"Zunehmend fragwürdige Sicherheitslage"
Australien schließt vorübergehend seine Botschaft in Afghanistan

Afghanistans Hauptstadt Kabul am 3. August 2019. Zu diesem Zeitpunkt begannen die Verhandlungen zwischen den USA und den Taliban.
Foto: WAKIL KOHSAR/AFP via Getty Images
Angesichts der zunehmend unsicheren Lage in Afghanistan infolge des internationalen Truppenabzugs wird Australien seine Botschaft in Kabul vorübergehend schließen.
Die diplomatische Vertretung seines Landes werde von Freitag an geschlossen bleiben, teilte der australische Premierminister Scott Morrison am Dienstag mit. Die radikalislamischen Taliban erklärten derweil, sie seien für ausländische Vertretungen keine Bedrohung.
Die Botschaft in Kabul werde wieder geöffnet, „sobald die Umstände es erlauben“, erklärte Morrison weiter. Ohne die zuletzt 80 australischen Soldaten am Hindukusch und die Unterstützung der USA gebe es eine „zunehmend fragwürdige Sicherheitslage“.
Seine Regierung sei unterrichtet worden, dass die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen für eine fortdauernde diplomatische Präsenz nicht erbracht werden könnten, sagte Morrison.
Afghanisches Außenministerium hofft, dass Australien seine Entscheidung überdenkt
Das afghanische Außenministerium äußerte die Hoffnung, dass Australien seine Entscheidung überdenken werde.
Aus Sicherheitskreisen heißt es, dass die afghanischen Sicherheitskräfte auch nach zwei Jahrzehnten der Präsenz ausländischer Truppen im Land nicht über die Möglichkeiten verfügen, verlässlich für Sicherheit in Afghanistan zu sorgen. Beobachter befürchten, dass der Ende April angelaufene Nato-Truppenabzug das Land in ein neues Chaos stürzen könnte.
Taliban: Ausländische Diplomaten und Hilfsorganisationen können auf ein „sicheres Umfeld“ setzen
Taliban-Sprecher Mohammed Naeem sagte der Nachrichtenagentur AFP, ausländische Diplomaten und Hilfsorganisationen könnten auf ein „sicheres Umfeld“ setzen. „Wir werden für sie keine Bedrohung darstellen“, sagte der Sprecher.
Die USA sowie alle Nato-Verbündeten begannen Ende April mit dem Abzug ihrer Soldaten. Damit endet am Hindukusch auch der bisher größte, teuerste und verlustreichste (59 Todesfälle) Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr.
US-Präsident Joe Biden hat für den vollständigen Truppenabzug aus Afghanistan den 11. September als Termin genannt, den 20. Jahrestag der Terroranschläge von New York und Washington. (afp/er)
Kommentare
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Alter weißer Mannvor 4 Jahren
Niemand wird Afghanistan befrieden können.
Dazu müsste erstmal geklärt werden, was die Afghanen darunter verstehen! Dann darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass jede Situation ihre Profiteure hat. Warum sollte diese Klientel zukünftig auf ihre Vorteile verzichten?
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Kommentare
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Alter weißer Mannvor 4 Jahren
Niemand wird Afghanistan befrieden können.
Dazu müsste erstmal geklärt werden, was die Afghanen darunter verstehen! Dann darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass jede Situation ihre Profiteure hat. Warum sollte diese Klientel zukünftig auf ihre Vorteile verzichten?