen habe. Der frühere Fregattenkapitän fügte hinzu, dass aufgrund der Bemühungen von Xi Jinping im Namen der Korruptionsbekämpfung bereits sieben chinesische Marineoffiziere Selbstmord begangen hätten. Alle sollen „an einer Krankheit gestorben“ sein, habe es geheißen.
Bei all diesen Geschehnissen bleibt abzuwarten, was wohl mit Qin Gang passieren wird. Aktuell ist er immer noch Staatsrat. Möglicherweise wird ihm dieser Posten aber ganz im Stillen entzogen werden. Ganz in Stille könnte Qin Gang dann auch verschwinden – diesmal ganz ohne internationales Aufsehen.
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