Bürokratie zu durchbrechen „ist wie der Schwerkraft zu trotzen“

Wegen außer Kontrolle geratener Bürokratie: Der Cheftechniker der Luft- und Raumfahrtstreitkräfte im Pentagon tritt zurück.
Bürokratie-Wahnsinn im Pentagon
Bürokratie behindert Innovationen – nicht nur im Pentagon.Foto: iStock
Von 21. April 2022

Das Pentagon hat erneut einen hochrangigen IT-Beamten verloren. Am 18. April verkündete Preston Dunlap, Cheftechniker der Luft- und Raumfahrtstreitkräfte, seinen Rücktritt. In einem offenen Rücktrittsschreiben erklärte Dunlap, dass er stolz auf die drei Jahre im Verteidigungsministerium sei. Jedoch hätten Bürokratie, eine risikoscheue Kultur und andere interne Probleme die Innovation schwieriger gemacht, als sie hätte sein müssen.

Er sagte, dass das Ministerium ein Umfeld fördere, in dem es „schwer, aber nicht unmöglich“ sei, innovativ zu sein. Dunlap verglich den nötigen Aufwand zum Durchbrechen der Pentagon-Bürokratie mit dem nötigen Aufwand, Satelliten an der Erdanziehung vorbei zu schieben. „Ich habe die letzten drei Jahre damit verbracht, der Schwerkraft zu trotzen und dringend benötigte Technologie in die Hände unserer Betreiber zu bringen“, sagte Dunlap.

Mit der derzeitigen Arbeitsweise stehe sich das Pentagon demnach selbst zu lange im Weg. „Wenn die Regierung es schafft, etwas zu produzieren, ist es zu oft schon veraltet. Kein Unternehmen würde auf diese Weise überleben, und das sollte es auch nicht.“

Bereits Monate zuvor verließen mit Jason Weiss und Nicolas Chaillan zwei hochrangige Software- und IT-Spezialisten das Pentagon. Sowohl Weiss als auch Chaillan hatten in ihren Rücktritten davor gewarnt, dass eine außer Kontrolle geratene Bürokratie talentierte und engagierte Mitarbeiter am Erfolg hindert. „Dies ist ein großer Verlust für das Verteidigungsministerium. Die Zahl der Top-Talente, die das Pentagon verlassen, ist sehr besorgniserregend“, kommentierte Chaillan den Rücktritt Dunlaps.

Pentagon ohne Budget, Autorität und Vision

In seinem achtseitigen Rücktrittsschreiben beschreibt Dunlap das düstere Bild einer Militärbürokratie. Diese laufe Amok und stelle wenig bis gar keine Ressourcen oder Unterstützung zur Verfügung.

„Es überrascht niemanden, der schon einmal für oder mit der Regierung gearbeitet hat, dass ich bei meiner Ankunft auf mich allein gestellt war. Ich hatte kein Budget, keine Autorität, keine Leute, keine Computer und keine Netzwerke. Außerdem fand ich eine undichte Decke und sogar einen kaputten Vorhang vor“, sagte er. „Traurigerweise war ich wahrscheinlich besser dran als die meisten, die sich zum Dienst melden.“

Neben der enormen bürokratischen Innovationsbremse schien ebenso die altbewährte Technik nicht zuverlässig zu sein. „Ironischerweise benachrichtigte man mich, während ich das Rücktrittsschreiben verfasste, dass die Telefonleitungen des IT-Hilfeservice im Pentagon ausgefallen sind. Die Telefonleitungen sind ausgefallen? Leute, es ist 2022.“

Ein starkes Team aus engagierten und qualifizierten Mitarbeitern sei laut Dunlap zwar vorhanden, jedoch werden diese in ihrer Bemühung, das Pentagon zu revolutionieren, oft durch die Bürokratie ausgebremst.

Dieses Problem ist jedoch schon länger bekannt. So wurde die Pentagon-Bürokratie bereits als „brutal“ bezeichnet und lähme das amerikanische Militär. Die Entwicklung von Waffenprogrammen beispielsweise dauere im Durchschnitt 10 bis 15 Jahre. Andere Systeme seien zudem ganz verworfen worden, weil sie nicht sofort erfolgreich waren, wie etwa die Bestrebungen zur Entwicklung von Hyperschallwaffen.

Die Dynamik stirbt

Dunlap verwies auf mehrere bedeutende Errungenschaften hin, die er und seine Kollegen in seinen drei Jahren im Pentagon erzielten. Darunter seien unter anderem der erfolgreiche Einsatz von 5G-Netzwerken und KI und die Nutzung kommerzieller Satelliten zur Verbesserung der Ausfallsicherheit von Regierungsdaten.

Schlüsselprojekte des 21. Jahrhundert laufen jedoch Gefahr, in Abwesenheit von Führungspersönlichkeiten ins Stocken zu geraten, so Dunlap. Das Pentagon müsse demnach schnell handeln, um die wachsende Lücke an guten IT-Experten zu füllen. Weiterhin soll die Entwicklung neuer Programme dazu beitragen, militärische Daten zusammenzuführen und einen schnellen Datenfluss zu ermöglichen. Der Mangel an finanziellen Mitteln für die Umsetzung derartiger Programme war einer der Hauptgründe für Chaillans Rücktritt.

„Auf dem Weg zu unseren Erfolgen haben mein Team und ich viele bürokratische Narben erlitten, aber wir haben die Schwerkraft besiegt“, so Dunlap. „Letztendlich haben mein Team und ich bewiesen, dass wir der Schwerkraft trotzen und Veränderungen herbeiführen können. Aber wir sollten uns nicht damit zufriedengeben. Wir brauchen diese Art von Fortschritt in Maßstab.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Another Top Pentagon Tech Official Resigns, Says Breaking Through Bureaucracy Was Like ‘Working to Defy Gravity’“ (deutsche Bearbeitung ts)



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