Auflösung der „Sittenpolizei“ im Iran: FDP spricht von Ablenkungsmanöver

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hält die Auflösung der iranischen „Sittenpolizei“ für eine Finte der politischen Führung. Andere Kritiker sprechen von einem „Etappensieg“. Ab Montag sind landesweit weitere Proteste und Streiks geplant.
Titelbild
Der FDP-Abgeordnete Bijan Djir-Sarai ist selbst im Iran geboren.Foto: Adam Berry/Getty Images
Epoch Times4. Dezember 2022

Im Iran ist nach Angaben des Generalstaatsanwalts die Sittenpolizei aufgelöst worden, die bislang hauptsächlich für die Einhaltung der Kleidungsvorschriften von Frauen zuständig war.

„Das Regime steht vor dem Zusammenbruch und versucht, sich mit Ablenkungsmanövern zu retten“, kommentiert FDP-Generalsekretär Djir-Sarai gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die Mehrheit der Menschen kennt die Lügen der Führung und lässt sich nicht beirren.“ Laut dem FDP-Politiker wollen sie „die Abschaffung der Islamischen Republik“, sagte der FDP-Politiker, der selbst im Iran geboren wurde.

„Die Sittenpolizei wurde aufgelöst, aber die Justizbehörde wird sich weiterhin mit dieser gesellschaftlichen Herausforderung auseinandersetzen“, zitierte die Tageszeitung „Shargh“ den Generalstaatsanwalt Mohammed-Dschafar Montaseri.

Reaktionen auf die Auflösung

Kritiker der politischen Führung reagierten verhalten auf die Ankündigung. Das Problem sei nicht die Sittenpolizei, sondern die Aufhebung des Kopftuchzwangs, schrieb ein iranischer Aktivist auf Twitter. „Frauen müssen überall ohne Kopftuch verkehren können“, forderte er. Und dies sei „nur der erste Schritt.“

Beobachtern zufolge bedeute die Auflösung der Sittenpolizei zwar kein Ende des Kopftuchzwangs für Frauen, stelle aber einen wichtigen Teilerfolg der Frauenbewegung im Iran dar. Details zur Auflösung gab es nicht und einige Einheimische sprechen sogar von einer „Ablenkung“.

Die Sittenpolizei war der Auslöser der seit über zwei Monaten andauernden systemkritischen Aufstände in dem Land. Mitte September verhafteten die islamischen Sittenwächter die 22-jährige Mahsa Amini. Unter ihrem Kopftuch sollen ein paar Haarsträhnen hervorgetreten sein. Amini starb wenige Tage später in Polizeigewahrsam. Seitdem protestieren im Iran Menschen gegen das islamische System und dessen Gesetze und Vorschriften.

Seit dem Ausbruch der Proteste werden der Kopftuchzwang und die islamischen Kleidervorschriften von vielen Frauen, besonders in Großstädten, zunehmend ignoriert. Laut islamischen Gesetzen müssen Frauen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch sowie einen langen, weiten Mantel tragen, um Haare und Körperkonturen zu verhüllen. Dieses Gesetz ist seit über 40 Jahren Teil der gesellschaftspolitischen Doktrin des islamischen Systems.

Hunderte Tote

Seit Beginn der Demonstrationen wurden nach Einschätzung von Menschenrechtlern rund 470 Demonstranten getötet, darunter 64 Kinder und 60 Sicherheitskräfte. Die offiziellen Angaben diesbezüglich sind widersprüchlich. Der Sicherheitsrat spricht von 200, ein Kommandeur der Revolutionsgarden von 300 Toten.

Außerdem wurden in den vergangenen mehr als zwei Monaten Tausende verhaftet, unter ihnen Studenten, Journalisten, Sportler sowie Künstler. Einige Demonstranten wurden von Revolutionsgerichten auch bereits zum Tode verurteilt. Ab Montag sind landesweit weitere Proteste – und laut Oppositionskreisen auch Streiks – geplant. (dpa/dts/il)



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