Die „Digitale Seidenstraße“: Alle Router führen nach Peking
Bis 2025 die Industrie-Weltmacht sein, bis 2035 die Standards für neue Technologien setzen und 2050 die Weltherrschaft übernehmen – so lautet einer der Pläne des chinesischen Machthabers Xi Jinping. Darin enthalten ist als Ziel die digitale Dominanz der Welt.
Die „Digitale Seidenstraße“ ergänzt das Projekt „Belt and Road“ und bezieht sich auf die vier Bereiche drahtlose Netzwerke, Überwachungskameras, Unterwasserkabel und Satelliten. Aufbauend auf dieser Hardware sind umfangreiche KI-Anwendungen, BigData und andere strategische Technologien möglich, die für Peking sehr interessant sind.
In allen vier Bereichen positioniert sich China weltweit, nicht nur in den Schwellenländern – es ist ein Kampf um die Märkte von morgen.
Alle Router führen nach Peking
Der Kampf um die Vernetzung und die Kontrolle über die digitalen Netze zieht sich vom Meeresgrund bis in den Weltraum, von 5G bis zu KI-fähigen Überwachungssystemen.
In den 1990er- und 2000er-Jahren – während die USA und Europa mehr mit sich selbst beschäftigt waren – begannen chinesische Anbieter, einkommensschwache Märkte für ihre Digitalisierung zu gewinnen. Sie expandierten nach Russland, Kenia, Irak, Afghanistan und Mexiko sowie in ländliche Regionen weltweit.
Zwei chinesische Überwachungskonzerne, Hikvision und Dahua, liefern fast 40 Prozent aller Überwachungskameras der Welt. Chinesische Überwachungstechnologie wird in mehr als 80 Ländern eingesetzt. Nicht nur autokratische Herrscher sind daran interessiert. Zumeist werden sie als Schutz für mehr Sicherheit oder zum Kampf gegen Terrorismus beworben.
Hillman: Die „Netzwerkkriege haben begonnen“
„Nur China hat Unternehmen, die in jedem Schritt des Überwachungsprozesses wettbewerbsfähig sind, von der Herstellung von Kameras über die Schulung von KI bis hin zur Bereitstellung der Analysen“, schreibt Jonathan E. Hillman, Analyst und Direktor des „Reconnecting Asia Project“ am in Washington ansässigen Center for Strategic and International Studies. Für ihn ist klar: Die „Netzwerkkriege haben begonnen“.
Ein Element davon sind Unterwasserkabel. Eigene Kabel sorgen dafür, dass China unabhängig von ausländischen Unternehmen ist. Bisher liefen 95 Prozent der Daten über internationale Kabelbetreiber. China umgeht bei seinen Unterwasserkabeln das Territorium der USA und ihrer Verbündeten, was bei Konflikten von Vorteil sein kann.
Huawei Marine, ein Joint Venture zwischen dem aus Datensicherheitsgründen umstrittenen Telekommunikationskonzern Huawei und dem britischen Unternehmen Global Marine, verlegte Unterwasserkabel nicht nur zwischen Asien und Afrika sowie von Afrika nach Südamerika.
Andere chinesische Unterwasserkabel liegen zwischen Spanien und den Kanaren oder Italien, Israel, Griechenland und dem Schwarzen Meer. Eine neue Leitung namens PEACE (Pakistan und East Africa Connecting Europe) verbindet Pakistan und Dschibuti mit Safe-City-Überwachungsprojekten in Serbien bis hin nach Marseille (Frankreich). 2022 wird sie in Betrieb genommen. Die in Serbien verwendete Gesichtserkennungssoftware wurde bereits gegen Uiguren und andere ethnische Minderheiten sowie in Zentralasien eingesetzt.
Richtung Karibik ist das Unterwasserkabel „Caribbean Express“ im Bau, das Florida und Balboa (Panama) verbindet. Es zweigt nach Mexiko und Kolumbien ab und soll ab 2024 auch mit Kuba, Grand Cayman, Guatemala, Jamaika, Honduras, Nicaragua und Costa Rica verbunden sein.
Insgesamt, das gab Huawei Marine im Februar 2020 auf seiner Website „Submarinenetworks.com“ bekannt, schloss das Unternehmen weltweit 104 Verträge ab, die sich über 68 Länder erstrecken.
Weltraum: Satelliten und BeiDou III
GPS hat in China offiziell weitgehend ausgedient, seit das Satellitensystem BeiDou III mit geostationären Satelliten im Jahr 2020 fertiggestellt wurde. Im asiatisch-pazifischen Bereich wird für das System eine Positionsgenauigkeit von 5 Metern angegeben, global mit 10 Metern.
Für die Navigation im Straßenverkehr wurde das System unter anderem durch die Universität von Taschkent in Usbekistan getestet. Usbekistan ist einer der Mitgliedstaaten der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und ein wichtiges „Seidenstraßen-Land“. 2019 schloss das Land einen Vertrag mit Huawei über den Aufbau eines großen Verkehrsüberwachungssystems ab, das auf Gesichtserkennung basiert. Die Kosten liegen bei eine Milliarde Dollar.
BeiDou III dient sowohl zur Navigation von Landmaschinen und Fahrzeugen als auch zur Kommunikation. Hinzu kommen militärische Anwendungen, die chinesische Raketen, Kampfjets und Marineschiffe steuern und anleiten.
2018 begann Peking, diese militärischen Dienstleistungen Partnern und Interessenten anzubieten, was die weltweite Abhängigkeit von China erhöht.
„Es ist unsichtbar, aber überall“
„Es ist unsichtbar, aber überall. Selbst die traditionellen Infrastrukturprojekte haben eine digitale Komponente“, erklärt Hillman in seinem Buch „The Digital Silk Road“. Wenn China zum wichtigsten Netzbetreiber der Welt wird, könnte die Kommunistische Partei die globalen Daten-, Finanz- und Kommunikationsströme im Sinne ihrer Interessen umgestalten.
Noch sei die digitale Vorherrschaft Chinas nicht gesichert, schreibt Hillman. Die USA und ihre Verbündeten könnten bessere Alternativen finden.
Dazu müssen die USA und andere Staaten innovativer und aktiver sein und auch größere Risiken in den Schwellenländern eingehen. Sein Fazit ist: „Netze schaffen große Gewinner, und Amerika kann es sich nicht leisten, diesen Wettbewerb zu verlieren.“
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion