Afrika bekommt seinen ersten Weltraumbahnhof – in Dschibuti
Dschibutis „afrikanischer“ Traum scheint in greifbare Nähe zu rücken: Mit chinesischen Mitteln will die kleine Nation den ersten Weltraumbahnhof Afrikas realisieren. Das eine Milliarde Dollar teure Projekt umfasst unter anderem den Bau einer Hafenanlage, eines Stromnetzes und einer Autobahn, um den zuverlässigen Transport von Raumfahrtmaterial zu gewährleisten.
Zunächst hat der Präsident von Dschibuti, Ismail Omar Guelleh, am 9. Januar ein vorläufiges Abkommen unterschrieben, das im März 2023 offiziellen Charakter erhalten soll. Bei den Investoren handelt es sich um das Unternehmen Hong Kong Aerospace Technology Group und die Shanghaier Touchroad International Holdings Group.
In der Vereinbarung heißt es, dass die Regierung von Dschibuti das „erforderliche Land“ mit einer Mindestgröße von zehn Quadratkilometern und die dazu notwendige Unterstützung für den Bau und den Betrieb des Weltraumbahnhofs zur Verfügung stelle. Dazu wurde ein Pachtvertrag mit einer Laufzeit von mindestens 35 Jahren festgelegt.
Nach 30 Jahren gemeinsamer Verwaltung solle die Infrastruktur dann endgültig an die dschibutische Regierung übergeben werden. Der gesamte Bau soll in den kommenden fünf Jahren fertiggestellt werden.
Das Unternehmen Hong Kong Aerospace Technology teilt in einer Erklärung mit, dass der Weltraumbahnhof in Dschibuti den Partnern ermögliche, die „Ressourcen der Republik Dschibuti und die Geschäftsbeziehungen von Touchroad in Afrika zu nutzen“. Auf diese Weise sei für einen „reibungslosen Einstieg in die Luft- und Raumfahrtbranche in der Republik Dschibuti“ gesorgt.
Die Startbasis wird Ostafrika „aus dem Dornröschenschlaf holen“
Laut Victor Mwongera, Leiter des Fachbereichs Maschinenbau an der Kenyatta-Universität, wird das Vorhaben eine Startbasis zur Verfügung stellen, die allen Afrikanern dienen wird. „Sie wird Ostafrika aus dem Dornröschenschlaf holen, was die aktive Entwicklung weltraumgestützter Innovationen angeht“, erklärte er in einem afrikanischen Newsportal.
Mwongera sieht die Expansion der afrikanischen Raumfahrtindustrie – einige afrikanische Länder bauen und betreiben bereits ihre eigenen Mikrosatelliten – als einen wachsenden Trend. Er erklärt, dass die ostafrikanischen Länder aufgrund ihrer Nähe zum Äquator gut positioniert seien, um Raumfahrtzentren zu beherbergen. Der 35-jährige Mwongera sagt:
Es hat eine Weile gedauert, aber wir haben als Kontinent Zeit gebraucht, um für dieses Zeitalter bereit zu sein. Jetzt, wo wir so weit sind, sehen wir, dass die Zahl der Satelliten zunimmt, und sie wird weiter steigen.“
Derzeit betreue er ein Team von Studenten der Kenyatta- und Nairobi-Universitäten. Diese seien dabei, eine Machbarkeitsstudie über den idealen Standort für die Errichtung eines Weltraumbahnhofs in Kenia zu erstellen. Einen idealen Standort hätten sie bereits ermittelt, momentan würde noch die Durchführbarkeit überprüft.
Laut dem jährlichen Branchenbericht 2022 des Forschungsunternehmens Space in Africa sei der Wert der afrikanischen Raumfahrt- und Satellitenindustrie auf mehr als 19,6 Milliarden Dollar gestiegen. Diese Entwicklung werde von 14 afrikanischen Ländern vorangetrieben, die bereits 52 Satelliten in den Weltraum gebracht hätten.
Das unterentwickelte Dschibuti – ein begehrtes Pflaster der großen Weltmächte
Dschibuti liegt an der Mündung des Roten Meeres und ist das Tor zum Suezkanal. Für China ist es ein Ort von großer strategischer Bedeutung und ein Knotenpunkt der Welthandelsrouten, die Asien, Afrika und Europa verbinden.
Im Jahr 2020 lebten dort rund 988.000 Menschen. Doch bis jetzt ist Dschibuti ein hochgradig unterentwickeltes Land mit einer hohen Arbeitslosenquote. Etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung lebt in Slums.
Dennoch weist die kleine Nation eine unerwartete Besonderheit auf: So befinden sich in Dschibuti Militärstützpunkte fast aller großen Weltmächte. Neben China sind dort auch die USA, Frankreich, Japan, Italien und Spanien vertreten, wie die „Handelszeitung“ berichtete. Selbst deutsche Soldaten seien im Rahmen der Anti-Piraterie-Mission „Atalanta“ zeitweise in Dschibuti stationiert.
Touchroad International Holdings Group verkehrt in über 20 afrikanischen Ländern
Der chinesische Geldgeber Touchroad gehört dem auf Afrika spezialisierten Unternehmer He Liehui. Er ist Vizepräsident der politisch wichtigen Chinese African People’s Friendship Assocation und hat bereits 2016 eine Sonderwirtschaftszone in Dschibuti gegründet.
Die Zeitung „China Daily“ beschreibt He Liehuis Karriere als beeindruckenden Aufstieg eines kleinen T-Shirt-Verkäufers, der mit nur 4.650 Yuan (700 Dollar) ein Einzelhandelsgeschäft eröffnet habe. Seine vielversprechende Anwaltskarriere habe er dafür extra aufgegeben. Etwa 17 Jahre später habe sich sein junges T-Shirt-Geschäft in eine multinationale Unternehmensgruppe verwandelt, die in den Bereichen Finanzen, Bergbau, Immobilien, Tourismus und Handel in 20 afrikanischen Ländern sowie in Europa und Amerika tätig sei. Zudem sei die Sonderwirtschaftszone „Touchroad Djibouti“ ein Dreh- und Angelpunkt der von China vorgeschlagenen „Neue Seidenstraße“-Initiative.
Derartige Werbung für ein chinesisches Privatunternehmen in der Zeitung „China Daily“ deutet darauf hin, dass die chinesische Regierung He Liehuis Unternehmen scheinbar mit Wohlwollen gegenüber steht. Das längst bekannte Begehren Chinas, seinen Einfluss außerhalb des Landes auch im Zusammenhang mit dem Seidenstraßenprojekt zu vergrößern, hat sich mit der Ausbreitung chinesischer Firmen weltweit gezeigt. Jedoch stehen diese alle unter strenger Kontrolle des chinesischen Staates.
Auf der Website des Fudan-Instituts zur Seidenstraßeninitiative wird beschrieben, dass He Liehui im Jahr 2001 seinen ersten großen Auftrag in Nigeria erhalten habe – einen Stoffauftrag im Wert von 700.000 Dollar. Da er nicht viel über Stoffe wusste, habe er Qualitätsprobleme mit den über seine Firma nach Nigeria exportierten Stoffen zu spät bemerkt. Der Kunde habe dann eine Entschädigung gefordert. He Liehui habe die Entschädigungssumme auf sich genommen. In den darauffolgenden Jahren habe er eine große Karriere gemacht.
Wie er mit seiner Firma aus den Schulden herauskam und diese sich zu einem aufsteigenden Afrika-Unternehmen entwickelte, bleibt ein unbeschriebenes Blatt. Die Vermutung liegt nahe, dass ihm von der Partei unter die Arme gegriffen wurde.
Als Staatspräsident Xi Jinping Dschibutis Präsidenten Ismail Omar Guelleh 2018 nach Peking eingeladen hatte, hatten die beiden Präsidenten eine „strategische Partnerschaft“ vereinbart. Einige Monate später wurde in Dschibuti die neue Sonderwirtschaftszone eingeweiht, die Präsident Guelleh als „Eingangstor für ganz Afrika“ bezeichnete.
Hong Kong Aerospace Technology Group entwickelt Satellitennetze – unter anderem für „Smart Cities“
Für die Hong Kong Aerospace Technology Group Limited (HKATG) scheint das Abkommen mit Dschibuti vielversprechend zu sein.
Das Unternehmen ist Hongkongs erstes kommerzielles Luft- und Raumfahrtunternehmen, das sich auf die Entwicklung von Satellitennetzen und die Feinmechanik von Satelliten spezialisiert. Zudem besitzt das Unternehmen eine Tochtergesellschaft auf dem Festland Chinas.
Die HKATG konstruiert, startet und betreibt die Satellitenkonstellation „Golden Bauhinia“, die städtische Ballungsgebiete abdeckt und Allwetter-Satellitendaten mit einer Bildauflösung von 0,5 Metern nahezu in Echtzeit (unter 5 Minuten) liefert.
Das Projekt ist das erste Satelliten-Starlink-Projekt in Hongkong, das dem Aufbau vernetzter Städte der Zukunft, sogenannter „Smart Cities“, gewidmet ist. Die Satellitenkonstellation, die im Jahr 2020 realisiert wurde, legt ihren Fokus auf Regionen wie das Perlflussdelta (Guangdong, Hongkong und Macao) sowie andere Städte in China und andere Länder.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion